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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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hat die Möglichkeit, sich nebenan noch beim Tanze zu vergnügen. Die Herren der Schöpfung mögen vielleicht in unserem Kaminzimmer ein kleines Spielchen wagen oder im Rauchsalon eine Zigarre genießen. Den anwesenden Damen bin ich geneigt, ihnen mein Ohr zu leihen. Sie dürfen mir gerne von ihren entzückenden Enkelkindern erzählen oder mich au courant bringen, was den neuesten Klatsch und Tratsch zwischen Paris, Berlin, Wien und St. Petersburg anbelangt.«
    Mit vergnügt funkelnden Augen blickte Dorothea in die Runde. Ihre Zuhörer lachten zwischen Amüsement und Gezwungenheit.
    »Sie ist wirklich die Alte geblieben«, flüsterte ein dicklicher Herr, den Eleonora als einen von den Dönhoffs in Erinnerung hatte.
    »Von Altersmilde kann bei unserer lieben Dorothea wirklich nicht die Rede sein«, bestätigte eine Dame spitz, die eine von den Lehmitzens sein musste.
    »Ravissamente«, flüsterte ihr eine Männerstimme ins Ohr. »Ihre Gönnerin ist einfach unwiderstehlich.« Eleonora drehte sich um und schaute Louis Ferdinand genau in die Augen. Er verbeugte sich. »Würde mir Leonore die Ehre eines Tanzes gewähren?«, fragte er galant. Erschrocken sah Eleonora erst zu ihm und dann durch den Saal. Sie entdeckte Gräfin Dorothea, die sie beide gerade beobachtete und ihr nun aufmunternd zunickte.
    »Ich heiße nicht Leonore«, sagte sie, ließ sich aber widerstandslos von Louis Ferdinand auf die Tanzfläche führen. Sie erblickte Sophie, die von ihrem Mann temperamentvoll im Kreise geschwenkt wurde. Die junge Herzogin von Lichtenfels strahlte über das ganze Gesicht. Ihre Wangen waren vor Freude gerötet, ihre Augen funkelten. Sie sah kein Jahr älter aus als damals am Abend ihres gesellschaftlichen Debüts bei Hofe. Etwas würdevoller führten sich Charlotte und ihr Ehemann auf. Der schlaksige schwedische Graf verfügte nicht über das Temperament und die Musikalität seines bayerischen Schwagers. Ein wenig ungelenk schob er seine Frau über das Parkett. Irrte sich Eleonora? Sie schaute nochmals genauer hin. Nein, es war kein Irrtum. Der Graf sprach nicht mit seiner Gattin, sondern zählte gewissenhaft die Takte des schwungvollen Walzers mit.
    »Eins, zwei, drei, eins, zwei drei«, vernahm nun Eleonora die Stimme ihres eigenen Tanzpartners und fühlte sich plötzlich mitgerissen. Als begnadeter Musiker war Louis Ferdinand auch ein glänzender Tänzer. Zum ersten Mal in ihrem Leben machte Eleonora die Erfahrung, dass Tanzen Spaß machte, und konnte die Leidenschaft von Königin Luise für das »Walzen« endlich verstehen. Stundenlang hätte sie sich noch so im Kreise drehen können, Musik und Bewegung hingegeben.
    Fast eine halbe Stunde spielte das Orchester ohne Unterlass, ehe es sich eine verdiente Pause gönnte. Atemlos löste sich Eleonora aus den Armen des Prinzen. Fast keuchend stand sie vor ihm, dem keinerlei Anstrengung anzumerken war.
    »Sie tanzen genauso gut, wie Sie singen, Leonora«, lobte er sie.
    »Ich heiße Eleonora«, sagte Eleonora steif.
    »Für mich sind Sie eine Leonore, denn auch Sie haben sich befreit.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich kann mir keine bessere Darstellerin für die Hauptperson der Oper
Fidelio
vorstellen als Sie«, fuhr Louis Ferdinand fort. »Wenn Beethoven Sie sehen würde, würde er mir sofort beipflichten. Leider kann er Sie nicht mehr hören.« Bedauern, ja abgrundtiefes Mitleid schwang in seiner Stimme mit. Schlagartig hatten sich seine Augen verdunkelt, wurden fast schwarz. Dieser Mann schien blitzartigen Stimmungswechseln unterworfen zu sein. Nachdenklich brütete er vor sich hin. Aber da hellte sich seine soeben noch tief verdüsterte Miene schon wieder auf. Er schien sich der Gegenwart Eleonoras wieder bewusst geworden.
    »Das mit meiner Befreiung, das würde mich schon interessieren. Könnten Sie mir das ein wenig besser erklären«, bat Eleonora ihn.
    »Denken Sie doch an Ihre Vorgeschichte, an Ihre Herkunft.«
    »Sie wissen so viel über mich, das ist mir schon fast ein bisschen unheimlich«, entgegnete Eleonora.
    »Das muss Ihnen nicht unheimlich sein, Sie sollten sich geschmeichelt fühlen, Leonora, Verzeihung, Eleonora.« Er lächelte ironisch, als er Protest in ihren Augen aufblitzen sah. »Bedeutet es nicht eine ungeheure Befreiung für die Tochter eines Potsdamer Feldwebels, die jahrelang in einem Potsdamer Waisenhaus darben musste, nun in höchsten gesellschaftlichen Kreisen verkehren zu können?«
    Eleonora nickte wortlos.
    »Ein Aufstieg über Schranken

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