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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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aßen. Das Haus hatte keinerlei Wärmeisolation, mal abgesehen von der Tapete mit zahllosen Wasserflecken und Rissen, und die gelben Flammen, die den steinernen Kamin hochkrochen, richteten wenig gegen die Kälte im Raum aus. Der Himmel draußen war schwarz, und der Regen hinterließ Schlieren am Fenster. Als sie fertig gegessen hatten, räumte Kim den Tisch ab und Lionel zog sich ins Hintere des Hauses zurück. Fontenot öffnete die Puderdose und schniefte noch etwas Schnee von der Klinge seines Messers.
    »Ich muß mal aufs Klo«, sagte ich.
    Er befeuchtete die Lippen und lächelte mich an.
    Ich ging einen kurzen Flur entlang, öffnete die Tür zu einer Abstellkammer, vorbei an einem Schlafzimmer, in dem Heuballen gestapelt waren, und öffnete die letzte Tür im Flur. Lionel saß auf der Kante eines Messingbetts. Er hatte den linken Arm mit seinem Gürtel abgebunden, und die Spritze steckte in einer dicken, dunkelroten Vene. Auf einem Nachttischchen neben dem Bett stand eine brennende Kerze, daneben lag ein Kochlöffel mit umgebogenem Griff. Er hatte sich gerade einen Schuß gesetzt. Sein Kopf war nach hinten geneigt, der Mund stand offen, und der Unterkiefer war schlaff, wie während eines Orgasmus. Das Licht der Kerze flackerte auf dem Umriß seines muskulösen Körpers. Sein Atem ging in dem Rhythmus, in dem die Droge durch sein System pulste, und er versuchte, seinen Blick auf mich zu konzentrieren und wieder Herr der Lage zu werden.
    Er legte die Spritze weg, löste den Gürtel vom Arm und setzte sich gerade.
    »Was zum Teufel wollen Sie, Mann«, sagte er mit heiserer Stimme.
    »Ich suche das Klo.«
    »Das ist draußen. Hinter dem Haus.«
    Ich schloß die Tür, um ihn sich selbst zu überlassen, trat hinaus in den Regen, kam dann durch die Küche wieder ins Haus. Kim lehnte an der Spüle, den Blick zum Boden gewandt. Sie hatte die Lederjacke ausgezogen, als sie die Sandwiches machte, und ihre Brüste zeichneten sich fest unter dem T-Shirt ab.
    »Habt ihr immer soviel Spaß dabei?« fragte ich.
    »Immer«, sagte sie.
    Fünfzehn Minuten später wurde endlich geliefert. Der Bote war ein Latino mit einer schwarzen Bandana um den Kopf. Er trug beigefarbene Zoot-Hosen und ein kanariengelbes Hemd, das er bis zum Nabel aufgeknöpft hatte. Ein Goldmedaillon, das den heiligen Christophorus zeigte, ruhte auf seiner dichtbehaarten Brust, und seine Lederjacke war so weich und geschmeidig wie warmes Fett. Er trug einen Pappkarton, der in einen schwarzen Plastikmüllsack gewickelt war. Er stellte den Karton auf den Tisch und entnahm ihm fünf einzelne Päckchen, die in Pergamentpapier gewickelt waren. Er öffnete ein Klappmesser und reichte es mir. Ich schnitt eines der Päckchen auf und machte ein Loch in die durchsichtige Plastiktüte darin. Ich rieb die weißen Körnchen zwischen meinen Fingern, wischte mir dann die Finger am Papier ab.
    »Wollen Sie nicht probieren?« sagte er.
    »Ich vertraue Ihnen.«
    »Sie vertrauen mir?« sagte er.
    »Ja.«
    Er sah Fontenot an.
    »Mr. Robicheaux huldigt gewissen Lastern nicht«, sagte Fontenot.
    »Das ist guter Stoff, Mann. Unverschnitten, wie es Ray wollte«, sagte der Latino. Winzige Aknenarben überzogen seine hohlen Wangen wie Nadelstiche. »Wo ist Lionel?«
    »Der schlummert ein wenig. Muß am Wetter liegen«, sagte Fontenot.
    Ich zog den braunen Umschlag mit dem Geld aus meiner linken Tasche und legte ihn Fontenot in die Hand. Er zählte die Scheine laut auf seinen Schenkel.
    »Alles klar. Das bringt wieder Leben in einen alten Mann«, sagte er.
    Der Latino warf verstohlene Blicke in die Küche, wo Kim am Tisch saß und mit einer Tasse Kaffee herumspielte. Ihre Augen starrten teilnahmslos aus dem Fenster in die Dunkelheit.
    »Annie und Carmen sind in der Bar an der Straße«, sagte er.
    »Es gibt keinen Grund dafür, sie noch länger warten zu lassen«, sagte Fontenot.
    Der Latino nickte mit dem Kopf in Richtung der Küche, einen fragenden Ausdruck im Gesicht.
    »Sie versteht das schon. Vielleicht kann sie ja mit Mr. Robicheaux zurückfahren«, sagte Fontenot.
    Ich steckte die fünf Kilo Kokain wieder in den Karton und wickelte ihn fest in den schwarzen Müllsack. Ich nahm ihn auf die Schulter.
    »Wenn ihr das nächste Mal einen Deal abzieht, warum dann nicht gleich auf dem Busbahnhof?« sagte ich.
    »Ey, das ist gut«, sagte Fontenot. Ich ging nach draußen zu meinem Pick-up, stellte den Karton auf dem Wagenboden ab und startete den Motor. Der Latino kam aus der Vordertür,

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