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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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unwiderstehlichen Köder hingeworfen, strahlte sie über das ganze Gesicht.
    In der Tat, ihr Vorschlag war verlockend. Ein solches Arrangement übertraf seine kühnsten Hoffnungen. Auf diese Weise würde er viel mehr erreichen als mit seinen diskreten Aktivitäten hinter den Kulissen. Dafür brauchte er nur eine hübsche, talentierte, in seinen Kreisen unbekannte Schauspielerin. Und er wusste, wo er junge Frauen fand, die sich nach dem Rampenlicht sehnten. Entschlossen nickte er. »Also gut, ich nehme dich beim Wort«, warnte er.
    Siegessicher lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück. »Von dir würde ich auch gar nichts anderes erwarten, mein lieber Bruder.«
    Er wandte sich ab, und sie begann wieder in ihrem Buch zu lesen. Eine Hand am vergoldeten Türknauf, hielt er inne. »Und Millie …«
    »Ja, Charles?« Lächelnd blickte sie auf.
    »Was ich noch sagen wollte, gestern habe ich von deinen verlorenen Wetten auf dem Ball der Ferrers erfahren und deine Schulden bezahlt. Darüber sprach ich mit unserer Mutter, und sie teilt meine Meinung. Für eine junge Dame schickt es sich nicht, mehr zu verspielen, als ihre Finanzen
gestatten. Du erhältst kein Taschengeld, bis du mir die Summe ersetzt und mich für die Schwierigkeiten entschädigt hast, die du mir bereitest.« Mit einer kleinen Pause erweckte er den Anschein, er würde eine Alternative erwägen. »Es sei denn, du begleichst deine Schulden, indem du Miss Barrett unverzüglich um Verzeihung bittest.«
    Da erlosch ihr selbstgefälliges Lächeln. Die Lippen zusammengepresst, griff sie hinter sich und packte ein Kissen mit violetter Petit-Point-Stickerei, das sie ihrem Bruder statt einer Antwort an den Kopf warf.
    Mühelos fing er es auf und ließ es zu Boden fallen. »Wie ich sehe, missfällt dir mein Angebot.«
    Er schloss die Tür hinter sich, und das Echo seiner Schritte hallte erneut in der östlichen Galerie. Aus vergoldeten Rahmen starrten die kalten Gesichter seiner Ahnen auf ihn herab. Die Züge der jüngeren Crosshams zeigten die Spuren dekadenter Sättigung. In ihren Augen glühte der Triumph befriedigter Gelüste. Dieselben Personen waren auf späteren Porträts von Überdruss und den Folgen jahrelanger Ausschweifungen gezeichnet, die Finger von Gicht verunstaltet. Da und dort wirkten verbitterte Mienen ein wenig gemildert, dank des träumerischen Nebels, den Laudanum, Opium oder Absinth erzeugt hatten. Aber sämtliche Blicke schienen sich feindselig in Charles’ Rücken zu bohren, denn er bekämpfte alles, was die Familie stets verteidigt hatte, all die Maximen seiner Erziehung. Seine Sorge um Lily Barrett war nur eine seiner zahlreichen Bestrebungen, mit den Familientraditionen zu brechen.
    Zumindest diese Aufgabe war leicht zu erfüllen, obwohl
Millie ihm etliche Steine in den Weg gelegt hatte. Er brauchte nur ein gefügiges, hübsches junges Ding mit einer ehrlosen Vergangenheit, ausreichend begabt, um die Tochter eines Squires vom Lande zu mimen. Wo man solche Mädchen fand, wusste jeder Edgington genau.
    In der Oper.
     
    Nachdem die Bühnentür mit einem endgültigen Krach ins Schloss gefallen war, betrat Maggie das schmutzige Pflaster der Hintergasse. Sally richtete sich von der Wand auf, an der sie gelehnt hatte.
    Mit schmalen Augen spähte Maggie nach beiden Seiten. In der düsteren Gasse ließ sich keine Menschenseele blicken. Die Dämmerung brach schnell herein. Vom Fluss stieg grauer Nebel empor, mischte sich mit dem Ruß, den die Schornsteine herabsandten, und wirbelte um die Füße der beiden Mädchen, als sie davongingen.
    »Nun, was hat er gesagt?«, fragte Sally.
    »Nichts.« Maggie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme bitter klang. Hätte ich doch damals auf der Brücke die Gelegenheit genutzt und auch Dannys Gehirn aus seinem verdammten Kopf geblasen. Zwei Wochen lang hatte er Boten mit der Nachricht, er müsse mit ihr reden, zu ihr geschickt. Das hatte sie ignoriert, denn sie wusste, dass er niemals nur »redete«. Schon gar nicht, seit er alle größeren Londoner Gangs übernommen oder eliminiert hatte. Wenn man früher von Billingsgate nach St. Giles gegangen war, hatte man ein Dutzend verschiedener Gangsterreviere durchquert. Jetzt gab es nur noch ein einziges.

    Bisher hatte Maggie den Kopf zwischen die Schultern gezogen und war den bevorzugten Jagdgründen seiner Spießgesellen ausgewichen. Danny O’Sullivan hatte sie auf seine schwarze Liste gesetzt. Das teilte er ihr natürlich nicht mit. Was auch gar nicht nötig war.

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