Flamme der Leidenschaft - Roman
das?«
»Ja, so was Ähnliches«, murmelte sie und wich seinem Blick aus.
Eine Zeitlang schaute er sie schweigend an. Mit solchen Komplikationen hatte er nicht gerechnet, er hatte einfach nur angenommen, sie würde seine Wünsche erfüllen. Nun musste sie sich mit einem Verbrecher auseinandersetzen. Dieser jungen Frau schuldete er nichts. Er konnte ihr erklären, das Abkommen sei null und nichtig, und davongehen. Mit ruchlosen Schurken, Schlägern und Vergewaltigern wollte er sich nicht einlassen. Maggie bedeutete ihm nichts, abgesehen von der Rolle, die sie bei seiner Wette spielte. Sicher würde er ein anderes Mädchen finden, das sich besser dafür eignete. Viel zu ambitioniert hatte er eine Frau gewählt, die innerhalb weniger Wochen aus der Gosse in höchste Gesellschaftskreise aufsteigen sollte. Sicher wäre es besser gewesen, die Tochter eines Ladenbesitzers oder Metzgers zu engagieren.
Aber all diese Gedanken, die ihm durch den Sinn gingen, nahm er nicht ernst. Er erinnerte sich, wie liebevoll sie Nan
getröstet hatte, wie ihr Mund schmeckte, dachte an die Hitze ihres Körpers. Was mochte sonst noch alles in dieser Frau stecken, die ihm so alt erschien wie London? Und gleichzeitig so jung und fragil wie eine Blüte, die sich zwischen Pflastersteinen emporwand und leicht von einem achtlosen oder bösartigen Stiefel zertreten werden konnte. Und, was ihn genauso faszinierte, sie erkannte ihre Verletzlichkeit.
Aber was konnte sie dagegen tun?, überlegte er plötzlich und suchte beklommen, ihre Perspektive mit seiner eigenen in Einklang zu bringen. Nicht sie hatte den Ort ausgesucht, wo die Würfel fallen würden. Entweder wehrte sie sich, oder sie resignierte und wartete auf ihren verfrühten Tod. Doch so leicht würde sie sich nicht geschlagen geben. Ganz im Gegenteil, sie kämpfte nicht nur um ihr Überleben. Die zarte Blüte breitete auch ihre Blätter aus, denn sie wollte andere, noch schwächere Keimlinge schützen.
»Um Nan zu retten, würden Sie sich verkaufen, nicht wahr?«, fragte er.
Überrascht blickte sie zu ihm auf, und ihre harten Züge verwandelten sich in ein sanftes Lächeln, das ihre Verwundbarkeit deutlicher denn je bezeugte. Sie blinzelte. Dann sagte sie, als würde das alles erklären: »Sie gehört zu meiner Familie.« Krampfhaft krallten sich ihre Finger in die Falten ihres Rocks. »Zu meinen Kindern, für die ich sorge.«
»Zu Ihren Kindern?«, wiederholte Charles fassungslos. »Dieser große, rothaarige Bursche …«
»Frankie«, ergänzte sie.
»Nennen Sie ihn auch Ihr Kind?«
»Oh, so meine ich das nicht«, entgegnete sie ärgerlich. »Ich bin nicht seine richtige Mum. Aber - ja, er gehört ebenfalls dazu. Ich kümmere mich so oft um ihn, wie er es zulässt. Außer meinen Kindern habe ich niemanden. Das ist wie …« In wachsendem Enthusiasmus sprach sie weiter. »Also, es hängt mit meiner Ehre zusammen, mit meinem Stolz. Ihr feinen Pinkel habt genug, worauf ihr stolz sein könnt. Aber für jemanden wie mich gibt’s da nur kleine Dinge. Zum Beispiel sorge ich für Menschen, die ich mag, und passe auf, dass sie gerecht behandelt werden. Nur weil ich so wenig für meine Ehre tue, ist sie keineswegs unwichtig.«
Ihre Worte trafen ihn wie Hammerschläge. Das weiß sie nicht. Sie kann es nicht wissen … Umso klarer erkannte er die Wahrheit - diese kleine Straßenratte besaß ein viel grö ßeres Ehrgefühl als er. Diesem Vorbild müsstest du nacheifern, Millie, dachte er bitter. Hoffentlich kommen wir Maggie eines Tages gleich. »Ich hole den Wagen.« Noch länger musste er seine Entscheidung nicht überdenken. »Wir fahren zu diesem Danny und dann nach Chelsea zurück. In einer halben Stunde ist alles vorbei.«
Seufzend schüttelte sie den Kopf. »Sir, das ist ein ganz mieser Schuft. Von solchen Leuten verstehen Sie nichts. Wenn Sie mich begleiten, schlitzt er Ihnen die Kehle so blitzschnell durch, dass …«
»Ich bin ein Peer mit ererbtem Sitz im Oberhaus«, unterbrach er sie.
»Was nützt Ihnen das, wenn Sie auf dem Grund der Themse liegen?«, konterte sie ungeduldig. »Sicher, es würde
eine Untersuchung geben, und ein armer Kerl, den Danny hasst, würde am Galgen enden. Aber Sie wären immer noch tot. Und Danny würde immer noch herumstolzieren, frei wie ein Vogel.«
»Was passiert mit Ihnen, wenn Sie allein zu ihm gehen?« Offenbar machte sie sich keine Gedanken darüber.
»Nichts«, behauptete sie, nicht sonderlich überzeugend. »Ich kenne Danny. Der ist mir was
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