Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
Vom Netzwerk:
es war nur ein Ast gewesen, der in der Bewegung zurückgeschleudert war und ihn wie ein Peitschenhieb an den Rippen getroffen hatte. Aus der Hocke heraus sprang er auf und stürzte sich mit der Kraft eines Panthers auf den verblüfften Soldaten.
    Ächzend landete er auf dem viel kleineren Mann. Der Kerl zog sein Stiefelmesser, und im Nu kam es zum Kampf. Jess rollte mit seinem Opfer den Berg hinab, immer auf die Klinge seines Gegners bedacht. Als sie endlich zum Stillstand kamen, lag der Mann immer noch unter ihm, doch er rührte sich nicht mehr. Auf Höhe der Brust war das Hemd durchnässt. Im Fallen hatte sich der Soldat aus Versehen selbst das Messer von unten herauf ins Herz gerammt.
    Beruhigt atmete Jess auf.
    Cilia schrie vor Angst. Allem Anschein dachte sie, es hätte Jess getroffen. Als er unverletzt aufstand, war sie nicht mehr zu halten und rannte schluchzend auf ihn zu. Atemlos fiel sie ihm in die Arme und weinte so sehr, dass er fürchtete, sie würde ersticken.
    «So beruhige dich doch», raunte er und hielt sie fest in den Armen, damit sie sich sicher fühlte.
    Sie gab würgende Laute von sich, weil sich ihre ganze Anspannung mit einem Mal entlud. Als er das Mädchen zurück auf die Lichtung führte, traf er auf Nathan und vier weitere Krieger, die ihm gefolgt waren.
    «Danke», sagte er nur. «Ohne euch wäre die Sache wohl ziemlich böse ausgegangen.»
    «Waren das wirklich alle Soldaten?», fragte Joel, der hinter Nathan auftauchte und ihn aus großen Augen ansah.
    «Heute Morgen, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, waren es sieben, mit dem Colonel. Einer liegt dort drüben im Gebüsch, er hat sich selbst aufgespießt.»
    Jess wies mit dem Kopf in die Richtung, aus der er mit Cilia gekommen war.
    «Dann haben wir sie alle erledigt», triumphierte Nathan und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.
    «Das heißt, alle sind tot, so wie es Cato befohlen hat?»
    Jess sah ihn ungerührt an. Er hatte kein Mitleid mit solchen Teufeln.
    «Bis auf Colonel Brown», führte Nathan weiter aus. «Cato hat gesagt, wir sollen ihn in seinem Delirium auf ein Pferd binden und es hinunter ins Tal treiben, wo es von alleine seinen Stall findet. Der gute Colonel, sofern sein Herz stark genug ist, wird sich nicht erinnern können, was ihm widerfahren ist. Er wird einige Mühe haben, das Verschwinden seiner Männer zu erklären. Ich möchte im wahrsten Sinne nicht in seiner Haut stecken, wenn er wieder erwacht.»
    «Ich halte das für keine gute Idee», befand Jess, der dieses Vorgehen seines Oberhauptes für vollkommenen Unsinn hielt, weil es nichts weiter als dessen Eitelkeiten bediente.
    Wenn es nach Jess gegangen wäre, hätte man Brown am nächsten Baum aufgeknüpft oder einfach den Familien überlassen, denen er so viel Leid zugefügt hatte.
    «Wenn du Catos Befehl nicht befolgst, wird er dich zur Verantwortung ziehen», gab Nathan zu bedenken. «Du kennst ihn gut genug, er würde so etwas nicht auf sich beruhen lassen.»
    Jess dachte an Lena und dass er sie vor Catos Willkür schützen musste. Nathan hatte recht, jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, einen Machtkampf mit seinem eigenen Anführer auszutragen.
    «Tut, was Cato befohlen hat», sagte er tonlos. «Und seht zu, dass ihr die Leichen verscharrt. Ich kann euch nicht helfen, ich muss das Mädchen zurück ins Lager bringen. Es ist vollkommen aufgelöst.»
    Es kam ihm beinahe vor wie eine Entschuldigung.
    «Ist schon gut, Jess.»
    Nathan zeigte zu seiner Erleichterung Verständnis.
    «Bestell Selina einen schönen Gruß, sie soll demnächst besser auf ihre Wildfänge aufpassen.»
    Cilia, die immer noch am ganzen Leib zitterte, ließ sich bereitwillig von Jess auf die Arme nehmen, weil sie vor lauter Aufregung nicht fähig war, auch nur noch einen Schritt zu tun. Und weil sie so leicht war wie ein Lamm, machte es Jess keine Mühe, sie zu tragen.
    «Was geschieht mit den weißen Männern?», fragte sie bang, wobei sie nicht wagte zurückzuschauen.
    Jess war nicht bereit, ihr die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie es durchaus ahnen konnte.
    «Sie können dir nichts mehr tun», erklärte er stattdessen. «Sag mir lieber, wieso du so weit hier draußen anzutreffen warst.»
    Er beschleunigte sein Tempo, damit sie nicht mehr sah, was Nathan und die anderen mit den Opfern anstellten.
    «Ich hab eine Ferkelratte verfolgt», gestand sie mit ihren reuigen, goldenen Augen, die denen ihrer Mutter so ähnlich waren. «Ich dachte, Mutter würde sich über einen saftigen

Weitere Kostenlose Bücher