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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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Eleonora lehnte sich zurück und atmete tief durch. Winzige Schweißperlchen standen auf ihrer Oberlippe. Die Röte ihrer erhitzten Wangen ließ sie wesentlich frischer und lebendiger erscheinen als die vergangenen Tage. Ob sie dabei war, Alexander zu vergessen? »Er malträtiert dich ganz schön, der gute Maestro«, stellte die Gräfin fest. »Was probt ihr denn gerade?«
    »Die Zauberflöte«,
erklärte Eleonora.
    »Welche Partie!«, wollte die Gräfin wissen. »Eine von den drei Damen? Das ist eine gute Anfängerrolle.«
    Hoch musikalisch und interessiert, wie die Gräfin selbst war, hatte sie sich von dem Maestro schon vor langem Partitur und Libretto der Mozartoper zeigen lassen. Vor zehn Jahren war das Singspiel in Wien aufgeführt worden und hatte danach seinen Siegeszug durch die Opernhäuser Europas angetreten.
    »Eine Schande, dass wir hier in Berlin immer noch nicht in den Genuss der
Zauberflöte
gekommen sind«, grollte sie. »Sogar in St. Petersburg wurde sie kürzlich aufgeführt. Es soll ein rauschender Erfolg gewesen sein, schrieb mir die Herzogin von Kurland.«
    »Es ist ja auch eine wunderbare Musik«, bestätigte Eleonora und nippte an ihrem Tee. »Ich singe die Pamina.«
    »Ist diese Rolle nicht noch ein bisschen früh für dich?«, erkundigte sich die Gräfin besorgt. »Solltest du es nicht erst einmal mit einem der drei Knaben oder der drei Damen bewenden lassen?«
    »Damit bin ich schon lange durch«, entgegnete Eleonora lächelnd. »Seit drei Tagen proben wir die Pamina. Es ist eine wunderschöne Partie.« Sie seufzte und starrte versonnen vor sich hin.
    Der Gräfin wurde unbehaglich zumute. Sie wusste, an wen Eleonora dachte.
    »Hängst du in deinen Gedanken immer noch meinem Enkel nach?«, fragte sie brüsk. Es war das erste Mal seit dem Sommer, dass sie die Sprache auf ihn brachte.
    Eleonora zuckte zusammen. Ein verräterischer Glanz trat in ihre Augen.
    »Du kannst ihn nicht vergessen«, stellte Gräfin Dorothea seufzend fest. Eleonora biss sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf. Um ihre Mundwinkel begann es verdächtig zu zucken. »Ach, Kind, ach, Kind! Was haben wir da nur angestellt! Farini und ich tragen die Verantwortung für diese Entwicklung«, klagte die alte Dame.
    »Welche Entwicklung?«, fragte Eleonora überrascht.
    »Komm, setz dich zu mir«, forderte die Gräfin sie auf. Einladend deutete sie auf den Schemel zu ihren Füßen. Wie oft hatte Eleonora in den vergangenen Jahren auf diesem Schemel gekauert. Den Kopf an die Knie ihrer Gönnerin gelehnt, hatte sie andächtig deren Erzählungen aus vergangenen Zeiten gelauscht und gemeinsam mit ihr große Pläne für die eigene Zukunft geschmiedet.
    Nicht nur die Gräfin war von der außergewöhnlichen Begabung der kleinen Potsdamerin überzeugt, nicht nur gleichfalls Farini seit dem ersten Tag ihrer Ankunft, sondern seit dem Sommer auch eine große Anzahl anderer Grafen und Gräfinnen, Herzöge, Freiherrinnen und Barone. Vor einigen Wochen war sogar eine diskrete Anfrage direkt vom preußischen Hof eingegangen. In einem im gewohnt herzlichen Ton getragenen Billett an die Gräfin hatte Königin Luise persönlich angefragt, ob es denn möglich sei, in einem intimen Kreise einige ausgewählte Kostproben der außergewöhnlichen Stimmbegabung von Demoiselle Prohaska erhalten zu können. Die Sommermonate während ihres Aufenthalts auf Schloss Paretz böten doch eine gute Gelegenheit.
    »Allein die Bescheidenheit der baulichen Gegebenheit gebietet die Schlichtheit einer solchen Darbietung«, hatte Königin Luise geschrieben.
    Eine Einladung nach Schloss Paretz war eine besondere Auszeichnung.
    Gräfin Dorothea hatte noch niemandem davon erzählt, war sie doch selbst noch unschlüssig, wie sie damit verfahren sollte. Wenn Eleonora sich weiterhin so mit ihrer Sehnsucht und ihrem Liebeskummer quälte, würde das über kurz oder lang auch auf Kosten ihrer Stimme und ihrer künstlerischen Leistungsfähigkeit gehen.
    »Du bist so jung, eigentlich noch viel zu jung für die Eurydike gewesen«, fuhr die Gräfin mit ihrer Selbstanklage fort. »Der Maestro und ich hätten ahnen müssen, dass du Bühne und Wirklichkeit auf verhängnisvolle Weise miteinander verknüpfen und eines Tages nicht mehr auseinanderhalten würdest.«
    Eleonora schüttelte abwehrend den Kopf. Mit zittriger Hand strich ihr die Gräfin über den blonden Scheitel und hob ihr Gesicht zu sich empor.
    »Schau mich an!«, befahl sie.
    Eleonora schluckte und zwinkerte

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