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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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Als sie ihre Stellung als Sängerin im Mermaid’s Dance verlor, weil sie einen einflussreichen Gentleman beleidigt hatte, und kein neues Engagement bekam, wusste sie sofort, wer dahintersteckte. Zweifellos hatte Danny dafür gesorgt, dass sie in Ungnade gefallen war.
    Müde strich sie mit dem Handrücken über ihre Lider und seufzte. »Mr Hawkins wollte mich gar nicht sehen. Als ich trotzdem in sein Büro rannte, wandte er sich ab und erklärte, er hätte keinen Platz für eine weitere Varietésängerin. Da versicherte ich ihm, ich würde alles machen. Er sagte, ein Mädchen, das gewisse Gentlemen beleidigt, könnte er nicht brauchen.«
    »Alles?« Böse Erinnerungen verdunkelten Sallys blaue Augen. »Maggie, du hast noch nie …«
    »Erzähl mir bloß nicht, was ich getan habe und was nicht!«, zischte Maggie. Auf dem Weg zur Tottenham Court Road ging sie immer schneller. Hinter sich hörte sie die Schritte ihrer Freundin, die längere Beine hatte und ihr mühelos folgte. »Wir haben kaum noch einen Penny, Sally. Seit Tagen kriege ich keine Noten mehr zum Kopieren. Nan besäuft sich dauernd, statt mit ihrem Marktkarren loszufahren. Und Frankie habe ich die ganze Woche nicht gesehen. Wir sind mit der Miete im Rückstand. Wenn ich nicht bald was verdiene, wird uns die alte Witwe Merrick
rauswerfen. Und dann müssen wir wirklich tun, was irgendwer verlangt, weil wir keine Wahl haben.«
    Sie erreichten die Straße, und Maggie eilte durch das Gedränge der Passanten zur Church Lane. Als ein Schnüffeln erklang, merkte sie, dass Sally weinte. Das versuchte sie zu ignorieren und klammerte sich an ihren Zorn.
    »Noch nie musstest du dich verkaufen, Maggie. Deshalb weißt du nicht, wie das ist. Diese Männer, die auf einem liegen und keuchen und prusten …«
    Maggie blieb stehen und fuhr so abrupt zu ihrer Freundin herum, dass Sally fast mit ihr zusammenprallte. Zu beiden Seiten strömten Menschenmengen vorbei, aber sie achtete nicht darauf. »Ich verkaufe mich nicht an alle Kerle, die zum Haymarket kommen. Nein, ich will richtige Geschäfte machen. Mich selber gibt’s nur, wenn es sich lohnt.«
    »Für mich sollst du nicht …«
    »Auch nicht für Moll und den kleinen Jo?«, stieß Maggie hervor. »Verdienen sie es, auf der Straße zu leben, nur wegen deiner Prüderie?«
    Jetzt schluchzte Sally immer lauter, helle Tränenspuren durchzogen den Schmutz auf ihren vernarbten Wangen. »Moll und Jo sind Nans Problem. Nicht deins. Maggie, du bist meine beste Freundin. Wenn du dir das antust, würde ich’s nicht ertragen…«
    Auch Maggie wollte weinen. Doch sie tat es nicht. Wie man Tränen vergoss, wusste sie nicht mehr. »Ich darf sie nicht im Stich lassen«, murmelte sie und nahm Sallys knochige Gestalt ungeschickt in die Arme. »Seit Jahren sind wir zusammen, die beiden gehören genauso zu meiner Familie wie du.«

    »Klar, Maggies Truppe«, stimmte Sally leise zu. Ein Träger mit einer Kiste auf dem Rücken fluchte empört, als er sich an ihr vorbeizwängte. Seufzend ließ sie Maggie los, und sie gingen weiter. »Was willst du jetzt tun? Das war das letzte Varieté in der Church-Lane-Gegend. Selbst wenn man die miesen Schmieren mitzählt.«
    »Ich stelle mich an einem Theater vor, wo Danny nichts zu sagen hat«, verkündete Maggie entschlossen. »An der Oper. Perle hat von meinen Schwierigkeiten gehört und mir geschrieben, sie würde ein Vorsingen für mich arrangieren. Wart’s nur ab, alles wird gut. Sogar noch besser. Überleg doch mal, wie viel Geld wir kriegen, wenn ich Opernsängerin werde!«
    Obwohl heitere Zuversicht in diesen Worten mitschwang, gestand sie sich ihre Niederlage ein. Was sie plante, war ein hoffnungsloser letzter Versuch, einen Traum zu verwirklichen, der sich niemals erfüllen würde.
    Vor vier Jahren hatte ihre Stimme den Ansprüchen der Opernbühne nicht genügt. Daran würde sich jetzt nichts ändern. Aber sie musste sich wenigstens darum bemühen. Was blieb ihr anderes übrig?
    Also würde sie wieder vorsingen und erneut scheitern. Danach wollte sie verschwinden, nach Southampton oder Leeds oder in irgendeiner Stadt, wo ihr befleckter Ruf den Freunden nicht schaden würde.

2
    C ovent Garden. Die Kontraste dieses Platzes faszinierten Charles immer wieder. Von Ruß geschwärzt, beherbergten die klassischen Häuser - einst die Domizile des verarmten Adels - mittlerweile nur noch bittere Armut. Dazwischen tummelten sich Menschenmassen, durch und durch britisch, so dass die italienisch

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