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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Frau, die sich zu sehr um mich sorgt. Solange in diesem Lande die Sklaverei herrscht, werde ich einen Teufel tun, für die weißen Herren neue Sklaven zu zeugen.»
    Dass seine Worte mal wieder zu hart gewesen waren, konnte er an ihrem erschrockenen Blick ablesen.
    «Es tut mir leid», schob er mit wesentlich sanfterer Stimme hinterher und war versucht, ihre bloße Schulter zu berühren.
    «Wahrscheinlich hast du recht», sagte sie mit fester Stimme. «Drei Mädchen von einem Aufseher sind wirklich genug. Falls ich noch einen Sohn haben möchte, suche ich mir jemand anderen, jemanden, der hoffnungsvoller in die Zukunft blickt als du.»
    Damit drehte sie sich auf ihren nackten Sohlen um und ließ ihn mit einem ziemlich verblüfften Gesichtsausdruck stehen. Jess verharrte noch eine ganze Weile und schaute ihr zweifelnd hinterher. Verdammt, wenn es so weiterginge, würde er eines Tages versteinern, innerlich und äußerlich. Aber vielleicht war er ja auch wegen der vielen toten Sklaven, die er in jungen Jahren auf den Feldern und in den Hütten gesehen hatte, längst innerlich gestorben und wusste es nur noch nicht …

Kapitel 11
    September 1831 // Jamaika // Frei wie ein Vogel

    W as sollen wir mitnehmen, Maggie?», fragte Lena in hektischer Aufregung. «Viel Bares besitze ich ja nicht, das Geld meiner Mitgift liegt ohnehin auf Lord Williams Hausbank in Spanish Town, und da sollten wir uns tunlichst nicht blicken lassen, wenn wir ohne Edwards Zustimmung das Land verlassen wollen. Aber ich hab noch meinen Schmuck, den ich gegen alles Mögliche eintauschen kann. Der Diamantring, den Edward mir zur Verlobung geschenkt hat, ist sicherlich etwas wert.»
    Mit einem triumphierenden Lächeln hielt sie den kostbaren Stein gegen das Kerzenlicht, was ihn sogleich in ein sprühendes Feuerwerk von Licht und Farbe verwandelte.
    «Nicht zu vergessen meinen goldenen Ehering, der mir sowieso nichts bedeutet, und ein goldenes Armband, das er mir nach meiner Ankunft geschenkt hat.»
    Zielsicher griff sie in ihre mit Perlmutt besetzte Schmuckschatulle und brachte diverse Goldketten zum Vorschein. Darüber hinaus besaß sie mehrere hübsche Ohrringe aus Gold mit Saphiren und Diamanten besetzt.
    «Nur das Brillanten-Collier meiner Mutter kann ich keinesfalls hergeben. Erfahrungsgemäß bekommt man ohnehin niemals den Gegenwert eines solchen Schmuckstücks, schon gar nicht, wenn man gezwungen ist, es außerhalb eines Pfandhauses oder Juweliers einzutauschen.»
    Fragend schaute sie zu Maggie auf.
    «Oder meinst du, all das wird nicht reichen, um uns zwei Überfahrten nach London zu garantieren?»
    «Ich hab genug Geld gespart, dass es nicht nur für die Überfahrt, sondern notfalls auch für ein paar gebrauchte Röcke und Jacken reichen müsste», überraschte sie Maggie.
    Sie ging auf die Knie und kramte etwas aus den untersten Schubladen ihres Kleiderschrankes hervor. Es war ein kleines, mit Silber beschlagenes Holzkästchen, das sie Lena mit stolzer Miene entgegenhielt.
    «Ist es nicht hübsch?»
    «Es kommt wohl eher auf den Inhalt an», antwortete Lena ein wenig verunsichert.
    Maggie hatte zwar immer davon gesprochen, dass sie etwas gespart hatte, aber niemals erwähnt, wie viel. Ihre Gesellschafterin stellte die Schatulle auf den grazilen Schreibtisch, zückte den Schlüssel und öffnete den Deckel mit einem selbstbewussten «Tataaa!».
    Als sie Lenas Erstaunen bemerkte, erklärte sie mit einem breiten Grinsen: «Achtundfünfzig Goldsovereign!»
    «Das ist eine ganze Menge», gab Lena zu und rechnete nach. «Für zwei Passagen in der zweiten Klasse müsste es reichen.»
    «Immerhin sind es zwei durchschnittliche Jahresgehälter einer gebildeten Gouvernante», bemerkte Maggie lakonisch.
    «Die Münzen wiegen alles in allem mehr als ein Pfund», rechnete Lena nach und kräuselte die Stirn. «Das heißt, du kannst sie nicht einfach in einen Beutel stecken und an deinen Strumpfgürtel binden.»
    «Stimmt, Edward wird damit rechnen, dass wir leichtes Gepäck mitnehmen, wenn wir Lady Elisabeth besuchen.» Es schien, als habe Maggie über diese Frage bereits nachgedacht. «Aber ich besitze ein äußerst praktisches Transportinstrument. Es hat schon meinem Großvater beste Dienste geleistet.»
    Von einer der oberen Ablageflächen ihres Kleiderschranks holte sie einen weichen Hirschledergürtel hervor, der wie ein Schlauch gearbeitet war.
    «Ich kann alle Münzen hier hineinstopfen und mir das Ding um den Bauch binden. Dann sehe ich zwar aus,

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