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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Oberhaupt sich seine Entscheidung noch mal anders überlegt. Doch vorher muss ich noch was erledigen. Es dauert nicht lange, warte hier auf mich.»
    Schon wieder war er weg, und Lena wusste nicht, wohin. Wahrscheinlich ließ er sich seinen Verband wechseln, der es dringend nötig hatte, dachte sie und schaute sich nach ihren Habseligkeiten um. Der Gedanke, schon bald Edward gegenüberzustehen, ließ sie frösteln. Mehr tastend stieg sie in ihr Kleid, wobei sie das Mieder zum Teufel schickte. Hastig beugte sie sich hinab und schnürte ihre Stiefel. Als sie hochkam, schwindelte sie leicht. Wahrscheinlich kommt das alles von dieser elenden Aufregung
,
tröstete sie sich.
    Plötzlich hörte sie Schritte und zog sich hastig die Augenbinde über.
    «Ich bin’s nur», hörte sie Jess’ vertraute, dunkle Stimme.
    Als sie den Schal herunterzog, staunte sie nicht schlecht. Jess trug den dunklen Anzug eines Baptistenpriesters, dazu ein weißes Hemd, das ihn beinahe elegant aussehen ließ! Das schwarze Jackett stand ihm ausgesprochen gut, auch wenn es an Brust und Armen ein wenig zu eng saß. Seine Armeestiefel hatte er gegen ein paar solide Halbschuhe getauscht. Eine Bibel in der Hand komplettierte das seltsame Bild.
    Beinahe hätte sie gelacht, doch er schien seine Verkleidung vollkommen ernst zu nehmen. Sein Haar war streng mit Palmöl zurückgekämmt und zu einem Zopf gebunden, sein Gesicht zum zweiten Mal glatt rasiert, doch diesmal ohne den geringsten Anflug von Ruß. Seine Miene war so ernst wie die eines frommen Kirchenmannes, der den lieben langen Tag von nichts anderem als von Sünde redete.
    «Denkst du ernsthaft, patrouillierende Milizen kaufen dir den Priester ab?»
    Er öffnete das heilige Buch an einer x-beliebigen Seite und las ein paar Zeilen daraus vor: «
Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah das Licht, dass es gut war; und Gott schied das Licht von der Finsternis. Und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Und es ward Abend und es ward Morgen

    Er schaute auf und sah sie so selbstverständlich an, als ob er nie im Leben etwas anderes verkündet hätte. Danach zückte er aus den hinteren Seiten des Buches ein paar Papiere und hielt sie ihr unter die Nase. Rasch überflog Lena die Zeilen, die ohne jeden Zweifel über seine freie Herkunft und sein Dasein als Prediger referierten. Unterschrieben von vereidigten Beamten Jamaikas, die berechtigt waren, im Auftrag des Gouverneurs Dokumente zu zeichnen.
    «Wo hast du das denn her?», fragte Lena verblüfft.
    «Das darf ich dir nicht sagen», erwiderte er mit einem verschlagenen Grinsen. «Wir haben weitaus mehr Verbündete unter den Weißen, als du dir vorzustellen vermagst. Dumm ist nur, dass die meisten von ihnen eine friedliche Lösung des Problems anstreben und Cato den Weg der blutigen Revolution verfolgt. Er gaukelt ihnen nur vor, dass er von kriegerischen Auseinandersetzungen nichts hält. Wenn sie wüssten, dass wir hinter deiner Entführung stecken, hätten sie uns wahrscheinlich schon längst die Unterstützung versagt.»
    «Was bedeutet kriegerisch?»
    Lena schaute ihn fragend an.
    Schon einmal hatte er etwas Ähnliches verlauten lassen, war aber dann nicht mehr darauf eingegangen.
    «Ich sollte es dir nicht sagen», bekannte er leise. «Aber Cato ist durchaus gewillt, die weißen Pflanzer anzugreifen, wenn sie zu keiner friedlichen Einigung bereit sind oder der Abschaffung der Sklaverei nicht einheitlich zustimmen. Bis dahin müssen wir versuchen, die Menschen in den sonntäglichen Messen mit unseren Predigten davon zu überzeugen, dass sie uns bei einer friedlichen Revolution nach Leibeskräften unterstützen.»
    «Wie willst du das tun?!»
    «Wir sagen ihnen, dass der König von England und das Parlament in London die Sklaverei so gut wie abgeschafft haben und wir lediglich auf den
Abolition Act
– ein Gesetz zur Beendigung der Sklaverei – warten.»
    «Aber …», protestierte Lena halblaut, «mir ist nicht bekannt, dass ein solches Vorhaben bisher von Erfolg gekrönt gewesen wäre. Edward und sein Vater sprachen oft davon, dass sie und die anderen Pflanzer aktiv dagegen vorgehen wollten, falls das britische Parlament eine solche Maßnahme beschließen würde. Was bedeutet, dass sie es faktisch noch nicht beschlossen haben.»
    «Das spielt keine Rolle», murmelte Jess abwehrend. «Wichtig ist, dass es in anderen Teilen der Welt bereits geschehen ist und die Betroffenen daran glauben, dass es in

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