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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Spätsommer in Louisiana. Was für ein schöner Morgen«, sagte er.
    »Wir hatten einen schönen Herbst.«
    »Sie sagen es«, sagte er, setzte die Ballmaschine mit einem Knopf an einer Fernbedienung in Gang und stellte sich wie ein Gladiator hinter der Grundlinie in Position.
    Ich setzte mich auf eine Bank und sah ihm zu, während die Maschine erst summte und dann mit lautem Plopp Bälle übers Netz schoß. Tony drosch mit wilder Energie auf die Bälle ein; seine Anstrengungen hinterließen tiefe Spuren in dem weichen Untergrund des Platzes.
    »Ist doch komisch, wieviele Leute was von einem wollen können«, sagte er. »Ehefrauen, Bräute, Cops, Rechtsverdreher, die Typen, die ich bezahle, dafür zu sorgen, daß ich am Leben bleibe. Man mietet ihre Loyalität tageweise. Ich kann Ihnen zweihundert Leute in dieser Stadt nennen, die ich reich gemacht habe. Selbst ein psychopathisches Stück Scheiße wie Jimmie Lee Boggs. Ob Sie’s glauben oder nicht, bevor er mit mir zu tun hatte, arbeitete er für ein paar Juden in Miami, die ihm pro Mord fünfhundert Dollar zahlten. Noch nachdem er Ihnen entwischt war, war die größte Sache, die er vorhatte, irgendeine schwarze Frau in New Iberia zu erpressen. Und jetzt hat er Stoff im Wert von einer halben Million Dollar.«
    »Was für eine schwarze Frau?« sagte ich.
    »Ich weiß nicht, er wollte sich einen Anteil an einem Bordell sichern oder so was. Das ist Jimmie Lees Vorstellung von einer richtig großen Sache.«
    »Moment mal, Tony. Das ist wichtig. Erinnern Sie sich noch an den Namen der Frau?«
    »Er war französisch. Mama Sowieso.« Er schlug einen langen Ball, der hinten auf den Windschutz prallte. »Ehrlich gesagt, es interessiert mich nicht besonders, über irgendwelche schwarzen Puffs zu reden.«
    »Ich muß Sie trotzdem fragen. Womit hat er sie erpreßt?«
    »Vielleicht drücke ich mich nicht klar genug aus«, sagte er, schlug einen Ball hart ins Netz und traf mit dem nächsten die Ballmaschine.
    »Vielleicht weiß er etwas, das einen jungen Mann vor dem elektrischen Stuhl bewahren könnte.«
    »Es hat irgendwas mit dem Mord an einem Redbone zu tun. Was zum Teufel weiß ich über Redbones? Irgendwas stößt mir da komisch auf. Sie reden von irgendeiner schwarzen Frau, von irgendeinem jungen Kerl, den Sie vor dem elektrischen Stuhl retten wollen, von einem Puff in New Iberia, aber kein Wort über die halbe Million Dollar, die Ihre Leute investiert haben. Das gibt mir ein wenig zu denken, Dave.«
    »Was da draußen auf dem Meer passiert ist, kann ich nicht ändern.«
    »Ach ja? Und was ist mit den Kerlen, deren Geld in den Arsch ging? Wie sehen die das?«
    »Das sind Leute aus der Ölbranche. Die haben mit der Unterwelt sonst nichts zu tun. Die werden gar nichts unternehmen.«
    »Dann kennen Sie offenbar ganz andere Leute als ich. Denn die Leute, mit denen ich bis jetzt zu tun hatte, sind zu allem fähig, wenn es um Geld geht. Wollen Sie mir etwa sagen, diese Kerle wären anders?«
    »Das muß ich einfach selbst regeln, Tony.«
    »Ja, wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich zusehen, daß ich’s geregelt kriege. Das würde ich allerdings.« Er senkte den Schläger und sah mich an, ein dunkles Leuchten in den Augen.
    Ein Ball pfiff an ihm vorbei und prallte hinter ihm auf den Windschutz. Er zog den Pullover aus, wischte sich damit den Schweiß aus dem Gesicht und warf ihn neben das Spielfeld.
    Dann überkam ihn auf einmal eine eigenartige Verwandlung. Das harte, schwarze Glänzen in den Augen, die Straffheit in den Gesichtszügen und der Muskulatur seines Körpers verschwanden auf einmal wie Luft, die aus einem Ballon entweicht. Seine Haut wurde aschfahl, Schweiß rann ihm in Strömen aus dem Haar, er schluckte tief in seiner Kehle, und seine Lungen schienen nicht richtig Luft zu bekommen.
    »Was haben Sie?« sagte ich.
    »Gar nichts.«
    Ich nahm ihn am Arm und ging mit ihm zur Bank. Der Arm war schlaff und weich in meiner Hand. Er stellte den Schläger auf den Boden und stützte seinen Kopf darauf. Schweiß tropfte von den winzigen Ohren.
    »Wollen Sie, daß ich Sie zu einem Arzt bringe?« sagte ich.
    »Nein.«
    »Wollen Sie, daß ich Ihre Frau hole?«
    »Nein. Das geht vorüber.«
    Ich hob seinen Pullover vom Boden auf und trocknete ihm damit ein wenig das Haar und den Nacken. Dann legte ich ihm den Pullover um die Schultern. Sein Atem ging jetzt wieder etwas regelmäßiger; dann hielt er sich mit zwei Fingern den Nasenrücken und beugte den Kopf nach hinten in die

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