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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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sie die Hochzeitsnacht in getrennten Betten verbracht hatten.
    «Wir werden den Tag nutzen», antwortete Lena so gelassen wie möglich, «um nach den gestrigen Strapazen endlich wieder zur Ruhe zu finden. Und morgen Mittag möchten Maggie und ich der freundlichen Einladung von Lady Elisabeth folgen, die uns für zwei Tage zur Erholung auf ihre wunderschöne Plantage gebeten hat.»
    Alle Augen richteten sich auf Lady Elisabeth, doch die Gute schien auf ihrem Stuhl eingenickt zu sein, was wahrscheinlich am Laudanum lag.
    «Ach ja?», erwiderte Edward, sichtlich überrascht darüber, dass die verpasste Hochzeitsnacht allem Anschein nach noch länger auf sich warten lassen würde.
    Unvermittelt kam die Lady wieder zu sich und schnappte röchelnd nach Luft, wobei sie ihre leicht hervorquellenden Augen wie in Panik aufriss.
    «Es trifft doch zu, Lady Elisabeth», nutzte Maggie die Gunst des Augenblicks, «dass wir morgen zu einer Übernachtung auf Rosenhall eingeladen sind?»
    Elisabeth schaute zunächst orientierungslos in die Runde, dann rang sie sich ein mehr oder minder gequältes Lächeln ab.
    «Was haltet ihr davon, meine Lieben, wenn ihr mich bereits heute nach Hause begleiten würdet? Ihr könntet in meiner Kutsche mitfahren, und Edward müsste sich keine Sorgen machen, dass euch unterwegs etwas geschieht.»
    «Eine wunderbare Idee!», beeilte sich Lena zu sagen. Besser konnte es gar nicht laufen. Ihre Flucht rückte in greifbare Nähe. «Nicht wahr, Edward?» Ihr katzenhaftes Lächeln schien ihn zu irritieren.
    «Wenn es dein innigster Wunsch ist, wäre ich der Letzte, der etwas dagegen hätte», erwiderte er nicht weniger scheinheilig.

    Jess stand bis zu den Hüften in einem glasklaren Felsenteich, während von einer steinernen Anhöhe der kräftige Strahl eines Wasserfalls auf ihn herniederprasselte. Vollkommen nackt genoss er die morgendliche Erfrischung, wobei ihm die vorangegangene Nacht nicht aus dem Kopf gehen wollte.
    Immerzu musste er an das Erlebnis bei Desdemona denken und an seine arme Mutter, für die er sich bis heute Nachmittag beim Ältestenrat eine flammende Verteidigungsrede zurechtlegen musste, damit man sie wegen ihres eigenmächtigen Entfernens vom Lager nicht unversehens am nächsten Baum aufknüpfte.
    Hinzu kam ein Ereignis, das bereits ein paar Tage zurücklag und schwerwiegende Folgen für alle haben konnte, die Sklaven bei ihrer Flucht unterstützten. Es ging um die drei jungen Burschen, die bei der Niederschlagung eines Aufstandes auf den Ländereien von Redfield Hall geschnappt worden waren. Wie Späher Cato berichtet hatte, wollte Edward Blake die drei entflohenen Sklaven bei Gericht in Spanish Town als Aufrührer darstellen, die auf der Flucht gefasst worden seien. Eine bösartige Unterstellung, die leicht zur Hinrichtung führen konnte.
    In Wahrheit war deren Flucht von einem Mittelsmann der Maroon und einem befreundeten Baptistenpriester eingefädelt worden. Jess’ Leute hatten die drei jenseits des Rio Pedro in Empfang nehmen sollen. In der Regel fingen Jess und seine Leute die Flüchtenden in Absprache mit den Maroon an einer geheimen Stelle in der Nähe von Stony Hill im Parish St. Andrew ab, und von dort aus brachte man sie dann am Wag Water entlang in die Berge, wo sie sich in der Obhut ihrer Retter von den Strapazen erholen konnten. Wenn sie kräftig genug waren, wurden sie zu neuen Kämpfern ausgebildet. Auch Frauen und Kinder fanden Aufnahme, lebten aber nicht selten getrennt von den Kriegern in Höhlen und machten sich als Wäscherinnen, Näherinnen oder bei der Beschaffung und Zubereitung von Nahrung nützlich.
    Noch vor der Übergabe der drei Neuzugänge an Jess’ Männer waren plötzlich weiße Milizen aufgetaucht und hatten die völlig verängstigten Flüchtlinge in einem Kornfeld gestellt.
    Nathan, einer von Jess’ besten Kriegern, der die Rebellen an diesem Tag geführt hatte, war nicht in der Lage gewesen, den drei Jungs zu helfen. Die Truppe der sogenannten Heimatmilizen, die vorwiegend aus wehrbereiten Pflanzern und deren Aufsehern bestand, war zu zahlreich und zu gut bewaffnet gewesen. Und so war Nathan nichts weiter übrig geblieben, als ohnmächtig vor Wut zuzusehen, wie die drei völlig verängstigten Männer in Ketten abgeführt wurden.
    Zwei Tage danach hatte Trevor Hanson, Blakes Oberaufseher, von dem Jess nun wusste, dass er beinahe seine Mutter getötet hatte, die drei jungen Sklaven nach Spanish Town gebracht. Dort sollten sie in einem

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