Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
Vom Netzwerk:
das wusste sie inzwischen. Daher konnte man nicht erwarten, dass sie sich in antiker Dichtung auskannten.
    «Woher …?»
    «Wo ich lesen gelernt habe?» Er grinste breit. «Bei den Jesuiten auf Kuba, sie haben mir ganz nebenbei noch Latein und Englisch beigebracht.»
    «Bist du kein …» Sie schaute ihn verwundert an.
    «Sklave?» Er hob eine Braue, und seine Mundwinkel formten sich erneut zu einem amüsierten Lächeln. «O doch. Ich war einer. Aber mein Master hat mir vor seinem Tod die Freiheit geschenkt. In meiner Jugend haben die Jesuiten ihr eigenes Leben und meines dazu riskiert, um mir das Lesen und verschiedene Sprachen beizubringen. Ein Grund, warum ich sie bis heute verehre, ganz gleich, welche Lügen ihre Widersacher über sie verbreiten.»
    Aus irgendeinem Grund fühlte Lena sich beschämt. Auch wenn sie gegen die Sklaverei war, hatte sie dummerweise immer angenommen, dass die Neger und ihre Nachfahren nicht über die gleichen geistigen Fähigkeiten wie weiße Männer und Frauen verfügten. Dass es nicht auf die Hautfarbe, sondern auf die Umstände und die Lehrmeister ankam, hatte ihr dieser vermeintliche Wilde soeben eindrucksvoll bewiesen.

Kapitel 15
    September 1831 // Jamaika // Intrigenspiel

    E dward hatte Trevor Hanson den Auftrag gegeben, vier seiner zuverlässigsten Männer zusammenzutrommeln. Zuvor hatte er Estrelle befohlen, die Schränke der beiden Frauen zu durchsuchen. Außer den Reitkleidern fehlten zwei Reisegewänder und der gesamte Schmuck der Lady. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie nicht beabsichtigte, nach Redfield Hall zurückzukehren. Diese Annahme wurde durch die Tatsache bestätigt, dass beide Frauen offenbar ihre Herkunftspapiere mit sich führten. Lenas Gesellschafterin hatte zudem ihr Barvermögen mit sich genommen. Edward wusste darum, weil sie eine Bemerkung hatte fallen lassen, dass sie ihre Barschaft keiner Bank anvertrauen würde. In ihrem Zimmer war nichts davon zu finden gewesen. Alle Anzeichen deuteten auf eine sorgsam geplante Flucht hin.
    Draußen im Hof knallte die Sonne auf die noch feuchte Erde. In der vergangenen Nacht hatte es geregnet, und sie mussten sich beeilen, wenn sie noch Spuren finden wollten. Die Pferde der Blakes trugen spezielle Hufeisen, die von ihrem hauseigenen Schmied, Malcolm Kent, angefertigt wurden. Die Nägel, die er verwendete, waren rund und nicht wie gewöhnlich eckig. Außerdem hatte das Hufeisen eine besondere Form. Es war an der Vorderseite leicht abgeflacht. Eine Eigenheit von Kent, der allem, was er schmiedete, seine eigene Note verlieh. Auf diese Weise konnte man die Pferde von Redfield Hall von allen anderen unterscheiden.
    Edward saß in schneidiger Reitkleidung auf seinen Hengst auf, während die polierten Stiefel aus braunem Büffelleder mit seinen Waffen um die Wette glänzten. In ihm hatte sich eine fürchterliche Wut aufgestaut. Er wusste nicht, was er tun würde, falls er seine Frau als Erster in die Hände bekäme. In jedem Fall würde er ihr zeigen, was es bedeutete, einen Blake so schamlos hinters Licht zu führen. In gutem Glauben hatte er sie mit Lady Elisabeth ziehen lassen und gehofft, dass sie ihre Launen auf diese Weise wieder unter Kontrolle brachte. Doch sie hatte anscheinend von Beginn an geplant, ihn zu hintergehen und bloßzustellen.
    Seinem Vater hatte er noch nichts von seinen Befürchtungen erzählt. Es reichte vollkommen, wenn er später davon erfuhr. Am besten zu einem Zeitpunkt, an dem Edward seiner Frau habhaft geworden war, oder noch besser, nachdem er ihr den Hosenboden so stramm gezogen hatte, dass sie nie wieder das Wort gegen ihn erhob. Mit einem ‹Heya› gab er seinem Fuchs die Sporen und stürmte gefolgt von Trevor und seinen Leuten aus dem weitläufigen Hof hinaus und hinunter an den Fluss. Durch Toms Aussage wusste er, dass der Stalljunge gesehen hatte, wie die beiden Frauen nach Süden geritten waren. Wahrscheinlich wollten sie nach Port Royal, um ein Schiff zu finden, das sie weg von der Insel brachte. In Falmouth hätten sie zu befürchten gehabt, Leuten von der Plantage über den Weg zu laufen, die sie verraten konnten.
    Gott sei Dank lief im Moment kein einziges Schiff nach Europa aus. Nicht auszudenken, was geschähe, wenn Lena ihrem Vater in London von den Geschehnissen auf ihrer Hochzeit erzählte. Er würde mit Sicherheit sogleich seine Advokaten aussenden, die den Ehevertrag für null und nichtig erklärten, was keine finanzielle, aber eine gesellschaftliche Katastrophe

Weitere Kostenlose Bücher