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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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nach dem Tod ihrer Schwiegermutter von Gräfin Elisabeth ins Haus geholt worden? Versuchte diese, kaum dass ihr Sohn das Haus verlassen hatte, Eleonora erneut den Aufenthalt im Stadtpalais der Prewitzens unerträglich zu machen? Aber die Gräfin war doch in Breslau oder weilte zu einem Kuraufenthalt im Riesengebirge. Vermochte sie aus dieser Ferne die Dienerschaft im Stadtpalais zu lenken? Eleonora presste beide Hände an ihre Schläfen und schüttelte verzweifelt den Kopf.
    Ganz ruhig, befahl sie sich. Vorsichtig trat sie näher und entdeckte einen Briefumschlag auf der Partitur. Er war an sie adressiert. Sie erkannte die Schrift. Aus der Lektüre der ihr vorenthaltenen Briefe waren ihr Alexanders Schriftzüge mehr als nur vertraut. Sie riss den Umschlag auf, zog den Briefbogen heraus und entfaltete ihn.
    »Meine liebste Eleonora, erinnerst Du Dich, wer Dir einst diese Noten hat zukommen lassen?« Eleonora nickte unwillkürlich. Wie hätte sie jemals diese Begegnung mit Louis Ferdinand vergessen können? Mittlerweile wusste sie auch, wie eng der preußische Prinz und Alexander miteinander befreundet gewesen waren, wie tief diesen sein tragischer und so sinnloser Tod getroffen hatte. »Ich habe diese Partitur in der Bibliothek vom Sophienhof gefunden und möchte sie Dir hiermit zurückgeben, denn schließlich gehört sie Dir, war das Geschenk eines preußischen Prinzen, meines geliebten Freundes Prinz Louis Ferdinand.
    Ach, Eleonora, ich fahre ungern, denn es schmerzt mich schon, mich so plötzlich von Dir trennen zu müssen. Glaube nicht, ich hätte die bange Frage in Deinen Augen nicht gesehen. Ich kann Dir darauf aber keine Antwort geben.
    Dennoch freue ich mich auf ein Wiedersehen, ein hoffentlich baldiges.
    Alexander.«
    Eleonora drehte und wendete den Brief hin und her. Sie suchte vergeblich. Es war keine versteckte Liebeserklärung zu entdecken, nirgendwo ein kleines Zeichen, ein Geheimzeichen, nichts. Noch nicht einmal mit »Dein Alexander« hat er unterzeichnet, stellte sie mit aufsteigender Wut fest. Sie ließ sich auf das Bett fallen und begann in der Partitur zu blättern. Sie entdeckte sogar noch einige schriftliche Vermerke von eigener Hand, die sie während ihres letzten Sommers auf Schloss Sophienhof eingefügt hatte. Und hier, war das nicht die Schrift von Balduin Schilling? Natürlich!
    Um sie nach Gräfin Dorotheas Tod von ihrer tiefen Trauer abzulenken, hatte er ihr fast befohlen, sich intensiv mit der Rolle der Leonore zu beschäftigen. Noch einmal hatte er sie am Flügel des Übungsraums in der Berliner Oper begleitet, ehe er sich von ihr verabschiedete, um in den Krieg zu ziehen. Wie so viele andere war er für immer aus ihrem Leben verschwunden.
    Bitterlich hatte Eleonora an dem Abend geweint, als Alexander ihr von dem plötzlichen Tod seiner kleinen Nichte im fernen Schweden erzählte. Ihre verzweifelte Mutter hatte darob den Verstand verloren. Ihr Mann wusste sich schließlich keine andere Wahl mehr, als die unablässig schreiende und um sich schlagende Charlotte in ein weit abgelegenes Kloster des schwedischen Birgittenordens zu geben. »Und die Nonnen sollen sich wirklich rührend um sie kümmern«, hatte Alexander betont, als er Eleonoras entsetzten Blick sah.
    Und Sophie? Deren anfänglich so heiteres Familienglück war mittlerweile zerbrochen. Ihr fröhlicher bayerischer Herzog war nicht nur Speis und Trank, sondern auch fremden Frauen zugetan, allzu sehr zugetan. Nachdem Sophie von seiner Mätresse erfahren hatte, rächte sie sich, indem sie ihren Mann mit seinem besten Freund betrog. »Und ein Kind von ihm bekam«, erzählte Alexander empört. »Das geht nun wirklich zu weit. Gut, dass meine Großmutter diesen Skandal nicht mehr erleben musste. Hier in Berlin kann sich meine Schwester nie mehr blicken lassen.« Sein zechfreudiger Schwager hatte sich längst vollkommen dem Trunk ergeben und war kaum mehr ansprechbar, während Sophie mit ihren Kindern ein kärgliches Dasein auf einer unwirtlichen fränkischen Burg fristete.
    So waren auch Charlotte und Sophie für immer aus ihrem Leben verschwunden. Wen besaß Eleonora überhaupt auf dieser Welt? Ihren Vater in Potsdam? Ihren Bruder, der das Haus im Streit verlassen hatte, den sie seit Jahren nicht mehr gesehen hatte, den sie auf der Straße wahrscheinlich kaum wiedererkennen würde?
    Voller Erschrecken erkannte Eleonora, dass es weit und breit niemanden gab, der ihr wirklich nahestand.
    Außer Alexander?
    Aber liebte er sie mit der

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