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Flamingos im Schnee

Flamingos im Schnee

Titel: Flamingos im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Wunder
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die Erde, und dann kamen alle aus seiner Familie vorbei und sagten: ›Das geht nicht auf.‹ Du fandest das lustig und hast jedes Mal, wenn ich umgeblättert habe, gesagt: ›Das geht nicht auf.‹«
    »Wie ist es ausgegangen?«
    »Campbell, es war ein Kinderbuch, was glaubst du wohl?«
    »Scherz, Mom. Also echt, ich vermisse deinen Sarkasmus von früher. Jetzt muss ich Bart zurück zur Tierärztin bringen.«
    Auf der Fahrt zurück, Bart saß wieder auf ihrem Schoß, dachte sie an ihren Streit mit Perry gestern Abend. Daran, dass ihre Mom einen Garten anlegte. Und daran, wie ver zweifelt die beiden glauben wollten. Langsam wurde sie ihrer Rolle als Pessimistin überdrüssig. Sie sah sich selbst als Dreijährige, wie sie sagte: »Das geht nicht auf.« Sie erwies sich allmählich als berechenbar. Und Cam hasste Berechenbarkeit.
    Sie dachte an all die Anstrengungen, die ihre Mutter unternommen hatte, um ihr eine glückliche Kindheit zu ermöglichen – um ihr so lange wie möglich ihre Unschuld zu bewahren. Die Kekse für den Weihnachtsmann, die Botschaften von der Zahnfee, die tollen Geburtstagspartys, die alle zusammen eine Illusion von Geborgenheit und Sicherheit und Zauber schufen, auch wenn nichts davon wirklich existierte. Vielleicht war sie jetzt an der Reihe, ein wenig Unschuld zu bewahren.
    Sie glaubte nicht an die rührselige Geschichte darüber, wie die Stadt zu ihren magischen Kräften gekommen war. Sie glaubte überhaupt nicht an »Magie«. Sie selbst war unfähig zu hoffen.
    Doch sie konnte ihrer Mutter und ihrer Schwester das Geschenk der Hoffnung machen. Sie konnte sie in ihrem Glauben unterstützen. Das war einfach.
    Dazu musste sie nur ein paar Tomatenpflanzen klauen.
    Sie fand welche am Straßenrand, in einem Garten, der niemandem zu gehören schien, obwohl er sich meilenweit in alle Richtungen erstreckte und alles darin üppig gedieh. Flugs kletterte sie über den Zaun und ging hinein. Rankengewächse schlangen sich umeinander und strichen beim Gehen um ihre Beine. Sie schlug nach imaginären Mücken.
    Sie entdeckte drei Tomaten-, zwei Zucchini- und zwei Auberginenstauden sowie eine riesengroße Sonnenblume. Mit der Gartenschaufel ihrer Mutter grub sie die Wurzeln aus und zog sie aus der Erde, ohne dass die schweren Früchte abfielen. Dann legte sie die Pflanzen vorsichtig in den Kofferraum und bedeckte sie mit einem nassen Handtuch, um sie frisch zu halten.
    Irgendwie war es komisch, sie in den Kofferraum zu sperren. Als wäre sie ein Mafiakiller, der einen Schuldner zur Hinrichtung an den Hafen fuhr.
    »Verzeih«, sagte sie zu dem furchtsamen Gesicht der Sonnenblume, »es ist nur für kurze Zeit« und schlug die Kofferraumklappe zu.
    Um Mitternacht schlich sie sich in den Garten ihrer Mutter, um die Beute einzupflanzen. Obwohl der Halbmond sich ihr mit seinem dicken, gelben Schwangerschaftsbauch entgegenwölbte, war die Nacht hier sehr dunkel ohne Straßenlampen oder andere Häuser in der Nähe, die Licht warfen. Die Nacht hatte sogar einen besonderen Geruch in Maine. Einen frischen, feuchten, tauartigen Duft, der verstärkt auf sie eindrang, als sie mit der harten Kante des Spatens in die Erde stach. Sie war froh, dass die Würmer alle schliefen.
    Es gelang ihr, die ersten beiden Tomatenpflanzen mit Hilfe des Stabs, den ihre Mutter neben einen Setzling gesteckt hatte, aufrecht hinzustellen. Ihre langen, grünen Arme wanden sich um den Rankstab wie eine DNA -Doppelhelix. Sie nahm sich die letzte Pflanze vor und bohrte die Gartenschaufel mit einem befriedigenden Schaben in den Boden.
    »Was machst du da?«, fragte eine Stimme viel zu dicht hinter ihr.
    Cam schrie auf, wirbelte herum und schleuderte die Schaufel von sich, die in Ashers Schläfe schnitt, bevor sie zu Boden plumpste.
    »Au, verdammt!« Er riss die Hände an seinen Kopf.
    »O Gott! Scheiße! Lebst du noch?«
    »Ja. Au. Ich glaube schon.« Asher nahm eine Hand herunter, die mit Blut gestreift war.
    »Oh, du blutest. Es tut mir so leid. Hier«, sagte sie und gab ihm ein Handtuch. »Du darfst dich wirklich nicht mehr so an mich ranschleichen.«
    »Ich dachte, du hättest mich gehört«, sagte Asher und starrte auf das blutige Handtuch.
    »Drauf drücken. Fest drauf drücken. Hier. Nein, ich habe dich nicht gehört. Du bist leise und trittsicher wie deine Wild jagenden Vorfahren.« Cam dachte an Elaines Bemerkung über die indianischen Wurzeln der Familie.
    »Was?«
    »Egal.«
    »Warum gärtnerst du bei Nacht?«, wollte er wissen.
    Cam

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