Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
Wir nehmen Alafair mit und essen Krebse bei Mulate’s. Danach fahren wir dann nach Baton Rouge.«
    Einen Augenblick lang gab sie keine Antwort; dann sagte sie: »Es schmeichelt mir, daß du mich deiner Tochter vorstellen willst, aber meinst du nicht, daß du vielleicht nur versuchst, die Fehler von gestern zu korrigieren?«
    »Nein«, sagte ich und fühlte dabei, wie mir das Blut in die Kehle stieg.
    »Denn wenn dich dein Gewissen drückt oder du das Gefühl hast, daß du bei mir etwas gutzumachen hast, muß damit auf der Stelle Schluß sein.«
    »So ist es nicht.«
    »Wie ist es dann?«
    »Es ist ein wunderschöner Tag. Es wird ein wunderschönes Wochenende. Warum riskieren wir es nicht?«
    »Du hast vor dreißig Jahren über uns beide entschieden, Dave. Ich hatte keine Chance, zu dieser Entscheidung beizutragen. Und wie sich zeigte, waren die meisten meiner Entscheidungen seither schlecht.«
    »Boots, ich werde dir nie wieder absichtlich weh tun.«
    »Die größten Schmerzen fügen einem immer die Menschen zu, die einem lieb und teuer sind. Und sie machen das in den seltensten Fällen absichtlich. Deswegen tut es ja so weh.«
    »Wann immer der Punkt kommt, an dem du so empfindest, brauchst du bloß zu sagen; ›Ich will nach Hause, Dave. Wir wollen nicht versuchen, die Jugend wiederzubeleben.‹ Dann ist die Sache sofort erledigt.«
    »Am hellichten Tag versprechen die Leute viel.«
    Dieses Mal blickte ich sie nur über den Tisch hinweg an. Ihr Haar war so dicht und schön, daß ich herüberfassen wollte, um es zu streicheln.
    »Bist du sicher, daß du das willst?« sagte sie schließlich.
    »Für mich gibt’s auf der ganzen Welt nichts Schöneres«, sagte ich.
    Ich setzte sie bei ihrem Haus ab, ging wieder in meine Wohnung und packte. Ich hinterließ eine Nachricht für Minos auf dem Anrufbeantworter, und zwei Stunden später waren wir beide auf dem Weg quer durch das Atchafalaya-Becken. Es war ein makellos schöner blaugoldener Herbsttag. Der Wind blies durch die kleinen Buchten und das Riedgras und die abgestorbenen Zypressen, und der erhöhte Highway war wie eine lange weiße Leitung in die Vergangenheit.
    Ein Footballspiel zwischen der LSU und Ole Miss ist ein unvergeßliches Ereignis: Die Zuschauerränge sind dicht gefüllt, ein dunstiger Nebel sammelt sich um die Lichter am Himmel, dröhnende Kapellen marschieren über das Spielfeld und die Cheerleader wirbeln wie Zirkusakrobaten umher. Im Publikum werden Südstaatenflaggen wild geschwenkt, und ein Maskottchen, Mike der Tiger, wird steifbeinig im Käfig durchs Stadion gezogen. Die Mädchen haben sich Chrysanthemen an die Pullover gesteckt, und ihr Atem duftet süß nach Bourbon und Coca-Cola. Dann reißt es auf einmal mit einem ohrenbetäubenden Aufschrei einhunderttausend Zuschauer gleichzeitig von den Sitzen, als die Mannschaft der Louisiana State University aufs Spielfeld kommt. Die Trikots in Gold, Lila und Weiß glänzen im Licht der Scheinwerfer und scheinen den Spielern enger am Körper anzuliegen als ihre eigenen Muskeln.
    Auf dem Heimweg schlief Alafair zwischen uns beiden ein, und ich trug sie in ihr Zimmer und deckte sie gut zu. Dann wärmte ich etwas boudin auf, das Bootsie und ich am Küchentisch aßen. Es war ein langer Tag gewesen, und die Erschöpfung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie lächelte und versuchte, bei der Sache zu bleiben, während ich sprach, aber die Augen fielen ihr immer wieder zu, und schließlich sackte ihre Hand vom Tisch.
    »Da wird es Zeit für jemanden, ins Bett zu gehen«, sagte ich.
    »Es tut mir leid. Ich bin so müde. Es war ein wunderschöner Tag, Dave.«
    »Morgen wird’s sogar noch besser.«
    »Das weiß ich«, sagte sie.
    »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht. Sei nicht böse, daß ich so müde bin.«
    »Das macht doch nichts. Du hast alles Recht dazu. Ich seh dich dann morgen früh.«
    Sie ging ins hintere Schlafzimmer, und ich sah noch für ein paar Minuten Licht unter ihrer Tür hindurchscheinen. Ich schaltete den Fernseher im Wohnzimmer ein und legte mich dort auf die Couch. Das Licht in ihrem Zimmer erlosch, und ich starrte auf den Fernseher, wo im Spätprogramm ein Film mit einem berühmten Schauspieler lief, der vom Dienst in Vietnam zurückgestellt worden war, weil er seine Mutter ernähren mußte. Ich nahm es dem Schauspieler nicht übel, daß er sich hatte zurückstellen lassen, aber das bedeutete trotzdem nicht, daß ich ihn mir anschauen mußte. Ich schaltete das Gerät ab und legte mich auf den

Weitere Kostenlose Bücher