Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
Vom Netzwerk:
gewesen wäre.
    Schon jetzt konnte er sich ausmalen, wie die Londoner Klatschpresse reagierte, wenn Sir Edward Blake, dem künftigen Besitzer von Redfield Hall und Inhaber eines Stuhls im House of Lords, die Frau davonlief, weil er es vorzog, seine Sklavinnen mit ins Bett zu nehmen. Nicht, dass so etwas ungewöhnlich gewesen wäre. Nur sprach normalerweise niemand darüber. Lena traute er durchaus zu, dass sie diese Geschichte in ihrer Empörung an die große Glocke hängte und für einen handfesten Skandal sorgte. Einen Skandal, der nicht nur an seiner Ehre als Gentleman kratzen, sondern darüber hinaus die Argumente der Sklavengegner in London befeuern würde.
    Er musste Lena finden und sie zum Schweigen bringen. Koste es, was es wolle!
    «Wohin sollen wir uns als Erstes wenden?», fragte Trevor, der auf einer Höhe mit ihm ritt.
    «Nach Süden», antwortete Edward scharf und ließ die Peitsche knallen, um allen, die ihm folgten, anzuzeigen, dass es auch schneller ging.
    Nach mehrstündigem Ritt machten sie halt in Haliway, einem kleinen Ort im Parish St. Andrew, um in der dortigen Poststation
Rovers Inn
eine Pause einzulegen. Von hier war es nicht mehr weit nach Kingston und Port Royal. Es konnte also durchaus sein, dass die beiden Frauen hier vorbeigekommen waren.
    Der Wirt Alexander McMurphy, ein glatzköpfiger Ire mit nur einem Auge, war ein Klatschmaul, dem so gut wie nichts in der Gegend entging. Vielleicht wusste er etwas über zwei allein reisende Damen zu berichten, die hier haltgemacht hatten. Wobei Edward aufpassen musste, wie er es anfing, damit McMurphy keinen Verdacht schöpfte, um wen es sich tatsächlich handelte.
    «Sir Edward Blake!», empfing ihn der grobschlächtige Ire mit lauter Stimme und einem schmierigen Grinsen, das seiner Unterwürfigkeit gezollt war.
    Natürlich kannte er Edward und seinen Vater nur zu gut, denn immerhin war Lord William Blake Vertreter von St. Mary im Parlament und einer der reichsten Pflanzer der ganzen Insel. Auch legten sein Vater und er hier öfters Rast ein, wenn sie auf dem Weg nach Spanish Town oder Kingston waren.
    «Womit kann ich dienen?»
    «Wir wollen was trinken und auch was essen», erwiderte Edward und ließ sich auf einem freien Barhocker nieder, der in einer langen Reihe an der Theke stand.
    Nach und nach erschienen auch seine Männer in der Schankstube und schauten sich neugierig um. Das plüschige Dekor und das verwaiste Klavier zeugten von einem Vergnügungsort, der weit über das hinausging, was eine normale Speisegaststätte zu bieten hatte.
    McMurphy erkannte das Interesse in den Augen der Männer und rief etwas in Patois, dabei schnippte er mit den Fingern. Wie auf ein Zauberwort eilten aus den verschiedensten Ecken und Türen hübsche, halb bekleidete Mulattinnen herbei, die sich sogleich gefällig um die frisch eingetroffenen Gäste kümmerten.
    «Ich hab nicht gesagt, dass du uns deine Huren auf den Hals hetzen sollst», bemerkte Edward ärgerlich. «Ich sprach lediglich von einem anständigen Drink und Verpflegung.»
    «Dieser Service ist kostenlos», argumentierte McMurphy hartnäckig, wobei sein wohlwollender Blick auf Edwards Begleitern ruhte, die offenbar nichts gegen diesen Freundschaftsdienst einzuwenden hatten. «Schließlich braucht der Mensch nicht nur was für den Magen, sondern auch was fürs Herz», betonte der Ire lautstark und tätschelte einer drallen Hure im Vorbeigehen den Hintern.
    «Ich sagte doch», knurrte Edward bedrohlich, «wir sind auf der Durchreise und haben keine Zeit für irgendwelche Spielchen, selbst wenn sie umsonst sein sollten!»
    Um seine Forderung zu verdeutlichen, schlug er ungehemmt mit der Faust auf den Tisch. Das war für alle Anwesenden ein unmissverständliches Zeichen dafür, dass er in Kürze einen cholerischen Anfall bekommen würde. Die Mulattinnen zogen sich auch ohne einen Befehl ihres Zuhälters wie ängstliche Kakerlaken in jene Löcher zurück, aus denen sie hervorgekrochen waren.
    Edwards Männer glotzten enttäuscht, doch Trevor eilte ihm zu Hilfe. Gekonnt überspielte er die Situation, indem er McMurphy nach den beiden Ladys fragte, die möglicherweise am Morgen in Haliway vorbeigekommen waren. Selbstverständlich sprach er nicht von der Frau seines Vorgesetzten, sondern von seinen eigenen Cousinen, die auf einem Ausflug nach Port Henderson verlorengegangen waren und sich wahrscheinlich verirrt hatten.
    McMurphy verengte misstrauisch sein eines Auge und schaute abwechselnd von Trevor zu

Weitere Kostenlose Bücher