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Flamingos im Schnee

Flamingos im Schnee

Titel: Flamingos im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Wunder
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nachgrübelte, wie anders sein Leben hätte verlaufen können. »Du musst fortgehen«, flüsterte sie ihm zu. Doch ein neuer anschwellender Chor von Kinderstimmen übertönte sie.
    Der Trommelrhythmus wurde immer schneller, als die Gäste sich auf den Lanai-Terrassen aus künstlichem Vulkangestein vor dem Amphitheater versammelten. Die Tiki-Fackeln waren bereits angezündet, obwohl die Sonne noch nicht untergegangen war, und kleine Mädchen in Sommerkleidern und weißen Caprihosen kletterten auf den nachgebildeten polynesischen Skulpturen herum. Die Gäste beugten die Köpfe, damit die Darsteller ihnen Blumenkränze, Leis genannt, umhängen konnten, und die Organisatoren der Show hatten die leuchtend violetten aus echten Blüten für Cam und ihre Gesellschaft reserviert. Sie war froh, dass keines von den Katalogmodells irgendwelche anzüglichen Witze über Hulamädchen und freie Liebe riss, denn die gehörten zu ihren persönlichen Hassobjekten. Nicht, weil sie respektlos, sondern weil sie allzu naheliegend waren.
    Izanagi hatte sich mit ihnen im Hotel getroffen, und nun eskortierte er Perry mit dem Arm um ihre Schultern von der Lobby zu ihnen herüber. Er lächelte und drehte sie im Kreis, um allen das neue Blumenkleid zu präsentieren, das er ihr im Geschenkeladen gekauft hatte.
    »Cam, wie konntest du sie nur ohne Kleider hierherbringen?«, wollte Izanagi wissen.
    »Das war ein Versehen«, erklärte Cam. »Wie geht es dir?«
    »Gut.« Er küsste sie auf beide Wangen und ließ dann den Kopf hängen, als würde er gerade wieder an seine Enttäuschung darüber denken, dass Alicia nicht mitgekommen war. Er hatte offenbar vergessen, sich zu rasieren und seine sonst so tadellos sitzenden Hosen zu bügeln.
    Sie saßen zusammen an dem großen Tisch in der Mitte der vordersten Reihe. Der traurige, einsame Izanagi wurde ein klein wenig munterer, als das Essen kam und er den anderen mit seinem Messer Ananasstückchen in den Mund katapultieren konnte.
    Nach der ersten Nummer, einem hawaiianischen Tanz zu Ehren der Sonne, verkündete die Ansagerin, Momma Suzie, dass heute eine alte Freundin die Show besuche. Sie bat Cam, auf die Bühne zu kommen und mit ihrem Feuermesser zu jonglieren.
    »Ich glaube, wir haben es noch irgendwo, Campbell. Ah, da ist es ja«, sagte sie, als John, einer der alten Freunde von Cams Vater, das Messer zur Bühnenmitte trug. Es hatte in etwa die Größe und Form eines Jagdgewehrs.
    Das Feuerjonglieren gehörte zu Cams eher jungenhaften Betätigungen. Es gab nicht viele Mädchen, die sich dafür interessierten, und auch sie hatte es vor allem gelernt, um mehr Zeit mit ihrem Vater verbringen zu können. Sie war nicht sicher, was Asher davon halten würde. Die Menge applaudierte, und ihr Lieblingssong wurde gespielt.
    Schließlich stand sie auf und zündete beide Enden des Messers an. Sie begann, es herumzuwirbeln, zuerst vertikal und mit beiden Händen. Dann warf sie es in die Luft, sodass es sich drehte, und fing es hinter ihrem Rücken auf. Sie ließ das Feuer zwischen ihren Beinen hindurchzischen. Sie wirbelte das Messer in einer Hand herum und wechselte es dann in die andere. Sie war in Trance und ging ganz im Augenblick auf, als sie plötzlich hörte, wie das Publikum zu lachen begann, und sie etwas Großes, Orangefarbenes in ihrem peripheren Gesichtsfeld wahrnahm.
    Tigger jonglierte ebenfalls mit einem Feuermesser.
    »Jackson«, schrie sie, »ist dieser Anzug nicht leicht entflammbar?«
    Tigger nickte bedächtig mit seinem großen Kinn.
    »Dann mach, dass du hier wegkommst!«
    Tigger nickte wieder und warf sein Feuermesser John zu, der es auffing und die Flammen löschte. Dann winkte er ins Publikum und stapfte von der Bühne.
    Cam ließ ihr Messer noch einmal rotieren, wobei ihr auffiel, dass ihre Nummer Sunnys Kunststückchen mit dem Taktstock gar nicht so unähnlich war. Sie sah zu ihr hin, die die ganze Aufführung strahlend verfolgte, und ihr kam eine Idee. Sie löschte das Feuer, atmete die vertrauten Dämpfe der Anzündflüssigkeit ein und machte ein Zeichen zum Bühnenrand, dass man ihr noch ein Messer zuwerfen solle. Dann bat sie Sunny auf die Bühne.
    Die Sonne Floridas hatte Sunnys Gesicht mit Sommersprossen überzogen, und sie konnte sich ein breites Zahnpastalächeln nicht verkneifen, als sie in ihrem Maxikleid auf die Bühne stieg. Cam reichte ihr eines der Messer und sagte: »Mach mir einfach alles nach.«
    Sie verlagerte ihr Gewicht von links nach rechts und zurück und warf dabei

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