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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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spannten sich an. Aber sie bemerkte nur: »In London gibt es viele Dannys.«
    Ohne diesen Einwand zu beachten, fragte Charles das Kind: »Warum hat er Nan was angetan?«
    Bevor Giles antwortete, warf er Maggie einen kurzen Blick zu. »Keine Ahnung, Sir. Früher hat er sich nie um sie gekümmert.«
    Was immer er wissen mochte, würde er nicht verraten. Und warum sollte es Charles interessieren? Wie er Maggie erklärt hatte, schützte er nur sein Investment. Er würde sie zu ihrer Freundin begleiten, dann wohlbehalten nach Chelsea zurückbringen, und alles wäre in Ordnung.
    Energisch verbot er sich Spekulationen über Dinge, die ihn nichts angingen. So schweiften seine Gedanken unweigerlich zu der Szene im Salon, die der zerlumpte Junge unterbrochen hatte. Er war bereit gewesen, mit Maggie King zu schlafen, der erbärmlichen kleinen Varietésängerin. Nein, sie war nicht erbärmlich, ganz im Gegenteil, und gerade das faszinierte ihn so sehr an ihr. Trotz ihrer zierlichen Gestalt wirkte sie keineswegs fragil oder verwundbar.
    Sie äußerte sich kühn und unverblümt, fast dreist. Nichts
an ihr erinnerte ihn an die beabsichtigte Vulgarität, gekünstelte Koketterie oder angstvolle Scheu der wenigen Frauen aus dieser niedrigen Gesellschaftsschicht, die ihm bisher begegnet waren. Und es mangelte ihr wahrlich nicht an Selbstvertrauen.
    Verstohlen musterte er ihr Profil, während sie unverwandt aus dem Wagenfenster starrte. Ihre zusammengepressten Lippen bekundeten Sorge und Ungeduld. Sicher lag es an ihrer starken Persönlichkeit, dass er mit beunruhigenden Gedanken an diese junge Frau eingeschlafen und aufgewacht war, dass ihn verwirrende Erinnerungen den ganzen Tag verfolgt hatten. Mit niemandem, den er kannte, ließ sie sich vergleichen. Irgendwie erschien sie ihm wie ein neuer Wein. Seit dem ersten Schluck wuchs sein Appetit. Wenn er sich mehrmals betrank, würde er vielleicht eine gewisse Langeweile empfinden und erneut versuchen, die Lust zu wecken, die seinen übersättigten Gaumen am Anfang so sehr gereizt hatte. Wie sie selbst betonte, war sie keine Unschuld mehr. Und was sie von ihm erwarten konnte, wenn sie ihn weiterhin bedrängte, hatte er ihr klar und deutlich erklärt …
    Die Ankunft am Ziel beendete diese Gedanken. Erstaunt öffnete er den Wagenschlag und sprang auf das Pflaster hinab. Für ein Bordell war das eine gute Adresse, nahe dem Haymarket und mehrerer teurer Restaurants, eine Gegend, die viele junge Gentlemen frequentierten. An der frisch gestrichenen weißen Fassade wies nichts auf die Funktion des Etablissements hin, nur zwei flackernde Gaslampen flankierten eine diskrete Hausnummer.

    Maggie kletterte hinter Charles aus dem Wagen und sah sich rasch um. Dann richtete sie ihren Blick anders als sonst auf ihre Füße und eilte in das Gebäude. Auch Giles stieg aus, aber er folgte ihr nicht. Stattdessen lehnte er sich an den Türrahmen, um ihre Rückkehr abzuwarten. Die Passanten beachteten ihn nicht.
    Obwohl die Abenddämmerung erst in etwa einer Stunde hereinbrechen würde, schlenderten bereits zahlreiche Leute vorbei, elegante Gentlemen und junge Mädchen in teuren Kleidern, mit bemalten Lippen und dunkel geschminkten Augen - die übliche Schar, die aus Prostituierten und vergnügungssüchtigen Männern bestand und den Haymarket oder die Regent Street bevölkerte. Bisher hatte Charles niemanden erkannt. Aber wenn er hierblieb, würde man ihn bald entdecken, deshalb beschloss er, ins Bordell zu gehen.
    Als er den Türknauf berührte, lief ein kleiner Junge zu ihm. »Soll ich Ihnen eine besondere Schönheit verschaffen, Sir?«, piepste er, grinste anzüglich und lüftete einen schmutzigen Hut.
    »Nein«, erwiderte Charles in entschiedenem Ton, »ich habe meine eigene Gesellschaft mitgebracht.«
    Enttäuscht verzog der Junge das Gesicht, lief davon und zwängte sich zwischen zwei Huren hindurch, die mit einer älteren Frau auf der anderen Straßenseite standen und misstrauisch herüberstarrten.
    Charles betrat die Eingangshalle des Etablissements, wo er Maggie mit einem etwa elfjährigen Mädchen antraf. Am Fuß der Treppe räkelten sich zwei riesengroße Männer in
komfortablen Sesseln. Was für ein Vergnügungstempel mochte das sein?
    Offenbar verriet Charles’ Miene sein Missbehagen, denn Maggie kam zu ihm und murmelte: »Das ist Nell, Old Bess’ jüngste Tochter.«
    Also das Kind der Besitzerin. Charles atmete auf. Offenbar kein Freudenhaus, in dem sich perverse Kunden mit kleinen Mädchen

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