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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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halten. Ein solcher Betrug könnte ziemlich übel an deiner Glaubwürdigkeit kratzen. Die Weißen würden nie mehr auf Verhandlungen mit uns eingehen.»
    «Das tun sie jetzt schon nicht», beschwerte sich Cato. «Gerade deshalb denke ich daran, ihnen eine weitere Lektion zu erteilen.»
    «Glaubst du nicht, sie haben mit dem Tod ihrer Soldaten genug Lektionen bekommen? Wenn du das Mädchen wie vereinbart zurückgibst, wird es ihren Respekt dir gegenüber nur noch steigern. Der große Cato hat es nicht nötig, sich über die falschen Spielchen der Weißen aufzuregen, geschweige denn im Nachhinein darauf zu reagieren. Wenn du stattdessen eine weiße Frau marterst und sie verstümmelt nach Hause schickst, wird ihnen gar nichts anderes übrig bleiben, als uns mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln den Krieg zu erklären. Eine solche Provokation sollten wir uns lieber aufheben, bis der rechte Zeitpunkt dafür gekommen ist.»
    Jess redete sich um Kopf und Kragen. Er durfte vor Lena nicht preisgeben, dass in nur knapp zwei Monaten ein Generalangriff auf die größten Plantagen des Landes geplant war. Andererseits musste er Cato daran erinnern, dass längst noch nicht alle Vorbereitungen für diesen Schritt getroffen waren und eine vorzeitige Kriegserklärung an die Weißen diese Pläne durchaus zunichtemachen konnte. Weil die Weißen sich genötigt sähen anzugreifen, ganz gleich wie hoch der Preis sein würde.
    Und es gab noch einen anderen Grund, ihn zu überzeugen, endlich die Geisel ziehen zu lassen. Je mehr Zeit Cato zum Nachdenken hatte, umso perversere Geschichten konnte er sich einfallen lassen. Ihm war durchaus zuzutrauen, dass er Lena selbst schänden würde, falls sie noch länger im Lager blieb. Sein gieriger Blick auf ihre zitternde Gestalt und die Art, wie er sich hungrig über die Lippen leckte, waren Jess Beweis genug, dass er sie längst ins Visier genommen hatte.
    Jess spürte Lenas Angst beinahe körperlich. Ihre Haut war eiskalt trotz der drückenden Wärme, die sie umgab. Cato schien immer noch zu überlegen, was er mit ihr tun sollte. In der Hütte herrschte bis auf Lenas bebenden Atem absolute Stille. Die Männer um Cato herum hatten ausnahmslos ihre Köpfe gesenkt, um ihn bei seiner Urteilsfindung nicht zu stören.
    «Nun gut», sagte er schließlich nach einer quälenden Ewigkeit. «Bring sie zurück zu den Bakras. Aber ich will, dass du sie auf der Stelle tötest, falls die Weißen noch einmal versuchen, dir eine Falle zu stellen. Außerdem hab ich noch eine Mitteilung für unsere Verbündeten, die du dir bei mir persönlich abholen kannst, bevor es losgeht.»
    «Bevor die Sonne untergeht, werde ich hier sein», versprach Jess, bemüht, sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen.

    Er drehte sich um und schob Lena eilig vor sich her.
    «Geh, geh, geh», zischte er ihr zu, kaum dass sie Catos Hütte hinter sich gelassen hatten.
    Fest am Arm gepackt, dirigierte er sie mitten durch das Dorf. Er scheuchte sie regelrecht über den unebenen Boden und nahm dabei wenig Rücksicht darauf, ob sie stolperte oder gar hinfiel. Erst als sie tief in das Innere der Höhle zurückgekehrt waren, riss er ihr im Halbdunkel die Augenbinde vom Kopf und umarmte sie fest.
    «Es tut mir so leid», raunte er, während er einen Moment von ihr abließ. «Wenn er dir etwas angetan hätte, glaub mir, er wäre ein toter Mann gewesen.»
    «Und ich hatte solche Angst», stammelte sie und klammerte sich an ihn wie eine Ertrinkende, «dass dir etwas passiert sein könnte.»
    «Ich habe bei meinem Leben versprochen, dich zu beschützen, und ich gehöre zu den Männern, die für gewöhnlich einhalten, was sie versprechen.»
    Ihr Blick fiel auf den blutgetränkten Verband an seinem Arm.
    «War das ein erster Versuch, dein Leben für mich zu geben?», fragte sie besorgt. «Wer hat dir das angetan?»
    Ihr Blick war geradezu panisch.
    «Keine Sorge», versuchte er sie zu beschwichtigen. «Der Kerl, der das getan hat, lebt nicht mehr.»
    «Wenn du meinst, das würde mich beruhigen, liegst du falsch», erwiderte sie mit zittriger Stimme.
    Ängstlich presste sie ihre Wange an seine breite Brust und sog den Duft seiner Haut ein.
    «Das, was du für mich bei deinem Anführer getan hast, werde ich dir nie vergessen», flüsterte sie.
    «Ich hab dir die Suppe eingebrockt, also sollte ich sie auch auslöffeln.» Er lächelte schwach. «Los, zieh dich an, und dann lass uns so schnell wie möglich von hier verschwinden, bevor unser

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