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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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den Mundwinkeln gesickert war.
    «Ja, ich!», knurrte er und packte sie fester. Sein Gesicht war weiß vor Wut, und stoßweise presste er hervor: «Wo … ist … meine … Frau?» Sie schien zu merken, dass er sich nicht mit irgendeiner fadenscheinigen Erklärung abspeisen lassen würde.
    «Fort», sagte sie heiser. «Entführt.»
    «Herrgott noch mal», schoss es aus ihm heraus. «Was hat das zu bedeuten? Rede endlich, Weib, oder ich lasse dich die Peitsche spüren!»
    «Wir … wir … wollten nach Hause reiten», stotterte sie, «und dann haben wir uns verirrt. Und dann wurden wir überfallen. Es waren Neger, aber ich konnte keinen von ihnen erkennen. Es war zu dunkel.»
    «Und warum bist du hierhergeritten und nicht nach Redfield Hall?»
    «Ich wollte Hilfe holen. Es war das einzige Haus, wo so früh am Morgen schon Menschen auf der Straße waren.»
    «Aha», sagte er boshaft und quetschte ihren Oberarm so fest, dass sie aufschluchzte. «Du lügst, und ich weiß es. Ich habe gehört, dass du weder nach Redfield Hall zurückwolltest noch irgendjemandem deinen Namen genannt hast. Du wolltest nicht, dass man den Gouverneur zu Hilfe ruft. Außerdem habt ihr Tom nicht über eure Abreise informiert und ihn einfach auf Rosenhall zurückgelassen. Entgegen meinen Anweisungen. Für dieses unvernünftige Verhalten verlange ich eine anständige Erklärung. Also erzähl mir verdammt noch mal keine Märchen. Ich will wissen, warum ihr beiden euch mitten in der Nacht von Rosenhall davongemacht habt.»
    «Ich … ich …»
    Sie wagte es nicht, ihm in die Augen zu schauen. Und sie hatte Angst, das konnte er spüren, ja sogar riechen. Plötzlich stand Trevor in der Tür.
    «Ich hab ihre Satteltaschen gefunden, sie hatte sämtliche Papiere dabei, um sich davonzumachen. Nur Geld hab ich keines gefunden.»
    Edward fackelte nicht lange und ging ihr kurzerhand an die Wäsche. Dabei ertastete er den Münzgürtel, den sie wie einen harten Schlauch um die Taille trug.
    «Und was ist das?», fragte er provozierend. «Die Sonntagskollekte?»
    Maggie versuchte sich loszureißen, doch Edward hielt sie gnadenlos fest. «Entweder du sagst mir jetzt die Wahrheit, oder es wird schlimme Konsequenzen für dich haben.»
    Was für welche, sagte er nicht, doch im Stillen hatte er längst beschlossen, dass sie eine überaus lästige Zeugin für Lenas Fluchtversuch war, die er beim besten Willen nicht gebrauchen konnte. Plötzlich schien Maggie ein Licht aufzugehen. Sie bäumte sich auf.
    «Am Ende stecken Sie noch selbst hinter Lenas Entführung! Tom hat Sie gerufen, und Sie haben uns Ihre Schergen hinterhergeschickt. Geben Sie es ruhig zu! Und dann ist ihnen Lena entwischt, und nun versuchen Sie, mich unter Druck zu setzen, um Lena zu finden und sie davon zu überzeugen, zu Ihnen zurückzukehren. Aber das wird Ihnen nicht gelingen. Lena wollte Sie verlassen!», spie sie ihm wütend entgegen.
    Vollkommen besessen von ihrem irrsinnigen Verdacht, war sie mit einem Mal außer sich vor Wut.
    «Ich habe ihr bereits in London gesagt, dass sie einen unglaublichen Fehler begeht, wenn sie sich mit Ihnen verlobt und Ihnen auf diese vermaledeite Insel folgt», fuhr sie fort. «Zu einem Mann, über den sie so gut wie gar nichts weiß. Außer vielleicht, dass er die kalte Schönheit eines gefallenen Engels besitzt. Aber inzwischen ist selbst Lena klargeworden, dass Sie kein Mensch sind, sondern ein Dämon.»
    Mit spitzem Finger deutete sie auf Trevor, der mit verblüfftem Gesichtsausdruck dastand, als ob er sich eingenässt hätte.
    «Was soll man auch anderes von einem Mann erwarten, der es zulässt, dass dieser Grobian ausgerechnet am Tag der Hochzeit die unschuldige Larcy vergewaltigt. Außerdem hat Lena beobachtet, wie Sie es noch in der gleichen Nacht nicht weniger schamlos mit einer Ihrer Sklavinnen getrieben haben. Nennen Sie mir
eine
Frau, die so etwas aushalten sollte! Geschweige denn, vergeben könnte! Egal was Sie vorhaben, Lena wird nach Deutschland zurückkehren zu ihrem Vater und über dessen Advokaten die rechtmäßige Scheidung von Ihnen erwirken. Und selbst was das Kirchenrecht betrifft, bestehen glänzende Aussichten, weil die Ehe nicht vollzogen wurde!»
    Maggies Blick war hasserfüllt, doch Edward wurde plötzlich ganz ruhig.
    «Sie reden vollkommenen Schwachsinn», urteilte er hart. «Ich habe Lena nicht verfolgen lassen, und ich weiß auch nicht, wo sie ist.»
    Im Nachhinein wuchs sein Ärger über sein eigenes, unbedachtes Verhalten. Aber

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