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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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aufschwang und Miss Pershings schlanke Gestalt im Lampenschein erschien, der den Gehsteig erhellte. Er öffnete eine kleine Klappe hinter dem Kutschbock und befahl Stephens, das Edgington Manor anzusteuern. Die kalten Räume, die ihn dort erwarteten.

8
    A ls er das Edgington Manor erreichte, schimmerte es geisterhaft unter dem Silberlicht des Dreiviertelmonds. Aus dem Zimmer seiner Schwester drang schwaches Licht, ansonsten lag das ganze Haus im Dunkel. Ärgerlich erkannte er die stumme Beschwerde seiner Mutter über sein schlechtes Betragen am vergangenen Abend und glaubte, ihre Stimme zu hören, die verkündete, sie würde das Essen nie wieder für ihn warm halten und überhaupt keine Rücksicht mehr auf ihn nehmen. Eine bessere Behandlung würde ein so respektloser Sohn nicht verdienen.
    Und tatsächlich begrüßte ihn in der Halle nur eine einsame Dienerin. Geduldig saß sie auf einer vergoldeten Bank, die wie eine Sphinx geformt war. Auf dem Tisch an ihrer Seite brannten zwei Kerzen. Als sie aufsprang, dankte er ihr höflich. Aber er konnte ihr keinen Mantel, keinen Hut und keine Handschuhe anvertrauen, da diese Sachen bei seinem überstürzten Aufbruch im Haus in Chelsea zurückgeblieben waren. Verwirrt blieb sie im goldenen Lichtschein stehen, während er die Treppe hinaufstieg, eine der Kerzen in der Hand.
    Wenn alle Gaslampen brannten, wirkte das Edgington Manor wie ein gefrorener Winterpalast. In der Kindheit
hatte Charles sich halb und halb eingebildet - und seine Schwester sogar davon überzeugt -, das Haus hätte früher der legendären Schneekönigin gehört, schön und schaurig zugleich. Aber jetzt, wo nur eine flackernde Kerzenflamme seinen Weg beleuchtete, verschluckte das Dunkel all die kalte Pracht. In der Ostgalerie verhöhnten ihn die Gesichter der Ahnenporträts, und er fühlte sich so verlassen wie ein Gefangener im Labyrinth eines Mausoleums.
    Dann bog er um die Ecke, und das vertraute rötliche Licht, das aus der offenen Tür seiner Schwester fiel, verscheuchte die groteske Atmosphäre. Argwöhnisch näherte er sich der unmissverständlichen Einladung, denn er hatte das Gespräch am vergangenen Abend in unangenehmer Erinnerung behalten. Oder war es ein Streit gewesen? Wenn er nicht ins Erdgeschoss zurückkehren und die Privattreppe zu seiner Suite benutzen wollte, musste er an Millies Zimmer vorbeigehen. Sein Stolz verbot ihm eine so schmachvolle Flucht.
    Sobald er die Tür erreichte, ertönte der vorhersehbare Ruf: »Da bist du ja endlich! Seit Stunden warte ich auf dich!«
    Resignierend unterdrückte er ein Seufzen, setzte eine höflich fragende Miene auf und betrat Millies Wohnzimmer.
    »O Charles, eigentlich müsste ich dir böse sein. Komm her, nimm Platz. Wenn du so arrogant dastehst, machst du mich immer nervös.«
    Er setzte sich auf ein so genanntes Sofa, ein zierliches Gebilde aus Holz und Brokat, das kaum stabil genug erschien,
um sein Gewicht zu tragen. Davor stand ein abgedeckter Teller auf einem kleinen Tisch. Als er den Deckel abnahm, erblickte er kaltes Roastbeef mit Senfsauce, eine seiner Lieblingsspeisen aus der Kindheit. Offenbar wollte Millie ihn gnädig stimmen - kein gutes Zeichen. Aber eine so köstliche Mahlzeit sollte man nicht vergeuden, und so begann er zu essen, während sie weiterschwatzte.
    »Was hast du gestern Abend zu Mama gesagt? Nun, was es auch gewesen sein mag, es hat sie veranlasst, fast den ganzen Tag in ihrem Zimmer zu verbringen und zu behaupten, wegen ihrer Herzbeschwerden würde sie keine Gesellschaft verkraften. Deshalb musste ich auf den Tee bei Lady Mary und Lady Elizabeth verzichten.«
    »Warum bist du nicht allein hingegangen?«, fragte er und hoffte, sie von ihren Absichten abzulenken, falls sie ihn nicht nur aus schlichter Neugier in ihr Zimmer beordert hatte.
    »Wie konnte ich denn? Das war keine private Teeparty nur für Damen. Mindestens fünfzig Leute wurden eingeladen, die Hälfte davon Gentlemen. Also durfte ich mich nicht ohne Chaperon blicken lassen. Hättest du Kusine Beryl nicht weggeschickt …«
    »Dann würde sie uns immer noch das Blut aussaugen, wie alle raffinierten armen Verwandten.«
    Millie öffnete den Mund, um zu protestieren, schloss ihn wieder und warf ihr Haar in den Nacken.
    War sie schon immer so affektiert gewesen? Wenn er ihr zuhörte, glaubte er dem Zwitschern eines Finks zu lauschen, der in einem Käfig saß und sinnlose melodische
Töne von sich gab, um Aufmerksamkeit zu erregen. So verhielten sich die meisten

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