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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Hergang des Kampfes aus seiner Sicht zu erläutern.
    Als er eintrat, debattierten die Männer entsprechend aufgeregt, und man war sich darüber im Klaren, dass nach dem Tod der Soldaten etwas Entscheidendes geschehen würde.
    «Wir haben die Leichen der übrigen Soldaten in einem schwer zugänglichen Tal weiter unten vom Lager verscharren lassen», erklärte Nathan den Anwesenden emotionslos. «Brown haben wir gemäß Catos Befehl noch lebend, aber im Delirium auf sein Pferd gebunden und zu Tal getrieben. Der Gaul wird hoffentlich instinktiv den Weg nach Hause wählen, und somit wäre sichergestellt, dass die Botschaft vom Gouverneur verstanden wird», erklärte Joel.
    «Wenn der Gouverneur die Sklaven bis zum nächsten Neumond nicht freigelassen hat, werden wir das Mädchen töten», erklärte Cato mit kalter Wut in der Stimme. «Nach so einer Geschichte gibt es nur zwei Möglichkeiten», prophezeite er. «Entweder sie gehen nun auf unser Ultimatum ein, oder sie werden uns angreifen. Letzterem sollten wir zuvorkommen. Ich werde Desdemona heute Abend zurate ziehen. Sie soll für uns das Skorpion-Orakel befragen, damit wir vorbereitet sind.»
    Nachdem die Versammlung aufgelöst war, trat Cato an Jess heran und nahm ihn zur Seite.
    «Ab sofort bleibt die weiße Schlampe in ihrem Verlies. Du hast verdammtes Glück gehabt, dass sie dich und damit uns nicht verraten hat. Auch wenn sie keinen von uns zu Gesicht bekommen hat und nur mit verbundenen Augen herumläuft, könnte sie durchaus später eine Aussage zu ihrem Aufenthaltsort machen. Ist das klar?»
    Jess nickte mechanisch. Mit einem Mal kamen ihm Zweifel, ob er mit seiner Strategie des Vertrauens gegenüber Lena das Richtige getan hatte. Auch sie würde sicher keiner intensiveren Befragung durch militärische Stellen standhalten können. Wobei nicht davon auszugehen war, dass man eine weiße Lady der Folter unterzog. Aber was wäre, wenn sie nach ihrer Freilassung aus freien Stücken plauderte?
    Dabei wurde ihm noch einmal bewusst, dass es keine Alternativen gegeben hatte. Schließlich hatte sie bei ihrem Fluchtversuch, von dem Cato nichts ahnte, sein Gesicht und auch das seiner Mutter gesehen.
    Und sie war nicht bereit gewesen, zu ihrem Ehemann zurückzugehen.
    Mit seinem Versuch, sie durch Ehrlichkeit auf seine Seite zu ziehen, war er ein hohes persönliches Risiko eingegangen. Blieb zu hoffen, dass er nicht irgendwann die Rechnung dafür präsentiert bekam.

    Lena wartete vergeblich auf eine rasche Rückkehr von Jess. In ihrer Abgeschiedenheit fragte sie sich, ob es zu dem befürchteten Kampf mit den weißen Soldaten gekommen war. Gehört hatte sie nichts, was ihre Angst nur noch steigerte. Bilder von Jess, der erschossen und blutüberströmt in der Wildnis lag, geisterten durch ihren Kopf. Tote Kinder und Frauen, die Brown und seine Leute kaltblütig dahingemetzelt hatten. Ebenso fragte sie sich, was mit ihr geschehen würde, falls die Weißen gewonnen hatten.
    Als Jess nach ewigen Zeiten der Angst vor ihr stand und ihr einen Napf entgegenhielt, der eine gestückelte Mango und geröstete Brotfrüchte barg, wusste sie nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Beiläufig schloss er ihren Käfig auf und gesellte sich zu ihr.
    «Gott sei Dank, du lebst», flüsterte sie und nahm das Essen entgegen.
    «Wieso nicht?», erwiderte er mit einem lakonischen Augenaufschlag und setzte sich neben sie.
    «Was ist geschehen?», fragte sie ihn.
    Obwohl sich der Hunger inzwischen bei ihr bemerkbar machte, glaubte sie nichts hinunterbringen zu können, bevor sie die ganze Wahrheit erfahren hatte.
    «Nichts», bemerkte er dumpf, während er eine Flasche aus einem Rucksack nahm, den Korken entfernte und sie ihr reichte.
    Lena hoffte, dass es Brandy war, denn den hätte sie bei all der Aufregung jetzt gut gebrauchen können. Doch so wie es schien, war es noch nicht mal Wein, sondern eine Mischung aus Sorellsaft, Wasser und Zucker.
    «Nichts?», fragte sie empört, wobei ihr auffiel, dass er sich komplett umgezogen hatte.
    Im Gegensatz zum Morgen trug er nun eine abgetragene, blaue Leinenhose und darüber ein ärmelloses Hemd. Außerdem hatte er sich gewaschen, denn seine Haare waren noch nass. Das musste einen Grund haben.
    «Lüg mich nicht an!», forderte sie scharf. «Du hast von Vertrauen gesprochen, und ich spüre, dass etwas vorgefallen ist, was mich ebenso betrifft.»
    «Mein Anführer ist da anderer Meinung», erwiderte er fest. «Außerdem sind uns ab sofort gemeinsame

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