Flamme von Jamaika
werden.
«Anscheinend begreifst du nicht, dass es niemals eine gemeinsame Zukunft für uns geben kann», sagte er schließlich und sah sie mit traurigen Augen an. «Aber eins kann ich dir versichern», fügte er mit rauer Stimme hinzu. «Mein Herz wird brechen, wenn eintritt, was ich befürchte, und du mich eines Tages vergisst.»
Kapitel 22
Anfang Oktober 1831 // Jamaika // Ohne Gnade
I ch will, dass diese Schwächlinge sofort etwas unternehmen und nicht erst, wenn meine Frau als Leiche zu mir zurückkehrt!», empörte sich Edward und starrte zum Fenster hinaus.
Er hatte mit sich selbst gesprochen, und Jeremia, der das Geschirr vom Lunch zusammenräumte, schien das zu wissen. Er zuckte noch nicht einmal mit der Wimper, geschweige denn, dass er etwas erwiderte. Über dem Fluss braute sich ein Sturm zusammen, der die Palmen im Park hinter dem Herrenhaus gefährlich ins Wanken brachte und an den Strohdächern der Sklavenhütten zerrte.
Einen Moment lang dachte er an Yolanda, die mit dem nächsten Balg im Leib auch bei schlechtem Wetter draußen auf den Feldern schuftete. Erst gestern Nacht hatte sie ihm gestanden, dass sie schon wieder von ihm schwanger sei. Sein Vater hatte ihn gewarnt, sich unter den Sklavinnen eine feste Mätresse zu suchen, weil so etwas nur Ärger bedeuten konnte. Vielleicht war es an der Zeit, Yolanda und ihre Brut in den Westen des Landes zu verkaufen. Abnehmer gab es jedenfalls genug, und Edward hatte bereits ein paar andere, jüngere Sklavinnen ins Auge gefasst, die sicher nichts dagegen einzuwenden hatten, Yolandas Platz einzunehmen.
Doch zunächst einmal wollte er Lena zurückhaben und nach ihrer Rückkehr keine Zeit verstreichen lassen, seine Angetraute zu schwängern. Wenn sie erst mit seinem Kind guter Hoffnung wäre, würde sie nicht mehr auf die Idee kommen davonzulaufen. Verdammte Weiber
,
schoss es ihm durch den Kopf. Ganz gleich, ob schwarz oder weiß, von dem Moment an, in dem man sich mit ihnen einließ, machten sie das Leben eines Mannes komplizierter.
Dunkle Wolken verfinsterten die Sonne und spiegelten Edwards schlechte Laune wider, als ihm auf dem Weg zu seinem Arbeitszimmer sein Vater zusammen mit Commodore Bolton begegnete. Bereits am frühen Morgen waren die beiden mit einer Truppe von Soldaten in Spanish Town aufgebrochen, um mit Edward zu beraten, wie es mit Lenas Entführung weitergehen sollte. Vielleicht wollte Bolton auch nur prüfen, wie strapazierfähig die Geduld der Blakes war und wie lange es noch dauern würde, bis sie Lady Helenas sofortigen Austausch verlangten.
Wie üblich trug der Commodore die blau-weiße Uniform eines Advokaten der Marine, an deren Gürtel ein goldener Säbel blinkte. Sein dunkles Haar war ein wenig zerzaust von dem schwarzen Zweispitz, den er beim Eintritt ins Zimmer abgesetzt hatte. Edward reichte Bolton zur Begrüßung die Hand, und Bolton verbeugte sich kurz. Seinen Vater begrüßte Edward mit einem beiläufigen Nicken. Er hätte mit dem Gouverneur weitere Maßnahmen zur Rettung von Lady Helena besprochen. In wenigen Worten skizzierte Bolton Edward den Stand der Dinge bezüglich Lenas Entführung, während Jeremia ein paar Erfrischungen servierte.
«Man hat Colonel Brown völlig desorientiert am Rande von Stony Hill aufgefunden», fuhr Bolton ungerührt fort. «Weiß der Teufel, wer ihn in diesem absolut bedenklichen Zustand auf sein Pferd gebunden und ihn mitsamt dem Tier sich selbst überlassen hat. Er kann sich an absolut nichts mehr erinnern und brabbelt nur noch unverständliches Zeug. Es ist, als hätte er sein Gedächtnis verloren. Von seinen Männern, die mit ihm ins Gebirge aufgebrochen sind, fehlt jede Spur.»
Edwards Vater schüttelte verständnislos den Kopf.
«Wir leben in der dritten Generation auf dieser Insel, aber so etwas ist mir noch nie untergekommen», bemerkte er düster.
«Was ist das bloß für eine krude Geschichte?», entgegnete Edward gereizt und wandte sich erneut dem Commodore zu. «Waren Brown und seine Leute nicht bis an die Zähne bewaffnet? Und warum haben sie sich dann offenbar betrunken? Ansonsten verfällt man doch nicht ins Delirium?»
«Dr. Lafayette meint, es könnte Gift gewesen sein», erklärte Bolton. «Allerdings ist er nicht sicher, wie es ihm verabreicht worden ist. Wir haben keinerlei Spuren gefunden. Tatsache ist, dass ihn jemand gefunden haben muss, von alleine konnte er sich schließlich nicht ans Pferd binden.»
«Ich begreife das nicht.»
Edward schüttelte den Kopf
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