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Flamingos im Schnee

Flamingos im Schnee

Titel: Flamingos im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Wunder
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rechtschaffen?«
    »Nein. In der Prohibitionszeit hat mein Urgroßvater die Tunnel dazu benutzt, Alkohol zu schmuggeln. Er hat ein Vermögen damit gemacht. Komm weiter. Ich zeige dir, wohin er führt.«
    Unter anderem gab es einen torartigen Ausgang zum Strand, eine Schiebetür, die als Felswand getarnt war. Cam staunte nicht groß darüber, denn das Aufwachsen in Disney World hatte sie gegen künstliche Landschaften abgehärtet.
    Ein weiterer Tunnel endete unter dem Fußboden des Kutschenhauses und ein dritter hinter einem drehbaren Bücherregal im Souterrain des Haupthauses. Durch den gingen sie, und Asher drehte das Regal. Sie kamen in dem Raum heraus, den Cam als Homers Zimmer bezeichnete.
    Asher ging zu dem Aquarium und betrachtete ihn eine Weile. »Du solltest ihn freilassen, finde ich. Wenn ihr ihn sowieso nicht essen wollt, sollte er nach Herzenslust den Meeresgrund erforschen können.«
    Er legte eine Hand aufs Aquarium, woraufhin Cam endlich lesen konnte, was auf seinem Silikonarmband stand. F REEDOM.
    » Freiheit«, sagte sie. »Weißt du, du kannst nicht wirklich frei sein, wenn du einfach nur abwartest, was das Universum dir beschert. Wenn du dich auf Gedeih und Verderb dem Universum auslieferst, bist du nicht richtig frei.« Homer gab den Versuch auf, an der Glaswand hinaufzuklettern, und zog sich in sein Ananashaus zurück.
    »Das ist eine interessante Ansicht. Aber wenn du das Universum zu beherrschen versuchst, bist du auch nicht richtig frei.«
    »Doch, das bin ich. Ich bin frei. Ich habe einen freien Wil len. Ich kann das Universum beherrschen.« Cam hob den Arm und tat so, als würde sie ihre Muskeln spielen lassen.
    Der Ausdruck freier Wille erinnerte sie an ein Philosophiebuch in ihrer Schulbibliothek, das den Titel Der freie Wille trug, bis jemand mit schwarzem Filzstift das letzte e durch ein y ersetzt hatte.
    »Also, danke, dass du mir die Fledermaushöhle gezeigt hast. Sie ist genau das Richtige für mein nächstes Wunder«, sagte Cam.
    »Nicht noch eins!«
    »Und ob. Das nächste wird ein Knaller.«

N EUNZEHN
    »Cam, sieh dir das an! Jetzt musst du einfach an Wunder glauben!«
    Cam hatte so fest geschlafen, dass sie nicht mehr wusste, wo sie war. Sie versuchte, sich zurechtzufinden. Die Stimme, die sie rief, erkannte sie, aber sie glaubte, noch in Florida zu sein, und verstand nicht, warum es in ihrem Zimmer so hell war. Einen Moment lang dachte sie, sie sei gestorben.
    »Cam!« Perry sprang auf ihr Bett und rüttelte sie wach, was sich für Cam wie eine Herzlungenmassage anfühlte. War sie doch gestorben? Dann, nach und nach, mit viel Hirnarbeit und Konzentration, war sie wieder im Bilde. Maine. Der Garten. Perry.
    »Okay, okay, Peristaltik, ich steh ja schon auf«, stöhnte sie. »Was denn?«
    »Du sollst mich nicht so nennen.« Das Wort hatte etwas mit Darmtätigkeit zu tun.
    » Du willst doch immer deinen Namen ändern, Perimeter.«
    »Hör auf.«
    »Also, was ist los? Was ist so sensationell, dass du auf mein Bett springen musst? Ist schon Weihnachten? Der Osterhase?«
    »Moms Garten! Du musst ihn dir ansehen.«
    »Gut, gut, ich sehe mir den Garten an. Darf ich zuerst eine Tasse Kaffee trinken?«
    »Nein. Sofort.«
    »O Gott«, ächzte Cam, als Perry sie die Treppe hinunter- und zur Gartentür hinauszerrte. Sie trug nur Boxershorts und ein graues Tanktop, und ihre Haare standen in alle Richtungen ab. Ein Faltenabdruck vom Kopfkissenbezug schmückte ihre linke Wange.
    Sie konnte es sich nicht erklären, weil sie ihre Hoffnungsaversion doch schon so lange nährte, aber auf einmal stellte sie fest, dass sie eine Hoffnung hatte. Sie hoffte, dass Asher noch schlief, damit er sie nicht so sah. Offenbar hatte sie über Nacht angefangen, Wert darauf zu legen, was er von ihr dachte. Eine interessante Entwicklung, die sie, genau wie ihre Aufnahme in Harvard, mit in ihr frühes Grab nehmen würde.
    Alicia bewässerte den Garten mit dem Schlauch, und Cam beschirmte ihre Augen gegen die grelle Sonne. Regnete es hier eigentlich nie? Zufrieden betrachtete Alicia ihr Werk bei Tageslicht. Die Sonne spiegelte sich auf den dicken runden Tomaten und den glänzenden Auberginen. Die Zucchini schienen seit letzter Nacht um fünf Zentimeter gewachsen zu sein.
    »Ist es nicht unglaublich, Cam? Die habe ich gestern erst gepflanzt.«
    »Na ja, du hast schließlich Dünger namens Pflanzenwunder verwendet. Das Zeug verdient seinen Namen, schätze ich.«
    »Cam.«
    »Schon gut, schon gut. Das ist wirklich

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