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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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stieg in einen Trans Am. Er fuhr einen Kreis, wobei mich seine Scheinwerfer kurz blendeten, und verschwand im Regen auf der unbefestigten Straße. Durch das Fenster des Wohnzimmers sah ich, wie das Mädchen erregt auf Fontenot einredete.
    Ich trat wieder auf die Veranda und öffnete die Tür.
    »Wollen Sie bei mir mitfahren, Rotschopf?« sagte ich.
    »Rotschopf?« sagte sie.
    »Kim.«
    »Warum nicht?« sagte sie.
    Im Wagen schwieg sie erstmal eine ganze Weile. Der Regen ließ nach, und zwischen den schwarzen Wolkenstreifen ging der Mond auf. Als wir wieder an dem Riedgras und den abgestorbenen Zypressen vorbeikamen, die unter Wasser standen, wurde das Licht der Scheinwerfer von den Kanälen und kleinen Buchten widergespiegelt wie Quecksilber. Ich öffnete mein Fenster einen Spalt, und der Wind roch nach Regen und Moos und nassen Blättern.
    »Sie waren wirklich bei der Polizei?« sagte sie.
    »Immer mal wieder.«
    »Warum haben Sie’s aufgegeben?«
    »Der Job hat mich aufgegeben.«
    »Man sagt, Sie hätten Schmiergelder genommen.«
    »Manchmal hat man eben eine schlechte Presse.«
    »Was war Ihr Eindruck von der Sache, die da gerade lief?« sagte sie.
    »Mein Eindruck ist, daß die alle im Knast landen.«
    »Sind Sie das?«
    »Was?«
    »Im Knast gelandet.«
    »Ich hab kurzzeitig in Lafayette gesessen«, sagte ich.
    »Weswegen?«
    »Mord.«
    Sie drehte den Kopf und sah mich zum ersten Mal, seit sie in den Wagen gestiegen war, voll an.
    »Es stellte sich heraus, daß ich unschuldig war. Ich hatte nichts damit zu tun«, sagte ich.
    »Aus Ihnen werd ich nicht schlau.«
    »Wieso das denn?«
    »Die hätten Sie heute nacht genausogut umlegen können. War Ihnen das nicht klar?«
    »Das traue ich denen nicht zu.«
    »Sie Witzbold. Sind Sie sicher, daß Sie ein Cop waren?«
    »Nun, sie arbeiten für Tony Cardo. Da werden sie wohl nicht seine Kunden umlegen, oder?«
    Ich spürte, wie ihr Blick forschend über mein Gesicht strich.
    »Der Typ mit dem Kopftuch, der die Ware gebracht hat...«
    »Ja?«
    »Er und Lionel haben einen Mann mit einer Klaviersaite erdrosselt. Halten Sie an der Tankstelle. Ich muß mal pinkeln.«
    Ich parkte unter einer wassertriefenden Eiche, und sie ging rein. Sie kam wieder heraus, stieg in den Wagen ein, und ich fuhr wieder auf die Straße. Es regnete jetzt gar nicht mehr; der Mond leuchtete hell am Himmel, und wenn der Wind durch das Riedgras und die Zypressen im Wasser blies, glimmerte das Licht auf dem Wasser wie silbrige Münzen.
    »Warum muß alles hier nach Schimmel und kaputten Abwasserrohren riechen?« sagte sie.
    »Vielleicht, weil’s hier eine Menge Schimmel und kaputte Abwasserrohre gibt.«
    Zum ersten Mal lächelte sie.
    »Wen haben sie umgelegt?« sagte ich.
    »Hab ich was in der Richtung erwähnt? Ich rede immer Unsinn, wenn meine Blase voll ist.«
    Sie band ihr Haar mit einer Bandana hoch und sah aus dem Fenster.
    »Kennen Sie Jimmie Lee Boggs?« fragte ich.
    »Den Fernsehprediger aus Baton Rouge?«
    »Vor einem Typ wie Lionel hab ich keine Angst, aber Boggs ist was Besonderes.«
    »Was geht’s mich an?«
    »Nichts. Ich hab Sie mitgenommen.«
    »Und Sie wollen sich das bezahlen lassen.«
    »Sie sind ganz schön ausgebufft.«
    »Sie scheinen ein netter Kerl zu sein. Ich weiß nicht, welcher Teufel Sie reitet, daß Sie jetzt unbedingt mit Drogen dealen müssen, aber Sie sind ein blutiger Anfänger. Kennen Sie die Stelle, wo South Carrollton an den Damm anschließt?«
    »Ja.«
    »Da wohne ich. Wenn das für Sie zu weit vom Schuß ist, nehme ich die Straßenbahn.«
    »Ich fahre Sie heim. Wohnen Sie allein?«
    »Sie meinen, ob ich mit einem Mann zusammenlebe. Klar, Tony C. hat was übrig für Frauen, die mit anderen Männern zusammenleben. Sie sind wirklich zum Schießen.«
    Sie schloß die Augen und schlief ein, den Nacken an der Rücklehne, die Beine ausgestreckt über dem Karton mit Kokain. Sie hatte eine Hakennase wie ein Römer. Im Mondlicht hatte ihr Gesicht einen knochigen Glanz.
    Später fuhr ich durch South Carrollton bis zum Fluß und weckte sie auf, als wir das Ende der Straße erreichten.
    »Wir sind da«, sagte ich.
    Sie rieb sich das Gesicht mit der Hand und öffnete und schloß den Mund.
    »Ich würde Sie ja gerne noch auf einen Drink reinbitten, aber ich muß morgen früh um sieben im Club sein. Der Schnapslieferant kommt morgen. Wenn ich nicht da bin, bescheißt er Tony hinten und vorne.«
    »Schon in Ordnung.«
    Sie öffnete die Wagentür und streckte ein Bein heraus. Im

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