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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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Noch niemals hatte die Köchin ihre Wohnung betreten. Mit einer energischen Geste bedeutete diese ihrem Mann, das Schlafzimmer zu verlassen. »Was ist denn passiert? Wie komme ich hierher, wie kommen Sie hierher?«
    »Wir haben Sie ohnmächtig auf dem Hof gefunden«, erklärte Katharina kurz. »Mit vereinten Kräften haben wir Sie hierher nach oben gebracht.«
    »Ich war ohnmächtig? Ich bin noch nie ohnmächtig gewesen«, sagte Eleonora.
    »Das ist doch nichts Ungewöhnliches in Ihrem Zustand«, erwiderte Katharina.
    »In welchem Zustand?«, fragte Eleonora erstaunt. Katharina schaute sie an. Es war ein harter, erbarmungsloser Blick, vor dem Eleonora die Augen niederschlug.
    »Wann ist es denn so weit?«, erkundigte sich Katharina schroff.
    Nun hatte Eleonora begriffen. Fassungslos ließ sie sich zurück in ihr Kissen sinken. »Ich weiß es nicht«, schluchzte sie.
    Katharina unternahm nichts, um sie zu beruhigen oder gar zu trösten. Stattdessen trat sie den Rückzug an. »Dummes Ding«, sagte sie verächtlich und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
    Noch am selben Abend schrieb Eleonora an Alexander. Sie schrieb ihm von der Schwangerschaft, schrieb, dass sie sich nach dem ersten Schrecken nun auf das Kind freue. Sie fragte, ob er sich einen Sohn oder eine Tochter wünsche, was ihm denn lieber sei. Sie stellte all die Fragen, die eine junge werdende Mutter dem Vater ihres Kindes zu stellen pflegte. Nur eine Frage stellte sie ihm nicht, nämlich, ob er sie nun heiraten würde. Sie hielt sie für überflüssig.
    Am nächsten Tag schickte sie den Brief fort.
    Nur vier Tage später war Alexanders Antwort eingetroffen. Mit zitternden Händen riss Eleonora den Umschlag auf, voller Vorfreude auf die liebevollen Zeilen des Geliebten. Was sie zu lesen bekam, verschlug ihr jedoch den Atem.
    »Meine liebe Eleonora, Deine Zeilen haben mich mehr verärgert als bestürzt. Wie kommst Du darauf, ich könne mir jemals ein Kind von Dir wünschen. Keinen weiteren Gedanken bin ich bereit, an diesen Bastard zu verschwenden. Ich bin noch nicht einmal von meiner Vaterschaft überzeugt. Du warst viel alleine in den letzten Monaten, Eleonora. Ich weiß von Deinen Ausflügen, Deinen Spaziergängen im Tiergarten und Besuchen diverser Lokalitäten im Zentrum der Stadt. Oft genug habe ich bemerkt, mit welch verzehrenden Blicken Du angesehen wurdest. Kann ich mir sicher sein, dass Du nicht einen Deiner Verehrer mittlerweile erhört hast?«
    Eleonora stieß einen Schrei aus. Sie schüttelte den Kopf und las fassungslos weiter.
    »Unter diesen Umständen möchte ich Dich bitten, die Wohnung im Seitenflügel umgehend zu verlassen. Bei meiner Rückkehr nach Berlin, die ich Ende des nächsten Monats ins Auge gefasst habe, wünsche ich Dich nicht mehr dort anzutreffen. Schon allein, um nicht meine künftige Frau zu kompromittieren.
    Ich will Dich nie mehr wiedersehen!
    Alexander von Prewitz zu Kirchhagen«
    Eleonora glitt der Brief aus den Händen. Das Blatt flatterte zu Boden. Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken. Es war einer der Stühle, die sie aus dem Prewitzschen Möbellager gerettet, eigenhändig wieder aufgearbeitet und die Sitzfläche neu bezogen hatte.
    »Ich bewundere dich für deine Geschicklichkeit, Eleonora«, hatte Alexander das Ergebnis gelobt. »Manchmal glaube ich wirklich, du kannst alles, ein wahrer Tausendsassa.« Wie gerne sonnte sie sich in seinem Lob. Und nun?
    War der Verfasser dieser unbarmherzigen Zeilen wirklich derselbe Mann, der sie seit einem Jahr umworben, geliebt, verwöhnt und umschmeichelt hatte?
    »Alexander«, schluchzte Eleonora und schlug die Hände vors Gesicht.
    Es klopfte an die Tür. Sie beschloss, es zu überhören. Sie wollte jetzt niemanden sehen, war nicht in der Lage, mit irgendjemandem zu sprechen. Aber es klopfte erneut.
    Eleonora presste beide Hände auf die Ohren und schüttelte den Kopf. »Nein, nein, nein!«, schluchzte sie. Der Besucher draußen blieb hartnäckig und gab nicht auf. Er klopfte erneut. Dann öffnete sich die Tür einen Spalt. Vorsichtig schob sich der massige Schädel von Oskar hindurch. Er sah bekümmert und verlegen zugleich aus.
    »Was willst du?«, fuhr Eleonora ihn heftiger als beabsichtigt an.
    Oskar schloss die Tür hinter sich und trat vorsichtig näher.
    »Siehst du denn nicht, dass ich alleine sein will. Was willst du von mir?«
    »Ich komme auf Anordnung des Herrn Grafen«, sagte Oskar.
    »Von Alexander?« Hoffnung keimte in Eleonora auf. Sie tupfte sich mit

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