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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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wieder zurück in den Uniformrock schlüpfen«, sagte er. Begeistert klang es nicht. »Ich werde mir in Berlin eine Generalsuniform schneidern lassen müssen.«
    »Wir haben auch in Hannover hervorragende Uniformschneider«, wagte der Kurier einzuwenden. Erst jetzt wurde sich Alexander seiner Gegenwart wieder bewusst.
    »Lassen Sie Ihr Pferd füttern und tränken«, befahl er. »Dann besorgen Sie sich in der Küche selbst etwas zu essen und zu trinken. Wenn Ross und Reiter sich genügend erholt haben, geben Sie mir umgehend Bescheid.«
    »Zu Befehl, Herr General!«, rief der Kurier und stand stramm.
    Alexander lächelte dünn. »In spätestens vier Stunden werden Sie wieder aufbrechen, um meine Antwort nach Hannover zu bringen.«
    »Sehr wohl, Herr General«, schrie der Kurier und salutierte.
    Alexander kehrte zu Eleonora an die Frühstückstafel zurück. Sie wartete, bis er ihr gegenüber Platz genommen hatte.
    »Mein herzliches Beileid«, sagte sie leise.
    »Wie bitte, was?« Alexander schrak zusammen und fuhr sich verwirrt über die Stirn. »Entschuldige, ja, natürlich, mein Großvater ist gestorben«, erwiderte er.
    »Ich habe ihn nicht nur geschätzt, sondern auch wirklich gemocht«, sagte Eleonora noch leiser. »Wie ist er denn gestorben?«
    »Ganz friedlich in seinem Sessel. Er muss während seines mittäglichen Schlummers einfach so eingeschlafen sein«, erzählte Alexander. »So schreibt es sein Adjutant von Haugwitz. Als sein Bursche ihm wie üblich seine Tasse Mokka zum Aufwachen bringen wollte, war er tot.«
    »Trifft es dich sehr?«, erkundigte sich Eleonora vorsichtig.
    »Ich habe ihn auch gerne gehabt, aber sonderlich nahe stand er mir nicht«, entgegnete er schulterzuckend. »Er war doch nie zu Hause. Ich glaube, er hat die wilde Jagd mehr geliebt als die Familie.«
    »Deine Großmutter hat er sehr verehrt«, widersprach Eleonora.
    »Das stimmt, nicht nur verehrt, sondern fast ein bisschen gefürchtet.« Er lachte leise.
    »Weniger gefürchtet als geachtet und respektiert«, berichtigte Eleonora.
    »Was umgekehrt weniger der Fall war«, ergänzte Alexander und lachte wieder. Es war ein zärtlich liebevolles Lachen. Erstaunt schaute Eleonora ihn an. Es war eigentlich nicht der richtige Zeitpunkt zum Lachen. »Verzeihung, meine Liebe, aber ich versuche mir gerade vorzustellen, wie meine Großmutter ihren Herrn Gemahl dort oben im Himmel empfangen wird.«
    »Und wie stellst du dir das vor?«, fragte Eleonora gespannt.
    »Mit der ihr eigenen Ironie wird sie sich über ihn lustig machen und ihn damit aufziehen, dass er nicht auf dem Felde der Ehre gestorben ist, sondern sein Leben sehr friedlich und überaus zivil in einem Lehnsessel aushauchte.«
    »Und noch nicht einmal bei einem Jagdunfall das Leben verlor«, fiel Eleonora ihm kichernd ins Wort. Erschrocken schlug sie sofort die Hand vor den Mund. »Entschuldige, das war jetzt wirklich pietätlos.«
    »Ach, Eleonora, meiner Großmutter hätte deine pietätlose Bemerkung sogar gefallen, und auch mein Großvater hasste nichts mehr als Verlogenheit. Deshalb werde ich mich hüten, anlässlich seines Todes falsche Trauer zu bekunden. Ich bedaure zwar zutiefst, dass er gestorben ist, aber ich werde dennoch alles tun, um ihm ein würdiger Nachfolger zu werden.«
    »Ich glaube, das würde allen beiden auch am besten gefallen.«
    »Man merkt, wie gut du sie gekannt hast, Eleonora«, sagte Alexander und erhob sich. »Wir werden heute gegen Abend aufbrechen«, fügte er hinzu. »Ich bitte dich, pünktlich um sechs Uhr fertig zu sein. Wir nehmen die Berline, die zwar nicht am schnellsten ist, aber den meisten Komfort bietet, wenn wir schon bis in die tiefe Nacht durchfahren müssen.«
    »Wohin fahren wir denn?«, fragte Eleonora bang.
    »Nach Berlin natürlich«, erwiderte Alexander erstaunt ob ihrer Frage. »Ich werde da noch ein, zwei Tage brauchen, um meine Angelegenheiten zu regeln und mir eine neue Uniform schneidern zu lassen, ehe ich weiter nach Hannover fahre.«
    Und was ist mit mir, schrie es in Eleonora, aber sie brachte keinen Ton heraus.

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    Teil IV
    28
    Z urück im Stadtpalais, schien Alexander ihre Gegenwart als genauso selbstverständlich zu betrachten wie die Wochen zuvor auf Sophienhof. Er empfing sogar einige Besucher, denen er im ehemaligen Salon seiner Großmutter offiziell von ihr den Tee servieren ließ.
    »Eleonora ist wieder da«, war die einzige Äußerung, mit der er ihre Anwesenheit kommentierte. Niemand schien überrascht, niemand

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