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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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aber nicht nur in Berlin, sondern in ganz Preußen und allen anderen umliegenden Ländern und Staaten, auch in den von Napoleon willkürlich errichteten neuen Königtümern, die er nach persönlichem Gutdünken mit Angehörigen seiner eigenen Familie als Staatsoberhäupter bestückt hatte. Über seinen Bruder Jérôme, König Lustig von Westfalen, kursierten schon seit Jahren die wildesten Gerüchte, ganz zu schweigen von seinen lebenslustigen Schwestern, deren Moral leichtfertig zu nennen noch untertrieben war. Auch in Berlin blühte der Klatsch wie eh und je. Nichts fürchtete Eleonora mehr, als durch ihre Beziehung zu Alexander von Prewitz selbst zum Thema zu werden. Natürlich war ihr nicht entgangen, wie man bei ihrem Eintritt in die Ladenräume der Textilmanufaktur Lamotte verstohlen die Köpfe zusammensteckte. »Maîtresse en titre« hatte sie sogar einmal flüstern hören und war zusammengezuckt. Das hämische Lachen darauf hatte ihr sogar körperlichen Schmerz bereitet. Was manche Dame von Stand gar als Ehrentitel betrachtet hätte, empfand sie als Makel. Inständig hoffte sie, dass Alexander sich ihr gegenüber eines Tages doch einmal richtig erklären und seine ganz große Liebe gestehen würde. Und je länger sie alleine war, nicht mit anderen Menschen zusammenkam, desto mehr steigerte sie sich in diese Hoffnung hinein.
    Wie lange währte ihre Beziehung nun schon? Eleonora rechnete nach und erschrak. Über ein Jahr war es her, dass sie sich nach der Trauerfeier von Königin Luise wiedergesehen hatten. Seither hatten sich ihre Wege nicht mehr getrennt. Die Flucht zu Hedebrink war nur ein vergeblicher Versuch gewesen, sich von Alexander zu lösen. Aber Alexander hatte sie zurückgeholt. Sie gehörten doch zusammen. So, wie Alexander sich bei seinem nächsten Besuch benahm, konnten für sie keinerlei Zweifel mehr bestehen. Er war hingerissen von ihrer fertig eingerichteten Wohnung.
    »Du bist ja eine richtige Künstlerin, Eleonora«, sagte er bewundernd. »Wie geschickt du all diese Möbel ausgesucht und in den Räumen verteilt hast. So kommen sie erst wieder richtig zur Geltung. Ich hatte gar keine Ahnung, welche Schätze sich in dieser Rumpelkammer verbargen.«
    Er strich über die frisch gepolsterte Récamiere. Eleonora hatte für sie einen exotischen Stoff mit Pfauenmuster ausgesucht und mit einfarbigen Kissen dessen Intensität gemildert. Das einstige Lieblingsstück von Gräfin Dorothea stand in der Ecke des mittleren Salons. Über ihm wölbte sich eine weit ausladende Palme. Mit Oskars Hilfe war es Eleonora gelungen, sie dem Gärtnermeister und Wächter der Prewitzschen Orangerie abzuschwatzen.
    »Du hast wirklich Geschmack, Eleonora«, lobte Alexander.
    »Den hat mich deine Großmutter gelehrt«, erwiderte sie.
    Als Alexander das riesige Himmelbett in ihrem Schlafzimmer entdeckte, warf er sich in voller Montur darauf und streckte die Arme nach ihr aus.
    »Komm her!«, bat er mit rauher Stimme. Eleonora ließ sich an seine Seite sinken und schmiegte sich an ihn.
    Diesmal dauerte Alexanders Aufenthalt in Berlin nur eine knappe Woche. Die meiste Zeit verbrachten sie davon in Eleonoras Wohnung. Seine eigene betrat er nur kurz, um sich seiner Uniform zu entledigen und in einen bequemeren Anzug zu schlüpfen.
    Ganze Tage verbrachten sie im Bett. Das Essen ließen sie sich entweder von unten aus der Küche oder aus dem Hotel St. Petersburg kommen.
    »Ich kann uns doch auch einmal etwas zubereiten«, schlug Eleonora vor. »Ich habe wirklich Lust, einmal wieder selbst zu kochen und vorher dafür einzukaufen.«
    Schließlich kamen sie auf eine ganz verwegene Idee. Sie verkleideten sich als Diener und Köchin, um unbehelligt auf dem Markt einzukaufen. Alexander staunte, wie selbstbewusst sich Eleonora gegenüber den gewieften Marktleuten verhielt, die Waren genau prüfte, den Preis herunterhandelte und sich keineswegs über das Ohr hauen ließ. Kein Mensch ahnte, dass der lange schlaksige Kerl neben dieser jungen resoluten Frau, der so interessiert den im saftigen Berlinerisch geführten Verhandlungen lauschte, ein hoher General, nämlich der junge Graf von Prewitz zu Kirchhagen war. Alexander hatte einen Riesenspaß daran. Beflissen redete er Eleonora mit »Mamsell« an, trug ihr den schweren Korb und befolgte jede ihrer Anweisungen. Auch Eleonora hatte großes Vergnügen an dieser Maskerade. Sie setzten das Spiel in der Küche fort. Er musste die Kartoffeln schälen, während sie den Braten

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