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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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kühle Luft, als hätte er Nasenbluten.
    »Ich glaube, Sie sollten mit jemandem reden«, sagte ich. »Ich glaube, Sie brüten da etwas aus, das Sie auffrißt.«
    Er legte einen Arm auf den aufgestellten Schläger und ließ den Kopf darauf ruhen.
    »Was will man denn tun, ein Kind braucht eine Mutter. Das ist alles eine riesige Scheiße, Mann«, sagte er. »Alles.«
    Als ich wieder in mein Zimmer kam, das auf einen kleinen Seitengarten hinausging, in dem eine Schaukel und ein einzelner moosüberwucherter Eichenbaum standen, lagen meine Kleider aus der Wohnung fein säuberlich gestapelt auf dem Bettüberzug. Selbst meine .45er, inklusive Reservemagazin und einer Schachtel Munition, lag auf einem sauber zusammengelegten Flanellhemd. Ich ging Tony suchen, aber er duschte gerade. Ich ging zur Haustür hinaus und folgte der langen, baumgesäumten Auffahrt bis zum Tor, wo Jess in einem blauen Trainingsanzug auf einem Stuhl saß. Der Reißverschluß des Oberteils war nur halb geschlossen, und auf seinem T-Shirt konnte ich die Lederriemen seines Schulterhalfters sehen.
    »Wo ist denn hier der nächste Drugstore?« sagte ich.
    »Was brauchen Sie denn?«
    »Nur ein paar Rasierklingen.«
    »Nur fünf Blocks weiter, gleich unten am See. Ich lasse einen Wagen holen.«
    »Der Spaziergang tut mir gut. Ich fühle mich immer noch, als hätte ich einen Tiefenkoller.«
    »Was?«
    »Machen Sie mir auf?« sagte ich.
    Er schloß die Kette auf und öffnete das Tor gerade so weit, daß ich hindurch konnte. Ich ging an einer Reihe von leicht erhöhten Vorgärten mit Gitterzäunen vorbei, die links und rechts von Oleander gesäumt waren, bis ich zu einer größeren Straße kam, wo ein Einkaufszentrum stand. Das Gebäude aus roten Ziegeln und mit einer ockerfarbenen Stuckfassade machte den Eindruck, als hätte man es irgendwo in Südkalifornien einfach aus dem Boden gerupft und so wie es war hier in der Mitte von New Orleans wieder abgestellt. Von einem Münztelefon vor einem Drugstore rief ich Minos an.
    »Sie haben es tatsächlich geschafft. Sie haben den Burggraben überquert und sind im Schloß«, sagte er, noch bevor ich etwas erklären konnte.
    »Woher wußten Sie, wo ich bin?«
    »Jeder, der durch dieses Tor fährt, wird auf Video festgehalten. Wie gefällt es Ihnen bei den Spaghettis?«
    »Kann ich nicht so genau sagen.«
    »Ich hatte Ihnen ja gesagt, Cardo hat nicht alle Tassen im Schrank.«
    »Minos, Sie und Ihre Leute machen ihm mächtig Druck, und, ehrlich gesagt, ich weiß nicht so recht, warum.«
    »Was reden Sie da?«
    »Er ist nur einer. Was ist mit diesen Leuten in Miami und Houston, die ihn umbringen lassen wollen? Die Chancen stehen nicht gut für Tony.«
    »Houston und Miami überlassen Sie mal uns. Wollen Sie weitermachen oder nicht, Dave?«
    »Ich habe mich noch nicht entschieden.«
    »Dann wird es verdammte Zeit.«
    »Ich will Boggs.«
    »Dann sind Sie am richtigen Ort. Der kommt wieder. Wäre nicht seine Art, lose Enden rumhängen zu lassen. Es heißt auch, daß sich jeder den Preis auf Tonys Kopf holen kann. Boggs wird sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen.«
    »Konnten Sie herausfinden, wer den Drogendeal verraten hat?«
    »Baxter sagt, er könne seinen Informanten nicht bloßstellen.«
    »Er hat keine Lust, einen Erfolg mit einer Bundesbehörde zu teilen.«
    »Vergessen Sie ihn. Noch was, gestern erhielt ich einen Anruf aus Washington mit einigen Informationen über Cardos Zeit beim Militär. Er hat einen Silver Star dafür bekommen, daß er einen Kameraden zu retten versuchte, der als Vorhut auf eine Mine getreten war.«
    »Das hat er mir nicht erzählt.«
    »Nachdem er verwundet wurde, haben sie ihn für die letzten vier Monate seiner Dienstzeit zurück ins Basislager nach Chu Lai versetzt.«
    »Warum haben sie ihn nach Chu Lai versetzt?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Irgendwas stimmt da nicht. Ein Marine bleibt für gewöhnlich bis zum bitteren Ende bei seiner Einsatztruppe, es sei denn, er ist wirklich schwer verletzt oder zweimal für Kampfverletzungen ausgezeichnet worden.«
    »Vielleicht hatte er Beziehungen. Hören Sie zu, Dave, lassen Sie die Finger von Cardos Psyche. Irgendwann werden wir ihn uns greifen. Sie werden mit großer Wahrscheinlichkeit dabei sein. Oder Sie werden vor Gericht gegen ihn aussagen müssen. Und dieser ganze Quatsch von wegen Soldatenehre und so weiter hat nichts damit zu tun. Soll ich Ihnen sagen, was Sie aus dem Vietnamkrieg lernen können? Man denkt nicht über

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