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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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nervös.
    »Schau mich an!«
    Eleonora gehorchte. Es fiel ihr schwer, dem intensiven Blick der Gräfin standzuhalten.
    »Du musst Alexander vergessen!«, beschwor diese sie. »Er ist kein Orpheus, der seine Eurydike nicht vergessen kann. Er ist auch kein Tamino, der bereit ist, für seine Pamina tausend Feuerproben zu bestehen.« Sie kannte sich im Handlungsverlauf deutscher Opern gut aus, und sie kannte ihre Pappenheimer. »Und Maestro Farini spielt bereits mit dem Gedanken, meinen Enkel mit der Rolle des Prinzen zu besetzen?« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Forschend schaute sie Eleonora an.
    Ein unwillkürliches Lächeln zuckte um deren Lippen, als sie nickte.
    »Ach, Kind! Verstehen kann ich es ja!« Aufseufzend lehnte sich die Gräfin in ihrem Sessel zurück. »Ihr seid ja auch einfach ein wunderschönes Paar. Auf der Bühne!«, setzte sie hinzu. »Nicht für das Leben! Alexander würde dich niemals heiraten«, sagte sie hart. »Genauso wenig wie Graf von Finckenstein die kleine kluge Rahel Levin. Ein Jammer um diese junge Frau, die sich seit Jahren in vergeblichen Hoffnungen ergeht. Genau das will ich dir ersparen, mein Kind.«
    »Er hat mich geküsst«, hauchte Eleonora.
    Die Gräfin lachte. »Was meinst du, wie viele Frauen und Mädchen mein Enkel schon geküsst hat«, entgegnete sie erbarmungslos. »Allein seit dem vergangenen Sommer!«
    Eleonora schluckte. »Ich liebe ihn«, sagte sie erstickt.
    »Das schlag dir ganz schnell aus dem Kopf, lieber heute als morgen!«, versetzte die Gräfin hart.
    Eleonora begann zu schluchzen. »Ich werde ihn niemals vergessen.«
    »Auch das wirst du tun«, behauptete die Gräfin mitleidlos.
    »Niemals!«, beharrte Eleonora. »Niemals, niemals, niemals!«
    »Du musst es!«, befahl die Gräfin.
    »Ich kann es aber nicht!«
    »Du musst es können, und du wirst es können.«
    »Wie können Sie nur so hart zu mir sein?«, klagte Eleonora.
    »Es geschieht um deiner selbst willen, ich verlange es nur zu deinem Besten.«
    »Sie sind grausam! Niemals hätte ich gedacht, dass gerade Sie …« Eleonora weinte nun hemmungslos. »Sie haben mich doch hierhergeholt. Sie haben mir eine adelige Erziehung angedeihen lassen, und nun zeigen Sie genau dieselben Dünkel wie Ihre Schwiegertochter. Die hat mich niemals als ein menschliches Wesen betrachtet.«
    Der Vergleich mit ihrer ungeliebten Schwiegertochter traf Gräfin Dorothea. Sie erhob sich von ihrem Sessel, zog das Mädchen zu sich empor und schob es auf die Ottomane, auf der sie beide nebeneinandersitzen konnten. Sie legte den Arm um ihre Schultern, bettete Eleonoras Kopf in die Beuge ihres Halses und streichelte ihr zärtlich über die Wangen.
    »Eleonora, jetzt hör mir mal genau zu. Was ich dir jetzt zu sagen habe, habe ich noch niemandem erzählt und werde es auch niemandem wieder erzählen.« Eleonora hörte auf zu schluchzen und entspannte sich. Den Blick in die Ferne gerichtet, geistesabwesend die Wange ihres Schützlings liebkosend, fuhr Gräfin Dorothea Maria Sophie Charlotte Aurelia von Prewitz zu Kirchhagen fort: »Bitte glaube nicht, dass es Standesdünkel ist, der mich dazu brachte, dich vor Alexander zu warnen. Nein, du bist mir einfach zu schade für ihn, Eleonora. Er ist zwar mehr als zehn Jahre älter als du, aber in seinem Gemüt ist er noch ein unreifer junger Bursche, dem es Spaß bereitet, auf die Jagd nach schönen Frauen zu gehen. Er hat so manches Herz im Lauf der Jahre erobert, so manch schöne Blume geknickt. Du weißt doch, wie es in unseren Kreisen so üblich ist. Auch mein Ludovic hat sich erst einmal die Hörner abgestoßen, ehe er bei meinem Vater um meine Hand anhielt. Nur mein Sohn Wilhelm ist gleich an seiner Elisabeth hängengeblieben. Aus purer Bequemlichkeit.« Sie lachte höhnisch. »Alexander wiederum hat den Jagdinstinkt seines Großvaters, meines Gatten, geerbt. Ich habe nichts dagegen, wenn er auf die Pirsch geht, aber solange ich lebe, wirst du nicht zu seinen Opfern gehören! Hast du mich verstanden?«
    Sie rüttelte Eleonora sanft. Diese schniefte und nickte widerwillig.
    »Eleonora, weißt du eigentlich, wie gerne ich dich habe?«, sagte die Gräfin eindringlich. »Schon beim ersten Ton, als ich dich als kleines Mädchen in der Potsdamer Kirche singen hörte, traf es mich bis in die Tiefe meines Herzens. Und als ich dich dann erst gesehen hatte, mit deinen großen grauen Augen, deinen blonden, streng geflochtenen Zöpfen und dem tiefernsten Gesichtsausdruck, viel zu ernst und

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