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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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sah die Gräfin sie an.
    »Ich habe Sie sehr gut verstanden und schon vor Tagen beschlossen, die Erinnerung an diesen Sommer ganz fest unter Verschluss zu halten.«
    Sichtlich erleichtert atmete die Gräfin auf. »Das ist gut so, mein Kind.«

8
    E s vergingen noch drei hektische Tage voller Arbeit, Aufregung und Auseinandersetzungen, gekrönt von einem formidablen Abendessen. Bei diesem sechsgängigen Menü war Babette zu Hochform aufgelaufen. Schließlich und endlich erfolgte der tränenreiche Abschied am übernächsten Morgen.
    »Mit dem Morgengrauen wollen wir aufbrechen«, hatte Gräfin Dorothea am späten Abend beim letzten Likörchen anberaumt. »Nur gut, dass der Schnee schon wieder verschwunden ist und wir klares Frostwetter haben.«
    »Ja, die Straßen und Wege sind trocken, so dass wir zügig vorankommen werden und unsere müden Häupter schon morgen Abend auf unsere Berliner Kopfkissen betten können«, ergänzte Graf Ludovic.
    Sämtliches Personal von Schloss Sophienhof hatte, um von der Herrschaft gebührend Abschied zu nehmen, auf der Schlosstreppe Aufstellung genommen, von der fülligen Babette über den würdigen Jean, den spitzbübisch grinsenden Anton bis zum jüngsten kleinen Küchenmädchen, den Wasch- und Bügelfrauen, einschließlich des über den Winter die Stellung haltenden Stallmeisters und seiner Burschen. Hinzu kamen die Eltern und Geschwister der beiden künftigen Zofen Paula und Emma, die vor Aufregung, zum ersten Mal in das große Berlin zu kommen, das Weinen vergaßen. Das wiederum glichen deren Mütter und Schwestern aus, die wahre Krokodilstränen vergossen und vor Schluchzen kaum sprechen konnten.
    »Aber, meine Lieben, nun beruhigt euch, es ist doch kein Abschied für immer«, versuchte die Gräfin sie zu beruhigen. »Spätestens im nächsten Juni habt ihr eure beiden Töchter wieder, und wartet es ab, ihr werdet sie kaum wiedererkennen.«
    Das Schluchzen der schlichten Frauen vom Vorwerk erhob sich nun zu lautem Wehklagen. Prompt war es auch um die Fassung ihrer Töchter geschehen. Sie schlugen ihre Schürzen vor die Gesichter und weinten laut auf.
    Bei diesem Anblick wagte Eleonora zu bezweifeln, dass diese beiden Mädchen es eines Tages zu diensteifrigen, beflissen knicksenden Zofen im großen Stadtpalais bringen würden.
    »Emma, Paula, ihr nehmt nun die beiden Proviantkörbe und setzt euch in die zweite Kutsche«, unterbrach Gräfin Dorothea das Heulen und Zähneklappern und gab Jean einen Wink. Dieser nickte nun wiederum Anton zu, der nach zwei riesigen, am Fuß der Treppe bereitstehenden Flechtkörben griff und sie zu einer hinter der Berline stehenden Kutsche trug. Diese war für das Begleitpersonal gedacht, während im ersten Wagen die gräfliche Familie Platz nehmen würde, genauer gesagt, die Damen des Hauses und der Maestro, denn Graf Ludovic und sein Sohn Wilhelm wollten reiten.
    »Ruhig, Stella, ruhig!« Das war Anton, der die unruhige junge Stute von Graf Wilhelm beruhigte. Zuvor hatte er die Reisekörbe in der zweiten Kutsche verstaut.
    Drei Jahre war es her, als er sich keckerweise auf die noch nicht zugerittene junge Stute gesetzt hatte. Der Stallmeister hatte ihn während seines wilden Ritts ohne Zügel und natürlich ohne Sattel auf der Sommerweide erwischt und ihm nach einer saftigen Strafpredigt erlaubt, das junge Tier zu zähmen und zuzureiten. Nicht zuletzt deshalb war man im Hause Prewitz auf die Idee gekommen, Anton zum Kutscher auszubilden, denn »die wichtigste Voraussetzung für einen Kutscher ist ein guter Pferdeverstand«, pflegte Graf Ludovic zu predigen. Den bewies Anton gerade einmal wieder, indem er Stellas Zügel packte, ihr über die schmale weiße Blesse strich und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Die Stute spitzte die Ohren, zuckte ein paarmal damit, ehe sie stocksteif stehen blieb und Graf Wilhelm die Ruhe und Zeit bot, bis dieser seine korpulente Gestalt im Sattel zurechtgeruckelt hatte und endlich Gnade vor den Augen seines Vaters fand.
    »Können wir?«, fragte Graf Ludovic und schnalzte mit der Zunge. Sein Araberhengst setzte sich langsam in Trab, gefolgt von der schnaubenden Stella, die noch einmal zum Abschied wieherte.
    »Können wir?«, wiederholte Gräfin Dorothea die Worte ihres Gatten und drehte sich nach der Schar ihrer Domestiken um. Das Heulen und Wehklagen war verstummt. Gespannt harrte man der Worte der Schlossherrin. »Ihr werdet hier über die kalten Monate die Stellung halten. Ich weiß meinen geliebten Sophienhof bei euch in

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