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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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und die Salontür schloss. Dann ermahnte sie ihre Schülerin, keine Zeit zu vergeuden und sich etwas gewissenhafter auf den Lernstoff zu konzentrieren.
    Nach einer Weile unterbrach Madame Rochelle den Unterricht für eine Anprobe, was eine weitere Tortur darstellte. In ungläubigem Staunen musterte Maggie die verschiedenen Stoffbahnen, die um ihren schlanken Körper gewickelt, da und dort festgesteckt und wieder entfernt wurden.
    Nicht einmal die Gesangsstunde verlief erfreulich, denn wie sie herausfand, hatte sie bisher alles falsch gemacht. Deshalb bestand Mrs Ladd darauf, mit den Grundbegriffen der Sangeskunst anzufangen, was eine ziemlich qualvolle Prozedur war.
    Diesmal verließ Miss West das Haus pünktlich um sieben Uhr. Aber Lord Edgington ließ sich nicht blicken. Nachdem Maggie eine halbe Stunde von Lehrbüchern umgeben gewartet hatte, nahm sie ein Bad. Das hatte sie zu Mrs Pershings Verblüffung auch am Vorabend getan. Verfolgte Miss King ein bewundernswertes Interesse an makelloser Hygiene? Oder missachtete sie ihre Gesundheit, indem sie ihren Körper zu oft in heißes Wasser tauchte?
    Maggie hüllte sich in den hellblauen Morgenmantel, den Madame Rochelle ihr mit der Erklärung, diese Robe würde »zauberhaft unschuldig« erscheinen, ohne »süßlich« zu wirken, mitgebracht hatte.

    Den Unterschied zwischen »unschuldig« und »süßlich« verstand Maggie nicht. Und er war ihr auch egal, denn der Morgenmantel fühlte sich nur durch ihr neues Nachthemd von der Haut getrennt herrlich weich an. Es widerstrebte ihr, die diversen Kleidungsstücke anzulegen, die nach Miss Wests Ansicht zu einem respektablen Déshabillé gehörten. Ein Buch in der Hand, setzte sie sich auf ihr Bett. Trotz aller Mühe schweiften ihre Gedanken immer wieder von der Lektüre ab. Angespannt lauschte sie auf vertraute Schritte im Flur, den ersehnten Bariton …
    Als es endlich an der Tür klopfte, zuckte sie zusammen. Lord Edgington!
    »Ich bin’s«, rief Sallys Stimme, und Maggie bezwang ihre Enttäuschung.
    Vielleicht hat er es vergessen. Oder er hatte niemals beabsichtigt, sie zu besuchen. »Herein!«
    Die Tür schwang auf, und Sally trat ein. Unsicher blinzelte sie. In dem überladenen Schlafzimmer wirkte sie klein und hässlich. Das grüne Kattunkleid war alt und fadenscheinig, das helle rotgoldene Haar war aus dem vernarbten Gesicht zurückgekämmt und zu einem wenig schmeichelhaften Knoten hochgesteckt. Nie zuvor hatte Maggie bemerkt, wie dünn und unscheinbar ihre beste Freundin aussah. Zusammen mit den anderen »Kindern« hatte sie die winzige Wohnung ausgefüllt. Aber hier, in einem nur durchschnittlich großen Raum, glich sie einer Zwergin.
    »Morgen will Mrs Pershing uns losschicken, damit wir Kleider kaufen«, berichtete Sally. »Nan und Moll kriegen
Dienstmädchentrachten. Ich bekomme ein Kleid aus schwarzem Seidenmoiré.« Jede einzelne Silbe dieser Worte schien sie zu genießen, und die dunkelblauen Augen in dem Bleichgesicht weiteten sich. »Seide, Maggie. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Ja, ich weiß.« Maggie zog ihre Knie an und schlang ihre Beine darum. »Für mich werden auch Seidenkleider genäht und andere aus Spitze und Stoffen, von denen ich noch nie gehört habe.«
    Seufzend sank Sally auf die Bettkante. »Das muss himmlisch sein.«
    »Allerdings«, stimmte Maggie zu, obwohl sie vom Chaos der letzten beiden Tage und der Angst vor Danny viel zu überwältigt war, um an Kleider zu denken, die in der Bond Street angefertigt wurden.
    »Dein Lord Edgington hat zwei Lakaien zu Bess geschickt, die haben uns abgeholt. Als Giles hörte, man würde ihn in eine Schule schicken, mussten die beiden ihn mit vereinten Kräften in die Kutsche zerren und danach festhalten, damit er nicht aus dem fahrenden Wagen sprang«, fuhr Sally lächelnd fort. »Mit seinem Geheul hätte er die Toten aufwecken können. Das brachte auch Jo zum Weinen, die zwei brüllten wie am Spieß, und alle Leute auf der Straße starrten die Kutsche an. Wahrscheinlich dachten sie, da drin würde jemand umgebracht.«
    »Hoffentlich verzeiht er mir«, meinte Maggie und kicherte leise.
    »Und ich hoffe inständig, sie sperren ihn in diesem Internat ein, damit er nicht weglaufen kann. Danach holten wir
auch Harry ab. Der war mit Frankie in der Wohnung an der Church Lane.«
    In Sallys Bericht fehlte etwas, was Maggie nicht entging. »Und Frankie habt ihr nicht aufgegabelt?«
    »Nein.« Bedauernd hob die Freundin ihre Schultern. »Davon wollte er nichts

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