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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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einzumummeln.
    Sie erwachte, als jemand an ihrem Kopfkissen zupfte. Mit einem leisen Schrei fuhr sie hoch.
    »Pscht, ich bin es doch nur, nicht erschrecken!«, beruhigte sie Paula. Eleonora hatte sich immer noch nicht an deren Zofenaufmachung gewöhnt, obwohl sie ihr ausgezeichnet stand.
    »Was ist denn, Paula?«, erkundigte sie sich und gähnte ausgiebig. Natürlich nicht, ohne sich dezent die Hand vor den Mund zu halten. Alte Schule von Madame Hortense, die Paula und Emma nun schon seit vier Monaten durchliefen. Nicht ohne Erfolg, wie sie dem geradezu perfekt angemessenen Auftreten Paulas entnehmen konnte.

    »Komtesse Charlotte und Komtesse Sophie lassen Mademoiselle Eleonora hinunter in das Atelier bitten«, sagte diese nun und knickste artig. »Sie wünschen, dass Mademoiselle Eleonora sie vor ihrem Aufbruch zum Ball noch einmal anschauen und bewundern kommt.«
    »Sag ihnen, dass ich sofort komme, ich muss nur noch meine Schuhe anziehen und mich rasch kämmen«, erwiderte Eleonora und erhob sich.
    Sie schlüpfte in die seidenen Ballerinas, die vor ihrem Bett standen, und fuhr sich vor dem Spiegel hastig mit einer Bürste über ihre blonden Haare. Sie musste sehr ruhig geschlafen haben, denn sie waren kaum verwuschelt. Keine vorwitzige Strähne hatte sich aus dem im Nacken geflochtenen Zopf gelöst. Charlotte und Sophie würden heute die edlen, der griechischen Antike entlehnten Hochsteckfrisuren tragen. Sophie wollte sogar ein Kinnband um den Hals schlingen, so, wie es Königin Luise bei ihrer Ankunft aus Darmstadt getragen und damit zur Mode gemacht hatte.
    »Papperlapapp, das lässt du schön sein«, hatte Gräfin Dorothea das jedoch rigoros abgelehnt. »Der alte Schadow hat mir schon vor Jahr und Tag verraten, dass dieses Kinnband nur dazu diente, eine kleine Schwellung am Hals zu kaschieren.«
    Sophie schmollte, aber ergab sich in ihr Schicksal.
    »So ein Band würde bei dir nur den Effekt deines Doppelkinns verstärken«, konnte sich Charlotte mal wieder nicht beherrschen zu piksen. Es dauerte drei Tonleitern und sieben Kadenzen, bis sich die darauf folgenden schwesterlichen Turbulenzen im Gemach der jungen Damen beruhigt hatten. Das lag aber auch schon wieder einige Tage zurück.
    »Seid ihr schön, ihr seid wunderwunderschön!« Eleonora trat einen Schritt zurück, um ihre beiden Freundinnen in ihrer ganzen Pracht und Schönheit bewundern zu können. »Schier unglaublich, wie schön ihr seid«, wiederholte sie andächtig. Die drei Mädchen standen voreinander in dem hell erleuchteten Atelier der Schneiderin, die mit ihren Gehilfinnen noch geschäftig um die beiden Komtessen herumwuselte und dabei ständig mit Monsieur Louis ins Gehege geriet. Gräfin Dorothea hatte den alten Friseur ihres Vertrauens für diesen Abend engagiert. Und nun überschütteten sich die beiden dienstbaren Geister jedes Mal, wenn sie aneinandergerieten, mit einem Schwall französischer Tiraden, von denen Eleonora nichts verstand. Wahrscheinlich war es auch besser so, denn das, was die beiden so wechselweise ausstießen, hörte sich nicht nach der gepflegten Hochsprache bei Hofe an.
    »Mademoiselle la Comtesse, Sie müssen aber auch einmal still’alten, damit ich diese eine Strähne noch feststecken kann«, flehte Monsieur Louis verzweifelt und hüpfte um die sich ausgelassen im Kreise drehende Sophie herum.
    »Wenn du so weitermachst, wird dir schon schwindlig sein, ehe du überhaupt den Ballsaal betrittst«, sagte Charlotte.
    »Ach, Charlotte, ich bin so aufgeregt. Glaubst du, dass wir heute Abend auch Walzer tanzen werden?«, plapperte Sophie.
    »Das denke ich schon, so gerne, wie unsere junge Königin selbst walzt«, kam die fröhliche Stimme der Gräfin von der Tür.
    »Oh, Madame la Duchesse, darf ich Ihnen vielleicht noch ein bisschen Rouge auflegen«, begrüßte sie ihr alter Friseur und machte einen formvollendeten Kratzfuß.
    »Aber ganz dezent, ganz dezent«, willigte Gräfin Dorothea ein und hielt ihm mit leicht geneigtem Kopf ihre Wange entgegen. Monsieur tupfte ihr aus einem silbernen Döschen links und rechts einen winzigen Klecks Rouge auf die Wangen und verrieb es rasch.
    »Ach, wie gerne ich jetzt noch ein paar mouches verteilen würde«, seufzte er erinnerungsselig.
    »Die Zeit der Schönheitspflästerchen ist endgültig vorbei«, erwiderte die Gräfin würdevoll.
    »Ich finde das ja irgendwie schade«, meinte Charlotte und betrachtete wohlgefällig ihr Spiegelbild. Sie griff sich an eine winzige rote Stelle am

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