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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Ahnen! Was ist mit dir geschehen?» Ängstlich betastete sie den Verband. «Sag nur, du wurdest ernsthaft verletzt?»
    «Nichts von Bedeutung», erwiderte er eine Spur zu barsch und entzog sich ihr mit einer ruppigen Geste. «Ich weiß, du meinst es nur gut», schob er weitaus sanftmütiger hinterher, weil er an ihren Augen ablas, dass er ihren Stolz verletzt hatte. «Ich hab zurzeit andere Sorgen.»
    «Sie ist bei Cato», erwiderte Selina spitz. Mit einem deutlichen Anflug von Eifersucht im Blick fügte sie hinzu: «Es geht dir doch um dein weißes Täubchen, oder irre ich mich?»
    «Danke», raunte er und lief, ohne einen weiteren Kommentar abzugeben, zur einzigen, größeren Rundhütte im Lager, vor deren Eingang sich bereits gut ein Dutzend Krieger versammelt hatte.
    «Lasst mich durch!», befahl Jess mit harter Stimme.
    Gehorsam wichen die Männer zur Seite und machten den Hütteneingang für ihn frei. Die meisten blickten nervös zur Seite. Spätestens als er Catos Refugium betrat, konnte er sich denken, warum. Lena kniete mit bebenden Schultern und nur im Unterkleid auf dem gestampften Fußboden, die Augen verbunden, die Hände gefesselt, inmitten einer Meute von gierig dreinschauenden Rebellen. Deren Blicke ruhten unzweifelhaft auf den runden festen Brüsten, die sich klar und deutlich unter dem dünnen Stoff abzeichneten. Man hatte ihr noch nicht einmal genügend Zeit gelassen, ihre Schuhe anzuziehen. Vor dem Hintergrund all dieser bewaffneten Männer wirkte ihre Erscheinung besonders zart und verletzlich. Ihr blondes Haar fiel wie ein langer Vorhang vor ihr Gesicht. Trotzdem konnte Jess sehen, dass sie geweint hatte. Am liebsten wäre er sofort zu ihr hingestürmt, hätte sie auf seine Arme genommen und so weit weg getragen wie möglich. Doch stattdessen nahm er gegenüber Cato und seinen Wachmannschaften eine kämpferische Haltung ein und stellte sich schützend vor das Mädchen.
    «Kannst du mir verraten, was das soll?», blaffte Jess das Oberhaupt der Rebellen respektlos an und legte eine Hand um den Griff seiner Machete, bereit, jeden zu töten, der es auch nur wagen sollte, sie noch einmal anzufassen.
    Cato hob verblüfft eine Braue, dann lächelte er verschlagen.
    «Beeindruckende Vorstellung», spottete er. «Ich hoffe, die weiße Hure weiß deinen Einsatz zu würdigen und liefert dich nicht umgehend ans Messer, sobald sie in die Zivilisation zurückkehren darf. Wir überlegen gerade, was wir mit ihr anstellen sollen, damit der gute Earl of Belmore endlich von seinem Gouverneursposten abtritt», knurrte Cato, nun gar nicht mehr amüsiert. «Er hätte es verdient, wenn man bedenkt, wie leichtfertig er das Leben dieser kleinen Schlampe aufs Spiel gesetzt hat.»
    «Du wirst ihr kein Leid zufügen», bekräftigte Jess noch einmal mit finsterer Miene. «Ich habe mich dafür verbürgt, dass sie unversehrt zu ihrem Ehemann zurückkehrt, wenn der Gouverneur unsere Bedingungen erfüllt.»
    «Du denkst also, das, was der Gouverneur sich bei der Übergabe der Gefangenen geleistet hat, soll ungesühnt bleiben? Wir müssen sie ja nicht sofort töten», bellte er kalt. «Wir könnten ihr als Warnung ein Ohr abschneiden oder zumindest das Haar abrasieren.»
    Lena zitterte so stark, dass Jess befürchtete, sie könne jeden Moment in Ohnmacht fallen. Er überlegte nicht lange, umfasste ihren schmalen Oberarm mit einer Hand und zog sie auf die Füße. Entschlossen schob er sie hinter sich, wobei er Körperkontakt zu ihr hielt, damit sie sich möglichst beruhigte. Cato, der plötzlich umringt war von seinen Getreuen, schaute ihn aus schmalen Lidern an.
    Jess ließ sich nicht beirren. Der alte Truthahngeier würde es nicht darauf ankommen lassen, unter den eigenen Männern ein Blutvergießen zu riskieren, schon gar nicht wegen einer weißen Geisel.
    «Ich werde sie nun zu ihrer Zelle zurückbringen», erklärte Jess mit fester Stimme. «Sie wird sich anziehen dürfen, und danach werde ich mit ihr zum vereinbarten Treffpunkt aufbrechen.»
    «Woher willst du wissen, ob die Weißen sich diesmal an die Abmachungen halten?», fragte Cato provozierend. «Was ist, wenn sie dich in eine Falle locken?»
    «Dann schneide ich mir selbst die Kehle durch, bevor sie mich in eine ihrer Folterkammern schleppen können», erwiderte Jess in aller Seelenruhe. «So wie es das Gesetz der Krieger verlangt. Das sollte dir eine gewisse Beruhigung verschaffen. Es ist auf jeden Fall besser, als sich nicht an die Vereinbarung zur Übergabe zu

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