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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Folter ausgesprochen. In Deutschland wurde sie bereits Mitte des letzten Jahrhunderts geächtet.»
    «Hier geht es nicht um gewöhnliche Verbrechen», verteidigte sich Bolton sichtlich unwohl. «Es geht um Landesverrat, und da ist der britischen Justiz nach wie vor jedes Mittel recht, wenn man die Schuldigen und deren Hintermänner entlarven will. Wer hat Ihnen überhaupt die Erlaubnis gegeben, sich innerhalb der Gefängnismauern bewegen zu dürfen? Die Zellen der politischen Gefangenen sind nur mit Genehmigung zu betreten.»
    Eine Mischung aus Wut und Verwunderung stand in Boltons Gesicht geschrieben.
    «Was tut das noch zur Sache?», schmetterte Lena ihm mutig entgegen. «Ich dachte, Sie seien ein Mensch von Mut und Ehre, aber in Wahrheit benehmen Sie sich wie ein Scheusal. Wie kann man einen unschuldigen Mann nur so sehr quälen? Wofür?»
    «Er ist nicht unschuldig», erwiderte Bolton bestimmt. «Er hat Sie aus Ihrem Haus entführt, und er hat Ihren Schmuck gestohlen, den Sie im Übrigen bei der Asservatenkammer gegen einen Nachweis zu Ihrer Person wieder abholen können.»
    Bolton wollte fortfahren, doch Lena fiel ihm ins Wort.
    «Beides habe ich zu verantworten. Ich habe vorgeschlagen, dass er mich nach Port Maria begleitet, und ich habe auch darum gebeten, dass er während unserer Übernachtung im Hotel meinen Schmuck für mich aufbewahrt. Dieser Mann hat nichts getan, was gegen das Gesetz verstößt. Er ist ein freier Baptistenprediger und hat das Recht und die Pflicht, mir seelischen Beistand zu leisten. Nichts weiter hat er getan.»
    «Ihr Gatte machte mir nicht den Eindruck, als ob er über diese Art von Beistand informiert gewesen wäre», hielt Bolton mit einem süffisanten Grinsen dagegen.
    «Mein Gatte», wiederholte Lena in Boltons näselndem Tonfall, «wusste auch nicht, wie verzweifelt ich war, als er mich aus diesem …», sie stockte einen Moment, «… Etablissement gegen meinen Willen herausholen ließ. Und vielleicht weiß er es immer noch nicht. Aber ich bereue zutiefst, dass ich einen Unschuldigen, der sich meiner kranken Seele verpflichtet fühlte, in meiner Verwirrtheit in eine solch missliche Lage gebracht habe. Er konnte ja nicht wissen, dass Sir Edward mich gleich mit einer ganzen Armee suchen lässt.»
    Lena stemmte demonstrativ die Hände in die Taille und sah Bolton herausfordernd an.
    «Also, was ist nun? Wann lassen Sie den Mann nun endlich frei?»
    Lady Juliana war sichtlich beeindruckt von Lenas mutigem Auftritt.
    «Tun Sie, was die Lady gesagt hat», befahl sie dem Commodore von der anderen Seite und bedrängte ihn damit zusätzlich.
    «Nein», widersprach er und schüttelte unwirsch den Kopf. «Das kann ich nicht. Er hat einen meiner besten Männer mit dessen Säbel getötet, als wir das Zimmer stürmten, in dem er sich mit Lady Helena aufhielt. Wenn sein Gewissen rein gewesen wäre, hätte er sich meinen Männern ohne Widerstand ergeben.»
    Bolton atmete tief durch, als ob er sich damit endgültig gegen die weibliche Front in seinem Arbeitszimmer wappnen wollte.
    «Und im Übrigen, Mylady», begann er mit unüberhörbarer Ironie, «jetzt, wo Sie augenscheinlich Ihre Stimme wiedergefunden haben, wie wäre es denn, wenn Sie uns zunächst einmal genauestens berichten, wo man Sie bei Ihrer ersten Entführung gefangen gehalten hat und wer Ihre Entführer waren?»
    «Ich kann mich leider an rein gar nichts mehr erinnern», erklärte sie dem finster dreinblickenden Commodore mit einem unschuldigen Augenaufschlag. «Durch meine Erkrankung ist alles wie ausgelöscht. Oder denken Sie ernsthaft, ich würde meine eigenen Entführer decken? Das alles hat mich in eine tiefe geistige und körperliche Krise gestürzt, von der ich mich immer noch nicht erholt habe!»
    «Ich bin seit fünfzehn Jahren bei der Marine», polterte Bolton plötzlich erzürnt. «Ich rieche sofort, wenn der Fisch stinkt. Und dieser Fisch stinkt gewaltig. Ich bin davon überzeugt, dass Ihr ach so mitfühlender Priester nicht der ist, für den Sie ihn halten. Oder Sie stecken mit ihm unter einer Decke, auch wenn ich mir kaum vorzustellen vermag, warum das so sein sollte!»
    «Ich muss doch sehr bitten, Commodore», kam ihr Lady Juliana zu Hilfe. «Wo ist denn Ihre gute Erziehung geblieben? Was fällt Ihnen ein, Lady Blake derart heftig zuzusetzen? Ich werde mich bei meinem Mann über Sie beschweren!»
    «Das ist eine böswillige Unterstellung!», rief nun auch Lena verzweifelt. «Beim Eindringen Ihrer Männer hat der

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