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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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hören. Er sagte, von deinem - feinen Pinkel braucht er keine Almosen.«
    Wie Maggie vermutete, war Frankies richtige Wortwahl noch viel vulgärer gewesen. Sie biss auf ihre Lippen und nickte. »Natürlich habe ich bereits befürchtet, er würde nicht mitkommen.«
    »Das dachte ich mir auch. Aber Harry hörte sich ganz ernsthaft an, was der eine Lakai über diesen Anwalt sagte, und dann grinste er.«
    Maggies Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Seit zweieinhalb Jahren gehörte Harry zu ihrer seltsamen Familie. Sie konnte an einer Hand abzählen, wie oft der Junge in dieser Zeit gelächelt hatte. Wie alt bin ich?, fragte sie sich. Siebzehn? Nein, so jung kann ich gar nicht sein. Vielleicht neunzehn.
    Dieses Jahr zu Weihnachten war Harry siebzehn geworden. Aber manchmal erschien er ihr wie ein alter Mann.
    »Sehr gut«, sagte sie leise, und die Worte taten ihr in der Seele weh. O ja, es war sehr gut , wie glücklich er jetzt sein musste. Dieses Glück hatte sie ihm nicht geben können. Und der Baron schaffte es mit einem kurzen Brief an seinen Anwalt. Wie ungerecht, klagte eine innere Stimme. All das Leid, die jahrelange mühsame Arbeit - völlig unbedeutend im Vergleich zu den Erfolgen, die Lord Edgington mit einem
Gedanken oder einer knappen Geste erzielte. Tut mir leid, dass ich nicht mehr für dich tun konnte, Harry. Niemals gut genug, niemals stark genug, niemals mächtig genug.
    Sally warf ihr einen Seitenblick zu. »Weißt du, dass du schon wie eine feine Dame redest?«
    Unbehaglich hob Maggie die Schultern. »Das muss ich dauernd üben. Sonst mache ich einen Fehler, wenn’s mir nicht passieren darf. Trotzdem bin ich genauso wie früher.«
    »Schon immer warst du anders als wir. Was uns kein bisschen stört. Jetzt lernst du, wie sich eine Dame benimmt. Das finde ich wundervoll.«
    Maggie schaute ihre Freundin skeptisch an. »Ach, wirklich?«
    »O ja«, bekräftigte Sally.
    »Heute hatte ich das Gefühl, ich würde mich selber verlieren«, gestand Maggie nachdenklich. »Ich bin keine Lady. Das weiß ich. Aber was ich bin, weiß ich auch nicht.«
    »Mein Kumpel«, erwiderte Sally schlicht. »Und wenn du eine Lady wirst und in dieser Welt vorankommst, sind deine Gefährten die Letzten, die es dir missgönnen. Und jetzt muss ich dir das Haar bürsten und dich fürs Bett zurechtmachen. Das hat Mrs Pershing gesagt.«
    Lachend schüttelte Maggie den Kopf. »Wenn wir allein sind, kannst du dir dieses Getue sparen. Bisher habe ich immer für mich selber gesorgt. Genau wie du.«
    »Wenn ich dafür bezahlt werde, dass ich dein Haar bürste, dein Waschwasser bringe und deine Schuhe putze, dann tu ich das auch.« Sallys Miene nahm jenen sturen Ausdruck an, den Maggie gut kannte. »Nun mach endlich!«

    Widerstrebend stand Maggie auf und führte ihre Freundin ins Ankleidezimmer, setzte sich vor den Toilettentisch und ließ sich die Haarnadeln aus dem Knoten ziehen. Die üppigen Locken fielen beinahe bis zum Boden hinab.
    Maggie schaute Sally im Spiegel an. »Zum Glück bin ich nie zu dem Perückenmacher gegangen, obwohl ich das vorhatte. Mit kurz geschorenem Kopf würde ich eine armselige Lady abgeben.«
    »Eine wahre Schande wär’s, dieses Haar abzuschneiden«, meinte Sally und begann die Locken mit der Bürste zu entwirren. Ohne von ihrer Arbeit aufzublicken, fuhr sie fort: »Also hast du mit dem feinen Pinkel geschlafen.«
    »Sally!«, mahnte Maggie.
    »Das dacht ich mir schon am ersten Tag, als er in die Wohnung kam«, seufzte Sally. »Ein- oder zweimal warf er dir diesen besonderen Blick zu. Wahrscheinlich hat er das gar nicht gemerkt. Und dir ist es auch nicht aufgefallen. Aber so, wie du zurückgeschaut hast … Damals lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Dann bist du mit ihm zu Bess gekommen. Wie er sich dort aufgeführt hat - offenbar glaubte er, du wärst sein Eigentum.«
    »Darüber möchte ich nicht reden«, murmelte Maggie. Nicht mit Sally, die es nicht verstehen würde - die Sehnsucht nach Lord Edgington und nach etwas anderem, das viel bedeutsamer wäre als ihr kleines, bedrohtes Leben.
    »Natürlich will ich nicht mit dir schimpfen, Maggie«, erwiderte Sally resignierend. »Nur eins wünsche ich mir - du sollst glücklich sein. Macht er dich glücklich?«
    Glücklich. Das Wort schwirrte wie ein fremder Eindringling
durch Maggies Gehirn. War sie mit Charles glücklich? In seiner Nähe empfand sie Begierde, ja, Angst, Ambitionen, Lust und noch etwas, ein seltsames Wiedererkennen. Als könnte

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