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Flamingos im Schnee

Flamingos im Schnee

Titel: Flamingos im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Wunder
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Cam und überlegte, ob das irgendeinen Sinn ergab.
    »Wir wollen runter zu den Flamingos. Kommst du mit?« Sunny nahm Cam bei der Hand und drehte sich unter ihrem Arm hindurch. »Du wirst dich hier wie zuhause fühlen, wenn du sie siehst.«
    »Ist ein Vogelwanderzirkus in der Stadt oder so was?«
    »Nein, sie sind gerade von allein hier eingetroffen, ein ganzer Schwarm«, erklärte Royal.
    »Hunderte«, bestätigte Sunny. »Sie rasten bei dem Tümpel hinter der Grundschule.« Sie zog Cam zur Tür hinaus und hüpfte tänzelnd über die Main Street, immer noch barfuß und schmutzig und in dem Kleid von Freitagnacht.
    Cam ließ Sunny fahren, da sie kühn genug war, darum zu bitten, und den Weg wusste. Royal setzte sich nach hinten zu Tweety, und Cam umklammerte den Türgriff auf der Beifahrerseite. Sie war es nicht gewohnt, Cumulus aus der Hand zu geben.
    Sie fuhren an der Küste entlang auf den Leuchtturm zu. Die donnernde Brandung rechts von ihnen rief Cam wieder ins Bewusstsein, dass sie sich am Ende der Welt befanden, ein unheimliches Gefühl für jemanden, der mitten in einem Sumpf aufgewachsen war. Der Horizont war geradezu beängstigend. Kein Wunder, dass die Leute vor Columbus geglaubt hatten, sie könnten über den Rand fallen.
    »Lenkst du mal?«, sagte Sunny und wand sich aus ihrem Fleeceshirt.
    Gern doch , dachte Cam.
    »Hast du die schon gesehen?«, fragte Sunny kurz darauf, während sie mit den Knien lenkte und ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammenband. Cam versuchte, mit einem Auge die Straße im Blick zu behalten und zugleich nach dem zu schielen, was Sunny ihr zeigte: einen Wiesenhügel, in den große, graue, mit Flechten überzogene Felsen eingebettet lagen. Drei oder vier schwarzbunte Kühe grasten dort inmitten von violetten Blumen.
    »Ist das etwa Löwenzahn?«, fragte Cam.
    »Genau. Aus irgendeinem Grund wächst der hier lila. Sogar noch, wenn Pusteblumen daraus werden. Wir haben ein Fest im Frühling, bei dem alle kleinen Kinder der Stadt auf dem Marktplatz zusammenkommen und sich etwas wünschen und dann alle zugleich Löwenzahnsamen in die Luft pusten.«
    Sie schwiegen eine Weile, und Sunny ließ beide Hände am Lenkrad, sodass Cam sich ein wenig umschauen konnte. In fast jedem Vorgarten wurde irgendetwas zum Verkauf angeboten. Alte Fensterläden, Wetterfahnen, Schlitten, Stühle, Bärenskulpturen aus Baumstümpfen, geschnitzt mit der Kettensäge, Waschmaschinen und Wäschetrockner. Sie sah sogar ein Schild mit der Aufschrift: ZU VERKAUFEN: GEBRAUCHTE W HIRLPOOLS.
    » Ich hab meinen Whirlpool gern fabrikneu«, murmelte Cam.
    »Was?«, fragte Royal.
    »Ach nichts.«
    Sie hielten wieder auf die Küste zu. Cam ließ sich gerade von den glitzernden Sonnenflecken auf den Wellen bezaubern, als Sunny sagte: »Guckt euch diese beiden Deppen an!«
    Alec mit c versuchte sich als Anhalter an der Route 1 und sah sehr europäisch aus in seinen grauen Röhrenjeans und dem schwarzen Rollkragenpullover. Seine öligen schwarzen Haare hingen ihm wirr in die Stirn. Cam wurde gegen ihren Willen ganz aufgeregt, obwohl er ziemlich übel riechen musste in diesem Pullover bei der Hitze.
    O Mann, der biologische Imperativ ist wirklich stark , dachte sie. Sie sollte keine freudige Erregung empfinden bei seinem Anblick; das sollte einfach nur anonymer, gesichtsloser Sex zum Zweck der Entjungferung vor dem Grab gewesen sein. Kein Sex mit Schmetterlingen im Bauch und »O Gott, ich kann es kaum erwarten, ihn wiederzusehen« hinterher. Vor allem hätte sie nicht niedergeschlagen reagieren dürfen, als sie die schöne Rothaarige mit dem Porzellanteint sah – vermutlich die Stimme von neulich nachts –, die hinter ihm auftauchte und den Daumen ausstreckte. Cam fühlte sich auf einmal ganz schwer, so als würde Quecksilber durch ihre Adern fließen. Sie fühlte sich wie ein verseuchter Thunfisch.
    Bevor Cam etwas sagen konnte, hielt Sunny auch schon an. Sie ließ das Fenster herunter und fragte: »Wollt ihr zu den Flamingos?«
    Alec stieg hinten ein, woraufhin Royal Tweetys Käfig nach vorn reichte.
    »Es ist sehr gefährlich, Anhalter mitzunehmen«, murmelte Cam vor sich hin.
    »Hallo, Autumn und Alec«, sagte Sunny. »Kennt ihr Campbell schon?«
    Cams Herz hämmerte in ihrer Brust. Sie wischte sich die Hände an ihren Shorts ab und bemühte sich, Alec tapfer ins Gesicht zu sehen.
    »Nein«, erwiderte Alec knapp. Er sah aus dem Fenster, lehnte den Kopf dagegen und spreizte bequem die Beine. Autumn, noch so ein

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