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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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parierte.
    »Wusstest du eigentlich, dass mein Freund Louis Ferdinand ein hervorragender Koch war?«, sagte er plötzlich zu ihr.
    Eleonora schüttelte den Kopf und rieb das Fleisch mit Salz und Pfeffer ein.
    »Seine Spezialität waren Eierpfannkuchen«, erzählte Alexander.
    »Eierpfannkuchen?« Eleonora lachte auf. »Das glaube ich nicht.«
    »Vor einer Schlacht hat er sie in der Küche einer Bauersfrau zubereitet und seine Offiziere damit bewirtet. Sie haben ausgezeichnet geschmeckt.« Er verstummte. Eleonora ahnte, dass er dabei gewesen war und sich nun in traurigen Erinnerungen an seinen geliebten Freund erging. Sie hütete sich, ihn dabei zu stören.
    Sie aßen an diesem Abend in der Küche, an einem blankgescheuerten Tisch, tranken Wasser und Bier aus einfachen Krügen. Eleonora hatte das Gefühl, noch nie so gut gegessen zu haben.
    »Wir sitzen hier wie ein altes Dienerehepaar«, sagte Alexander und lachte. »Eigentlich müssten wir jetzt nur noch ein bisschen über unsere Herrschaften oben in der Beletage klatschen.«
    »Nun, wir könnten ja über das junge Paar herziehen, das da über unseren Köpfen in Sünde zusammenlebt.« Eleonora wollte ihn provozieren, aber Alexander tat so, als hätte er nicht gehört. Minutenlang starrte er in seinen Bierkrug und schwieg. Endlich hob er den Kopf und schaute sie an.
    »Sie leben nicht in Sünde zusammen, sie leben in Liebe zusammen«, sagte er und sah ihr in die Augen.
    In dieser Nacht glaubte ihm Eleonora.

    Seit Wochen wartete Eleonora auf eine Nachricht von Alexander. Drei Monate lag sein letzter Besuch nun schon zurück. Nicht eine Zeile hatte sie in dieser Zeit von ihm erhalten. War er wirklich zu beschäftigt, wie er immer behauptete, oder mochte er ihr nicht mehr schreiben?
    Im Gegensatz zu ihr. Sie schrieb ihm jeden Tag, wirklich jeden Tag, aber schickte nicht alle Briefe ab. Einmal in der Woche überflog sie das Geschriebene und wählte die ihr am wichtigsten erscheinenden Nachrichten aus, um sie in einen Umschlag zu stecken. Aber immer nur ins Leere zu schreiben empfand sie auf Dauer als sinnlos, gar kränkend.
    Sie saß an ihrem Schreibtisch und kaute am Stiel ihrer Schreibfeder. Die Wohnung war nun fertig eingerichtet, sie hatte keine Aufgabe mehr. Sollte sie vielleicht doch mal wieder in ihren alten Noten blättern. Oder sich gar um einen Musiklehrer kümmern?
    Nein! Sie schüttelte den Kopf. Dieses Kapitel war für sie ein für alle Mal abgeschlossen. Noch viel zu genau erinnerte sie sich an den Weinkrampf, den sie nach dem Besuch der Oper vor wenigen Wochen gehabt hatte. Alexander hatte sie kaum beruhigen können, war drauf und dran gewesen, einen Arzt zu rufen, ehe sie sich von alleine wieder gefasst hatte. Danach aber hatte sogar er eingesehen, dass das Thema Musik zwischen ihnen für die Zukunft tabu bleiben sollte.
    Aber nun quälten sie doch wieder Zweifel. Bei einem ihrer letzten Besuche im gräflichen Möbelasservat hatte sie Dorotheas alten Flügel entdeckt.
    »Wieso steht der denn jetzt hier im Lager?«, hatte sie Oskar bestürzt gefragt.
    »Auf Anordnung des jungen Grafen«, hatte dieser schulterzuckend erwidert. Das bestürzte Eleonora fast noch mehr. Warum hatte Alexander ihr gegenüber davon nicht eine Silbe erwähnt? Sie beschloss, nochmals hinüber zu dem Lager zu gehen. Vielleicht gab es ja eine Möglichkeit, das Instrument in ihre Wohnung zu bringen. Ohne Alexander deshalb zu benachrichtigen und zu fragen?
    Sie hatte es ja bereits getan, vor zwei Wochen in einem ihrer Briefe. Auch darauf hatte sie keine Antwort erhalten. Eleonora erhob sich. Ihr wurde leicht schwindlig. Sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Das passierte ihr häufiger in der letzten Zeit. Lag es daran, dass sie zu unregelmäßig aß? Sie hatte keinen richtigen Appetit mehr, verspürte schon beim Gedanken an manche Speisen einen Ekel. Das entsprach überhaupt nicht ihrem Naturell. Eleonora lief die breite Treppe hinunter in den Vorflur, öffnete die Tür zum Torweg und schlug den Weg über den Hof ein. Plötzlich wurde ihr schwarz vor Augen.
    In ihrem Schlafzimmer kam sie wieder zu sich. Zwei besorgte Gesichter beugten sich über sie.
    »Oskar«, murmelte Eleonora schwach und fuhr sich über die Augen.
    »Na, Sie machen vielleicht Sachen, Demoiselle Prohaska«, sagte Oskar gutmütig und wandte sich an seine neben ihm stehende Frau. »Da hat uns die Demoiselle aber einen schönen Schrecken eingejagt, was, Katharina?«
    »Katharina?«, wiederholte Eleonora erstaunt.

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