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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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gewesen, nachdem sie sie auseinandergescheucht hatte. Aber sie hatte die Kinder nicht in der Beletage verraten. Unter ihrer harten Schale schlummerte letztendlich doch ein weicher Kern.
    »Ich bin ja so gespannt auf unsere neuen Zimmer«, quietschte Sophie aufgeregt und stapfte ihrer Schwester ein wenig keuchend hinterher. Sie kam wirklich nach ihrer Mutter. Der junge Diener lächelte bedeutungsvoll und hob die Petroleumlampe etwas höher, um den langen Gang besser auszuleuchten. Vor einer Flügeltür blieb er stehen. Er wartete, bis alle hinter ihm standen, und öffnete sie.
    Eleonora hörte, wie Charlotte tief Luft holte, und vernahm den Entzückensschrei ihrer jüngeren Schwester. Sie selbst musste auch erst einmal tief durchatmen beim Anblick des riesigen elfenbeinfarbenen Flügels, der mit aufgeklapptem Deckel schräg im Raum stand. Sie kannte dieses Instrument. Bislang hatte er immer im Salon der Gräfin gestanden. Er war ein Geschenk ihres Onkels, des Grafen von Schwerin, zur Hochzeit gewesen.
    »Schau mal, die schönen Vorhänge!«, rief Sophie begeistert und lief zum Fenster. Vorsichtig strich sie über den schweren dunkelblauen Stoff. »Der lässt bestimmt keine Kälte von draußen durchdringen.«
    »Wenn die Damen noch irgendwelche Wünsche hätten«, sagte der junge Diener und verneigte sich. »Soll ich einem der Mädchen Bescheid geben, dass es nun das heiße Wasser bringen darf?«
    Fragend schauten sich die drei an.
    »Den Reisestaub bekommen wir mit warmem Wasser bestimmt besser von Händen und Gesichtern«, meinte Eleonora.
    »Gut, dann sagen Sie Bescheid«, sagte Charlotte zu dem jungen Diener. Mit einer Verneigung zog dieser sich zurück.
    Sophie stellte sich in die Mitte des Raums und drehte sich einmal um die eigene Achse. Mit ausgestrecktem Finger zählte sie die Türen durch. »Fünf Türen mit der zum Flur«, stellte sie fest.
    »Dann lass uns doch einmal schauen, was sich jeweils dahinter versteckt«, schlug ihre Schwester vor.
    »Seht doch mal, das wird doch schon von außen erkennbar«, sagte Eleonora.
    »Wieso denn das?«, fragte Sophie.
    »Du musst eben etwas genauer hinschauen«, befahl ihr Eleonora lächelnd. Nun erst entdeckten die Schwestern die kleinen Schilder, die diskret über den Türklinken angebracht waren.
    »Das kann ja nur auf mich gemünzt sein«, rief Sophie und trat auf die Tür zu, auf deren Schildchen ein großer Hut aufgemalt war.
    »Und die für mich«, meinte Charlotte und freute sich über das galoppierende Pferd auf ihrem Schild.
    »Und was hast du, Eleonora, ein Klavier?«, wollte Sophie neugierig wissen und spähte ihr über die Schulter.
    »Nein, ein Notenschlüssel tut es doch auch«, erwiderte diese lächelnd.
    »Bei dir wäre ein Schokoladenkännchen eigentlich auch angebrachter gewesen«, ärgerte Charlotte einmal mehr ihre jüngere Schwester.
    »Du bist gemein!«, erfolgte prompt die übliche Replik, aber es war mehr rhetorisch, denn Sophie war längst in ihr Zimmer getreten, um es einer ausgiebigen Betrachtung zu unterziehen. Die beiden anderen taten es ihr nach.
    »Ist es nicht herrlich warm bei uns?«, rief Sophie aus ihrem Gemach.
    Das hatte seinen Grund. Im Salon der jungen Damen stand nämlich ein riesiger Kachelofen, der den gesamten Raum mit wohliger Wärme erfüllte. Aber nicht nur das, in jedem Zimmer der jungen Damen stand ein kleiner Heizkörper, der mit einem Rohr mit dem großen Kachelofen des Salons verbunden war und so auch diese Räume wärmte.
    »Endlich nicht mehr frieren müssen!«, rief Sophie begeistert und riss sich ihr seidenes Brusttuch aus dem Dekolleté. Ein makelloser voller Busen kam zum Vorschein, der im Licht der Petroleumleuchter an den Wänden wie Perlmutt schimmerte. »Mais, ma chère sœur, je vous en pries!«, rügte sie ihre ältere Schwester im Ton ihrer Mutter. Und nun kicherten sie alle beide, ehe sie sich gemeinsam an die Inspektion ihrer neuen Zimmer begaben.
    So blieb Eleonora genügend Zeit und Ruhe, ihr eigenes Zimmer zu besichtigen. Bei der Auswahl von Farben und Möbeln konnte nur Gräfin Dorothea ihre Finger im Spiel gehabt haben. »Edles Smaragdgrün, fast ins Türkis spielend, und Elfenbein, das sind deine Farben!«, sagte sie oft zu Eleonora. »Merk dir das, das Grün bringt das helle Grau deiner Augen noch besser zur Geltung, und das Elfenbein betont deinen wunderbaren Teint.« Und der krönende Baldachin über ihrem Bett trug nun genau jene Farbe, genauso wie die Bezüge des Betts, das mit dem Kopf zur

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