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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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und uns dort ein wenig frisch machen und umziehen«, erklärte Gräfin Dorothea. »Ich glaube, wir sind alle ein bisschen neugierig, wie nun unsere frisch renovierten Zimmer gestaltet wurden.« Sie wandte sich den Mädchen zu. »Für euch dürfte es besonders interessant sein, da ihr die ganze Etage über den Seitenflügel nun für euch alleine habt«, sagte sie lächelnd.
    »Das ist wirklich sehr großzügig von Ihnen, belle-mère, unseren jungen Damen so viel Platz zu überlassen«, bedankte sich Gräfin Elisabeth.
    »Es ist ja genügend da, und diese niedrigen Kammern unter dem Dach waren wirklich nicht mehr zumutbar«, entgegnete die Gräfin.
    Bis zu Beginn der Renovierung vor zwei Jahren hatten die drei Mädchen in direkter Nachbarschaft zu den Domestiken unter dem Dach gehaust. Keiner von ihnen hatte dies etwas ausgemacht, denn die Küchenmädchen und die jungen Diener hatten immer etwas zu erzählen gehabt. Hätten Babette und Jean, die gleichfalls Zimmer unter dem Dach bewohnten, nicht stets energisch für Ruhe gesorgt, wäre das fröhliche Gekreisch und Getrampele von Kissenschlachten und Versteckspielen so manches Mal bis hinunter zu den vornehmen Gesellschaften von Gräfin Dorothea in den Salon, wo förmliche Mitternachtssoupers oder auch nächtliche Kartenspiele stattfanden, durchgedrungen.
    Gaben die Prewitzens einen großen Ball, standen Charlotte, Sophie und Eleonora auch stets oben auf der Treppe und spähten hinunter in die große Eingangshalle, um einen Blick auf die eleganten Roben der Gäste zu erhaschen. Dann war es meist Madame Hortense gewesen, die die neugierigen Kinder zurück in ihre Zimmer gescheucht hatte. Diese Zeiten waren vorbei. Charlotte und Sophie würden in dieser Saison bei Hofe debütieren. Das hatte dann auch noch einige eigene Hausbälle im Stadtpalais zur Folge. Noch vor wenigen Tagen war es den beiden Komtessen gelungen, ihrer Großmutter die Zusage für einen Maskenball während der Karnevalssaison abzuringen.

    »Wenn die Komtessen und auch Demoiselle Eleonora mir bitte folgen würden?« Eleonora fuhr zusammen. Vor ihnen stand ein junger Diener. Er hielt eine Petroleumleuchte in der Rechten und verneigte sich ehrerbietig.
    »Komm, Charlotte, komm, Eleonora, ich kann es gar nicht abwarten, unsere neuen Zimmer zu sehen«, rief Sophie aufgeregt und zog ihre Schwester mit sich in Richtung Treppe, auf der der junge Diener bereits voranstieg. Eleonora knickste in Richtung der Gräfin und folgte den dreien.
    Die neuen Zimmer der jungen Damen lagen im zweiten Stock über dem rechten Seitenflügel des Stadtpalais, in dem Küche und sonstige Wirtschaftsräume untergebracht waren. Im ersten Stock residierte das alte Grafenpaar, während Gräfin Elisabeth und Graf Wilhelm das erste Stockwerk des linken Seitenflügels zugewiesen war. Kein Mensch wusste so genau, wie viele Zimmer das Palais tatsächlich besaß. Genug, um den zahlreichen Besuchern aus der nahen und fernen Verwandtschaft und den Gästen der Bälle auch tagelang ein standesgemäßes Quartier zu gewährleisten. Entsprechend groß war natürlich der Personalaufwand. Nur die Dienerschaft des engeren Familienkreises wie Jean, Babette und Madame Hortense genossen das Privileg, direkt im Haus in unmittelbarer Nähe ihrer Herrschaft wohnen zu dürfen.
    Das einfache Personal hauste in primitiven Kammern über den Stallungen oder kam tagtäglich in aller Herrgottsfrühe aus ihren schlichten Behausungen der umliegenden Stadtteile zu Fuß anmarschiert.
    Wo man Emma und Paula wohl unterbringen würde und den jungen Anton? Vielleicht doch in den Dachkammern, da die Mädchen ja zu Zofen ausgebildet werden sollten. Und Anton? Der landete bestimmt in der Sattelkammer.
    Aber gar nicht so schlecht, dachte Eleonora, denn da war es eigentlich immer schön warm und roch so gut nach Leder, dem Kampfer der Pferdesalbe und Lederfett. Unter dem Dach juchhe konnte es in den Wintermonaten empfindlich kalt werden. Aber im Gegensatz zum Potsdamer Waisenhaus hatte es für die Kinder dicke Federbetten gegeben, und ein guter Geist hatte stets dafür gesorgt, dass in jedem Bett der Kinder eine Wärmflasche lag. In unbeobachteten Momenten waren die drei Mädchen zu gerne in ein Bett geschlüpft, hatten sich eng aneinandergeschmiegt, einander Märchen oder schöne Gruselgeschichten erzählt und waren dicht aneinandergekuschelt eingeschlafen. Einmal hatte Madame Hortense sie am frühen Morgen in Charlottes Bett erwischt. Ihre Strafpredigt war ellenlang

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