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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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ihrer Herrschaften.
    Lena drängte ein wenig, um so rasch wie möglich das Hauptportal zu erreichen. Danach ging es durch die verhältnismäßig kühle Empfangshalle mit den Porträts der ehemaligen Gouverneure von Jamaika und zu einer weiterführenden Marmortreppe, die sich am Ende der Halle nach rechts und links verzweigte.
    «Ich hoffe, Sie können verstehen, dass ich es eilig habe», warb Lena um Verständnis bei der Gouverneursgattin, die schon ein wenig außer Atem zu sein schien.
    «Natürlich», gab Lady Juliana mit einem verständnisvollen Nicken zurück und führte sie ein wenig rascher als zuvor zum ersten Stock hinauf. «Wir müssen dort entlang», bestimmte sie, als die Frauen auf dem zweiten Treppenabsatz angelangt waren.
    Sie deutete auf einen hohen, sonnendurchfluteten Gang. Dessen glänzender Marmorboden war mit einem kostbaren Läufer ausgelegt, an dessen Ende ein riesiges Sprossenfenster einen vorzüglichen Ausblick auf den angrenzenden Park gewährte.
    «Das Sekretariat liegt ganz am Ende des Ganges», erklärte Lady Juliana und zog Lena an unzähligen, kunstvoll gedrechselten Türen vorbei zum Schreibzimmer ihres Gatten.
    «Sir Randolph, der erste Sekretär meines Mannes, ist leider auch nicht zugegen», erläuterte sie mit einigem Bedauern in der Stimme. «Er befindet sich ebenfalls in Trelawney. Soweit ich weiß, hat Commodore Bolton die Vertretung für ein paar Tage übernommen.»
    «Commodore Bolton?» Lena konnte ihren Schreck kaum verbergen.
    «Was ist mit Ihnen? Sie sehen ja auf einmal ganz blass aus.»
    «Nein, es ist nichts», beeilte sie sich zu sagen. «Nur dass ausgerechnet er der Mann war, der den Priester fälschlicherweise hat festnehmen lassen.»
    «Na, dann sind wir ja genau richtig», befand Lady Juliana mit einem überzeugten Lächeln.
    Commodore Bolton wirkte regelrecht aufgescheucht, als Lady Juliana und Lena nach einem kurzen Anklopfen im Büro des ersten Sekretärs erschienen, ohne auf eine Rückmeldung gewartet zu haben. Er saß in seiner blauen Paradeuniform hinter einem blankpolierten Intarsienschreibtisch mit eingelassener Lederplatte und blätterte in irgendeiner juristischen Lektüre. Als er Lena erblickte, die kurz hinter der Gouverneursgattin ins Zimmer trat, setzte er unvermittelt eine abweisende Miene auf. Wahrscheinlich ahnte er, dass sie nicht erschienen war, um sich bei ihm für ihre Rettung zu bedanken.
    Sichtbar nach Luft ringend, erhob er sich von seinem Stuhl und sah sich gezwungen, Lena mit einem angedeuteten Handkuss zu begrüßen. Lady Juliana ließ er lediglich eine angemessene Verbeugung zukommen.
    «Lady Blake, was für eine Überraschung», stammelte er mit gedämpfter Stimme. «Wie geht es Ihnen?»
    Lady Juliana überging seine Frage und kam sogleich zur Sache.
    «Mein lieber Doktor Bolton», begann sie mit einem einschmeichelnden Lächeln. «Lady Helena hat da ein kleines Problem, was die Verhaftung eines gewissen Baptistenpastors betrifft. Ich bin gewiss, dass Sie uns in dieser Angelegenheit eine zufriedenstellende Lösung anbieten können. Hab ich recht?»
    «Kommt ganz darauf an, worum es geht», erwiderte Bolton in steifem Ton. Suchend blickte er hinter Lena, als ob er jemanden erwartete. «Ist Sir Edward auch zugegen?»
    Wahrscheinlich klammerte sich der Commodore an die Hoffnung, dass es noch einen Verbündeten gab, der ihm notfalls zu Hilfe eilen konnte.
    «Sir Edward hatte anderweitige Verpflichtungen», musste Lena ihn enttäuschen. «Er hat mich an seiner Stelle geschickt, um die Angelegenheit schnellstens zu klären. Auch weil er meint, dass ich selbst die vorliegenden, misslichen Entwicklungen mit verursacht habe und persönlich zu deren Aufhebung beitragen müsse. Um mein Anliegen auf den Punkt zu bringen, es geht um meinen vermeintlichen Entführer, den Sie gestern Morgen in Port Maria in Ketten gelegt haben. Ich möchte, dass Sie ihn unverzüglich aus der Haft entlassen. Er hat nichts getan. Wie ich nun zu meinem großen Bedauern feststellen musste, wurde er inzwischen einer Tortur unterzogen, die ihn – so wie es sich darstellt – beinah das Leben gekostet hat.»
    Lena zitterte innerlich, als ob tiefster Winter wäre. Doch davon durfte sie sich Bolton gegenüber nichts anmerken lassen, wenn sie mit ihrem Auftreten erfolgreich sein wollte.
    «Etwas, für das Sie sich schämen sollten», ereiferte sie sich kühn. «Ist es nicht verboten, Menschen zu foltern? Wenn ich mich recht entsinne, hat sich Großbritannien per Dekret gegen die

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