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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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sinnierte Edward und beobachtete zufrieden das Entsetzen in Maggies Gesicht.
    Mit Genugtuung stellte er fest, dass ihre Angst um Lena dazu beitrug, dass sie ihm offenbar gerne glauben wollte.
    «Machen Sie sich keine Sorgen», beruhigte Edward sie mit sonorer Stimme. «Ich werde alles daransetzen, sie zu finden. Und in der Zwischenzeit wird Trevor Sie sicher zurück nach Redfield Hall bringen», versprach er und ergriff zum Beweis seiner Aufrichtigkeit ihre Hand.
    «Was haben Sie vor?», fragte Maggie unsicher. «Soll ich nicht doch lieber mitkommen?»
    «Keineswegs», widersprach er milde. «Ich werde mit meinen restlichen Männern nach Kingston reiten und um die Unterstützung des Gouverneurs und seiner Militärs bitten, damit wir Lena so bald wie möglich aus den Klauen dieser Übeltäter retten können.»
    «Was bleibt mir anderes übrig», erwiderte Maggie und fügte sich in ihr Schicksal.
    Noch etwas wacklig auf den Beinen folgte sie Trevor Hanson schließlich zur Tür. Hinter ihrem Rücken nickte Edward seinem Aufseher verschwörerisch zu. Trevors Augen waren so kalt wie der Nordpol.

    Schweigend stapften Jess und Lena zum Lager zurück. Auf den Strick hatte er verzichtet, weil es ihm nach der Geschichte, die er ihr über sich selbst erzählt hatte, irgendwie absurd erschien. Allerdings hatte er auf der Augenbinde bestanden.
    «Du und ich, wir kommen in Teufels Küche, wenn ich zulasse, dass du das Lager siehst und die Menschen hier. Es reicht völlig, dass du weißt, wie ich aussehe, und ich dir meine Herkunft verraten habe. Die anderen sollten davon nichts wissen.»
    «Ich kann mir vorstellen, dass ich dir ziemliche Probleme bereiten könnte, wenn ich wollte», sagte sie ruhig. «Du mir aber auch. Denk nicht, dass ich deinen Auftritt nach meinem Fluchtversuch vergessen habe. Du hast mich ziemlich beeindruckt, und schließlich bin ich nicht lebensmüde.»
    «Das war durchaus so beabsichtigt», entgegnete er mit einem verwegenen Lächeln.
    Er wurde das Gefühl nicht los, dass er mit seiner Geschichte – oder vielmehr mit der seiner Mutter – etwas in ihrer Einstellung zu ihm verändert hatte. Es schien, als ob es plötzlich eine stille Vereinbarung zwischen ihnen gäbe. Sie wusste nun, dass er keiner Räuberbande angehörte, sondern durch seine Erfahrung als Sklave zu einem Rebell mit gewissen Prinzipien geworden war, die darauf hinausliefen, dass er seine Opfer nicht unnötig quälen wollte. Darauf hatte er stets großen Wert gelegt. Wobei es durchaus Mitstreiter im Lager gab, die da keinen Unterschied machten und die Meinung vertraten, die Weißen hätten es verdient, alles zu verlieren.
    Sogar das Leben.
    Als ob Lena den neuen Vertrauensbund bestätigen wollte, hielt sie seine Hand, während er sie durch dichtes Gebüsch führte. Wenn sie versehentlich ins Stolpern geriet, suchte sie an seiner starken Schulter Halt. Jess musste sich eingestehen, dass er es genoss, ihr so nahe zu sein.
    Dabei war es nicht nur ihr Aussehen, das ihn faszinierte. Ihre ganze Art, wie sie sich bewegte und sich ausdrückte, gefiel ihm. Sie war kühl, vornehm und wortgewandt, und damit das komplette Gegenteil von den heißblütigen Inselschönheiten, die das Lager bevölkerten.
    Dass sich eine so wohlerzogene Lady genauso mühelos in eine fauchende Wildkatze verwandeln konnte, imponierte ihm. Diesen Charakterzug musste Sir Edward Blake bei seiner Brautwerbung anscheinend übersehen haben, dachte Jess durchaus schadenfroh.
    Nachdem sie einen schmalen Weg durch dichtes Gestrüpp gelaufen waren, gelangten sie an einen Hügel.
    «Ich helfe dir hinauf», sagte Jess und fasste Lena am Arm. «Wir müssen ein bisschen klettern.»
    «Wo willst du denn mit mir hin?», fragte sie, als sie bemerkte, dass es offenbar steil bergauf und über unebenes Gelände ging. «Ich sehe doch überhaupt nichts.»
    «Du wolltest doch die ganze Wahrheit wissen», erwiderte Jess und überlegte nicht lange. Um ihr die Augenbinde abzunehmen, waren sie noch zu nah am Lager. «Ich werde dich tragen.»
    Schon hatte er sie gepackt und trug sie wie ein Kind in seinen Armen, wobei er weiterhin mühelos bergauf stapfte. In Panik legte sie ihre Hände um seinen Hals und klammerte sich fest. Er nutzte die günstige Gelegenheit und drückte sie noch ein wenig energischer an sich.
    «Was machst du mit mir?», jammerte sie.
    Trotzdem entging ihm nicht, wie sie sich an ihn schmiegte. Sein Blut rauschte ihm mit einem Mal deutlich schneller durch die Adern, nicht wegen der

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