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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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«Das tut nichts zur Sache. Ich will wissen, an wen ich mich wenden kann, um den Zauber aufheben zu lassen.»
    «Frag deine Mutter», wisperte sie mit einem undurchsichtigen Lächeln. «Sie hat eine mächtige Freundin, die dir bestimmt weiterhelfen kann.»
    Plötzlich klopfte es an der Tür, und jemand versuchte, die Klinke zu drücken.
    «Estrelle!», rief eine verärgerte, männliche Stimme.
    «Lord William», zischte die Sklavin erschrocken.
    «Ich hab dir schon tausendmal gesagt, du sollst dich nicht mit Lady Helena einschließen. Das Haus wird bewacht, hier kann niemand kommen und sie entführen. So etwas anzunehmen ist absoluter Humbug!»
    Wieder rüttelte er an der Tür, diesmal energischer. Estrelle starrte Jess mit aufgerissenen Augen an.
    «Du musst fort», zischte sie. «Auf der Stelle!»
    «Ich gehe nicht ohne sie!», raunte Jess und warf Lena einen wehmütigen Blick zu.
    «Bist du verrückt?», schimpfte Estrelle mit verhaltener Stimme. «Wenn Lord William dich hier findet, wird er dich töten. Seit ihrer Entführung tragen beide Blakes stets eine Pistole bei sich. Und wenn du mit ihr durch das Fenster fliehen willst, werden dich spätestens am Flussufer seine Hunde ergreifen. Es ist aussichtslos, sieh es ein!»
    «Estrelle, mach sofort die Tür auf!», brüllte der Lord von draußen.
    In Sekundenschnelle traf Jess eine Entscheidung. Er drückte Lena einen Kuss auf die Stirn.
    «Ich hol dich hier raus», flüsterte er heiser. «Schon bald. Das verspreche ich dir.»
    Dann verschwand er ohne ein weiteres Wort über den Fenstersims.
    Estrelle schloss das Fenster hinter ihm. Der Abstieg ging rascher als der Aufstieg, und während er weiter oben durch die geschlossenen Scheiben die wütende Stimme des alten Lords hörte, war er längst wieder unten im Kiesbett gelandet und eilte zu seinem Maultier. Ganz gleich, wie hoch der Preis auch sein sollte, er würde Lena nicht noch einmal ihrem Schicksal überlassen. Das war er ihr schuldig.

    Jess war zu ihr zurückgekehrt und wollte alles tun, um sie zu erretten! Lenas eingeschlossenes Herz machte einen Sprung, und urplötzlich stellte sich bei ihr ein Gefühl puren Glücks ein, so stark, wie sie es schon lange nicht mehr erlebt hatte. Zumindest wusste er nun, dass sie keine Schuld daran trug, nicht am vereinbarten Treffpunkt erschienen zu sein. Wobei Estrelle in seiner Gegenwart einen bis dahin noch nicht formulierten Verdacht geäußert hatte.
    Nachdem Jess verschwunden war und auch Lord William sich wieder in seine Gemächer zurückgezogen hatte, war Estrelle an Lenas Bett sitzen geblieben und hatte ihr von der alten Zauberin erzählt, deren Wirken sie hinter ihrer seltsamen Krankheit vermutete. Wobei sie keinerlei Beweise dafür hatte und Jess vollkommen arglos zu sein schien. Was aber, wenn diese Zauberin tatsächlich dahintersteckte? Vielleicht hatte man Lena über Jess’ Kopf hinweg mundtot machen wollen, und das im wahrsten Sinne des Wortes? Gut möglich, dass diese Frau sie von ihrem Fluch auch wieder erlösen konnte.
    «Ich bin sicher, dass Jess alles tun wird, damit Sie wieder gesund werden», hatte Estrelle ihr versichert.
    Lena hatte nichts darauf antworten können, sondern nur dankbar genickt. Die Hoffnung, dass es da jemanden gab, der ihr helfen und ihren scheußlichen Zustand beenden konnte, ließ sie neuen Mut fassen. Während sie im Halbschlaf noch grübelte, polterte es abermals an der Tür. Als sie die Augen aufschlug, sah sie, dass der Morgen längst angebrochen war und Edward mitten im Zimmer stand. Wie gut, dass er die Nacht nicht auf Redfield Hall verbracht hatte.
    Überraschend früh war er von einer Inspektion in der Rumfabrik zurückgekehrt, nachdem es dort am gestrigen Abend einen Brand gegeben hatte, von dem man nicht wusste, wer ihn gelegt hatte. Bei seinem Anblick kam es Lena beinahe so vor, als ob sie alles, was gestern Nacht geschehen war, nur geträumt hatte. Lediglich Estrelles panisch aufgerissene Augen und das leichte Zittern ihrer Hände zeugten davon, dass Jess wahrhaftig vor ihrem Ehebett gestanden hatte.
    «Kannst du mir verraten, warum Lady Helena noch nicht gewaschen und frisiert ist?», herrschte Edward die alte Dienerin an.
    In den frühen Morgenstunden war Estrelle im Lehnsessel, der neben dem Bett stand, eingeschlafen und zu spät erwacht, als dass sie rechtzeitig mit der Morgentoilette hätten fertig sein können. Nun schlug sie die Augen nieder, offenbar erleichtert, Edward nicht ins Gesicht sehen zu müssen.
    «Tut

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