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Flamingos im Schnee

Flamingos im Schnee

Titel: Flamingos im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Wunder
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erstaunlich.«
    »Allerdings«, sagte Alicia. »Ich werde eine Pie backen und damit am heutigen Pie-Wettbewerb teilnehmen.«
    Cam hatte ganz vergessen, dass heute der vierte Juli war. Sie hatte ihrer Mutter versprochen, mit ihr zu den Festivitäten in der Stadt zu gehen.
    »Was für eine Pie?«, fragte Cam und blickte über den Garten, nach einer passenden Zutat forschend. Rhabarber hatte sie jedenfalls keinen geklaut.
    »Pizza.«
    »Mom, du kannst nicht mit einer Pizza am Pie-Wettbewerb teilnehmen.«
    »Wer sagt das denn?«
    »Ich glaube nicht, dass sie das als Pie anerkennen«, erklärte Cam. »Ehrlich gesagt, glaube ich nicht mal, dass sie es als etwas Essbares anerkennen, wenn kein Hummer drauf ist.«
    »Na, einen Hummer haben wir. Ich könnte Hummerpizza machen.«
    »Vergiss es. Homer ist kein Essen.« Vielleicht hatte Asher Recht. Sie sollte ihn freilassen, ihn die Welt entdecken lassen.
    »Zieh dich an, Cam«, sagte Perry. »Die Parade fängt in einer Stunde an.«
    »Du musst sie mit zur Parade nehmen, damit ich meine Pie backen kann.«
    »Pizza, meinst du.«
    »Ja, Pizza-Pie. Tomatenpie. So nennt man das in Brooklyn.«
    Laut Cams iPhone waren sie genau 769 Kilometer von Brooklyn entfernt. Was nicht zu übersehen war, als sie mit Perry zur Main Street, dem Mittelpunkt des Stadtfestes zum Nationalfeiertag, hinunterging. Cam war noch nie in Brooklyn gewesen, aber sie vermutete, dass es Straßenfeste dieser Art dort nicht gab – mit einer Ausstellung von Patchworkdecken in der Kirche und Limonadenständen der Pfadfinder und Sackhüpfen und Hüpfburgen und als Uncle Sam verkleideten Stelzenläufern. Ganz sicher gab es dort keinen Preis für die größte Erdbeere und keine Fahrradparade von kleinen Kindern, deren Räder mit rot-weiß-blauen Bändern an Lenkern und Speichen geschmückt waren.
    Als sie zum Hummerlokal kamen, quietschte Perry und zog sie zu einem Mann in Knickerbockern und einer weißen Lockenperücke hin. Asher sollte einen der Gründerväter darstellen, aber Cam wusste nicht, welchen.
    »Wer bist du?«, fragte sie.
    »John Hancock.« Er fuchtelte mit einer riesigen Schreibfeder vor ihrer Nase herum, mit der er die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnen sollte.
    In dem Moment kam die Marschkapelle der Schule um die Ecke, die einen Marsch von John Philip Sousa spielte, und Asher-John Hancock zog sie beide auf den Bürgersteig, damit sie nicht überrannt wurden. Die Kapelle wurde von einem blonden Mädchen in weißen Go-go-Stiefeln und einem glitzernden roten Trikot angeführt. Sie hatte die Haare hochgesteckt und trug einen weißen Zylinder, der ihre Augen beschattete, aber etwas an ihr kam Cam bekannt vor. »Ist das etwa …?«
    »Sunny.«
    »Oho«, machte Cam. Sie hätte Sunny nicht als Patriotin eingeschätzt. Und schon gar nicht als Majorette.
    »Ihre Mutter hält sie dazu an«, sagte Asher. »Anscheinend ist sie ziemlich gut und kann so ein Stipendium erlangen.«
    »Indem sie dieses Stöckchen herumwirbelt?«
    »Ja.«
    »Ha.«
    »Yep.«
    »Puh.«
    »Ich weiß.«
    »Apropos Stipendium, Slasher – kriegt der Quarterback der Siegermannschaft bei der Staatsmeisterschaft nicht gewöhnlich auch eins? Du bekommst ein Stipendium, heiratest die oberste Cheerleaderin, studierst Wirtschaft, legst dir drei Kinder und einen Hund zu, wirst Manager, Geschäftsführer, Vorstandsvorsitzender, kaufst ein Haus in Malibu.« Sie zählte die Stationen an ihren Fingern ab. »Das ist der Lebenslauf eines siegreichen Quarterbacks, Asher. Das steht im Sternenbanner geschrieben.«
    »Ach ja.«
    »Also.«
    »Also, wollt ihr Mädels bei der Schnitzeljagd mitmachen?«, fragte er, das Thema wechselnd. »Ich habe sie organisiert, es macht echt Spaß.« Er gab Perry eine Liste der zu findenden Dinge.
    Sie beschlossen, sich aufzuteilen. An erster Stelle auf Cams Liste stand ein grüner Ballon. Sie sah sich in den Straßen nach etwas Grünem um, doch das Einzige, was nicht rot-weiß-blau war, waren die Flamingos. Ein paar hatten sich von ihrem Schwarm entfernt und stolzierten nun die Main Street entlang wie Außerirdische.
    Als sie wieder auf ihre Liste blickte, stahl sich Alec mit c von hinten an sie heran und legte ihr den Arm um die Taille. Cam sträubte sich, und sämtliche Haare an ihrem Körper sträubten sich mit – ob vor Widerwillen oder vor Erregung, wusste sie nicht genau, das war das Verwirrende an Alec. »Ach, heute kennst du mich also?«
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Autumn ist sehr, wie sagt man?

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