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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Burschen würden das tun, Dave.« Aber ich sah, wie sich sein Gesicht doch verdunkelte. Er blickte hinaus auf den Rasen und rieb mit dem Finger an seiner Schläfe.
    »Ich muß mal telefonieren«, sagte ich. »Eine Lady wollte mich heute morgen im Hospital besuchen.«
    »Wer ist sie?« fragte er und lächelte wieder.
    »Bootsie Giacano.«
    »Wirklich? Sie haben wirklich Geschmack. Die Braut, äh, ich meine Lady, hat Klasse. Bitte entschuldigen Sie meinen Wortschatz. Ich bin aufs College gegangen, auch wenn man’s die meiste Zeit nicht merkt.«
    »Sie kennen sie?«
    »Sicher. Ich bin Teilhaber ihres Unternehmens. Sie ist sehr nett. Ich mag sie.«
    Ich benutzte das Telefon in der Küche und sagte Bootsie, wo ich war und daß ich mich später mit ihr treffen würde.
    »Du bist wo?« sagte sie.
    Ich räusperte mich und sagte ihr noch einmal, daß ich im Haus von Tony Cardo war. Ich konnte hören, wie sie ins Mundstück des Hörers atmete.
    »Ich will dir keine weiteren Fragen stellen«, sagte sie. »Ich bin sicher, du weißt, was du tust, Dave. Du weißt doch, was du tust, oder?«
    »Aber sicher doch«, sagte ich und fügte hinzu: »Ich melde mich heute abend. Es ist alles in Butter, Kleines.«
    »Ja, ganz bestimmt«, sagte sie und hängte auf.
    Als ich mich wieder zu Tony setzte, kam gerade seine Frau in die Küche. Sie trug einen blauen Hausmantel und Slipper, ihr Gesicht war noch müde, und im Haar hatte sie rosa Lockenwickler. Sie sagte kein Wort. Sie goß sich aus der Kanne auf dem kunststoffbeschichteten Küchentresen eine Tasse Kaffee ein, schüttelte zwei Aspirin aus einer Tablettenflasche, legte sie neben ihre Untertasse und setzte sich dann mit dem Rücken zu uns an den Küchentisch. Sie rauchte stumm, während sie ihren Kaffee trank. Ihre Handrücken waren rauh und von dicken Adern durchzogen, und ihre Fingernägel, lang und knallrot lackiert, klickten laut, wenn sie nach der Kaffeetasse griff.
    »Clara, das hier ist Dave Robicheaux. Er hat heute nacht bei uns geschlafen«, sagte Tony.
    Wieder sagte sie kein Wort. An der Kopfhaut war ihr blondes Haar dunkel. Ich sah Nikotinflecken auf ihren Fingern, eingetrocknetes Make-up an den Mundwinkeln, und wenn sie atmete, wich das Blut aus ihren dünnen Nasenflügeln.
    »Dave und ich redeten gerade davon, Paul einmal zum Reiten mitzunehmen«, sagte Tony.
    Sie blies Rauch in Richtung der Fensterscheibe und schnippte die Asche in ihre Untertasse.
    »Vielleicht war das alles gestern abend ein bißchen laut«, sagte Tony.
    »Kann ich bitte mal unter vier Augen mit dir sprechen?« sagte sie.
    »Oh je«, sagte er.
    »Ich würde mir gerne mal Ihren Tennisplatz ansehen. Ich bin dann draußen«, sagte ich.
    »Ja, wir können nachher ein wenig spielen. Sagen Sie Jess, er soll die Ballmaschine aufladen«, sagte er, aber es gelang ihm , nicht, das Unbehagen in seinem Gesicht zu verbergen.
    Ich ging die Rollstuhlrampe hinunter und über den feuchten, schwammigen Rasen in Richtung des Tennisplatzes. Die Sonne über den Myrten war bleich und gelb, und Wasserstreifen zogen sich über den Windschutz aus Stoff. Nebelfetzen wurden vom See hergeweht und schimmerten matt auf der wachsartigen, grünen Oberfläche der Zitrusblätter. Hinter mir konnte ich ihre Stimme hören: »Sie können im Gästehaus bleiben... Ich will sie nicht überall im Haus haben... Hast du das Bad heute früh gesehen... Wenn du vernünftig wärst, hättest du nicht solchen Ärger, aber du mußt ja immer den großen Kriegshelden rauskehren... Alle sind es leid, Tony. Sie haben dir gegenüber lange Zeit viele Zugeständnisse gemacht, das wird nicht ewig weitergehen... Das wird dir jetzt vielleicht nicht gefallen, aber ich bin der Meinung, daß sie zu dir durchaus fair gewesen sind. Ich finde, du führst dich auf wie ein Verrückter... Los, los, stopf noch mehr von dem Zeug in dich rein. Es ist ja schließlich erst acht Uhr früh. Damit zeigst du’s denen in Miami.«
    So ging es zehn Minuten lang weiter. Ich konnte Jess nicht finden, also machte ich mich selbst daran, die automatische Ballmaschine zu laden. Als Tony mit einem überdimensional großen Tennisschläger auf der Schulter aus dem Haus kam, grinste er, als läge ein wunderschöner Tag vor ihm, über den nur er zu bestimmen hätte, aber seine Augen glänzten schwarz, wie unter Strom, und seine Gesichtshaut lag straff an den Knochen an. Ich konnte sehen, wie der Puls in seinem Hals jagte, als hätte er gerade einen Hundertmeterlauf absolviert.
    »Ich liebe den

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