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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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sie aber kaum«, sagte Alexander bedeutungsvoll. »Bislang hast du ihn auch nicht ein einziges Mal betreten.«
    »Du hast mich auch niemals darum gebeten«, versetzte Eleonora.
    »Darf ich dich denn jetzt offiziell einladen?«
    »Ich werde drüber nachdenken«, entgegnete Eleonora würdevoll. »Ich sehe selbst ein, dass wir nicht auf Dauer hier im Hotel bleiben können.«
    »Ich glaube, ich habe eine Idee«, sagte Alexander nachdenklich.
    »Und welche?«, erkundigte sich Eleonora.
    »Lass dich überraschen!«
    Kein weiteres Wort war aus ihm in den folgenden Tagen herauszubringen. Aber eine Woche später lenkte er ihre Schritte nach einem Nachmittagsbummel Unter den Linden nicht wie gewohnt in Richtung Hotel zurück, sondern schob sie sanft, doch unnachgiebig in Richtung des Stadtpalais.
    »Du weißt doch, dass ich da nicht mehr hinwill«, sperrte sich Eleonora.
    »Lass dich doch einfach überraschen«, bat er und zog sie mit sich.
    Und es wurde eine Überraschung. Anstatt wie gewohnt bis zum Eingangsportal des Prewitzschen Palais zu gehen, ließ Alexander es links liegen und ging noch ein ganzes Stück weiter, ehe er rechts abbog. Die Seitenstraße führte zum Eingang des Seitenflügels. Erstaunt betrachtete Eleonora dessen frisch verputzte Fassade. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie sich niemals zuvor die Mühe gemacht hatte, diesen Seitenflügel einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Er war ja fast genauso prunkvoll wie das eigentliche Hauptgebäude. Seine wahren Ausmaße hatte sie zuvor niemals bewusst wahrgenommen. Zentrum des Prewitzschen Familienlebens war eben immer das Hauptgebäude gewesen. Jetzt betraten sie einen Torweg, an dessen Seite sich eine große Tür befand. Alexander zog einen beeindruckenden eisernen Schlüssel hervor und schloss auf. Mit einem lauten Quietschen gab die Tür nach.
    »Komm mit«, sagte er. Eleonora folgte ihm neugierig. Hinter der ersten Tür lag ein kleiner runder Flur, von dem eine breite Treppe hoch in den ersten Stock führte. »Komm schon!«, forderte er sie erneut auf.
    Im ersten Stock gab es eine weiße Flügeltür, die er öffnete. Eleonora stieß einen Überraschungsschrei aus. Vor ihr lag eine helle Zimmerflucht, die durch vier hintereinanderliegende Räume führte. Alles war frisch tapeziert. Helle Vorhänge, die farblich wunderbar zu den leuchtenden Tapeten passten, schmückten die hohen Fensterrahmen. Nur Möbel gab es keine.
    »Was ist das?«, wandte sich Eleonora Alexander zu.
    »Dein neues Reich, dein Rückzug, den du dir so sehnlichst gewünscht hast«, sagte er. »Meine Wohnung liegt gleich gegenüber auf der anderen Seite des Flurs. Wir können uns also jederzeit besuchen, bewahren aber mit diesen getrennten Wohnungen den Schein der Wohlanständigkeit.«
    »Mittlerweile dürften es doch schon die Spatzen von Berlins Dächern pfeifen, dass der junge Graf von Prewitz eine Liaison mit einer gewissen Demoiselle Prohaska hat«, entgegnete Eleonora trocken. »Hast du davon noch nichts mitbekommen?«
    Ihr ironischer Ton sollte darüber hinwegtäuschen, wie schwer ihr diese Worte fielen. Den Begriff Liaison überhaupt in den Zusammenhang mit ihrer eigenen Person zu setzen, war ihr fast unmöglich. Sie hielt den Atem an und wartete gespannt auf Alexanders Reaktion.
    »Gefällt es dir?«, fragte er jedoch und strahlte sie an.
    Dieses Lächeln ließ Eleonora einmal mehr vergessen, dass sie seine Reaktion eigentlich enttäuschte. Wie so viele Male zuvor hatte er die ihr existenziell wichtige Frage nicht beantwortet.
    »Ich habe die Räume ganz bewusst leer gelassen, damit du sie dir nach deinem ganz eigenen Geschmack einrichten kannst«, fuhr er gut gelaunt fort.
    »Und womit?«, erkundigte sich Eleonora ein bisschen gereizt. »Ich habe kein Geld. Das letzte Geld von Hedebrink habe ich bei der Schneiderin gelassen, damit du dich nicht mit mir in der Oper blamieren musst.«
    Wochen und Monate hatte es Alexander gekostet, Eleonora zu einem gemeinsamen Besuch der Oper zu überreden. Eigentlich fühlte sie sich nicht in der Lage, auf diese Weise mit ihren alten, unwiderruflich zerstörten Hoffnungen auf eine eigene Laufbahn als Sängerin konfrontiert zu werden. Aber nun hatten sie sich endlich auf einen Besuch einigen können.
    »Hinten im Hof bei den Ställen gibt es einen riesigen Lagerraum, in dem sich einiges an ausrangierten Möbeln angesammelt hat«, erzählte Alexander. »Da wirst du bestimmt ein paar schöne Stücke finden, die in diese Räume passen werden. Ich

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