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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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dunklen Stoppelbart, den er sich nur alle paar Tage abrasierte. «Wir werden sie mitnehmen, ich hab da eine Idee.»
    Kojo legte den Kopf schief und sah ihn fragend an.
    «Du willst sie doch nicht etwa in einen Käfig sperren und als deine Gespielin halten?»
    Jess schüttelte verständnislos den Kopf.
    «Ich dachte, du würdest mich besser kennen. Was ich mir überlegt habe, geht in eine ganz andere Richtung. Wenn sie erwacht, können wir sie als Geisel benutzen, um unsere drei zum Tode verurteilten Brüder im Gefängnis von Fort Charles freizupressen. Es wäre ein letzter Versuch, die armen Jungs vor einem grausamen Tod zu bewahren. Wir werden dem Gouverneur ein Ultimatum stellen: Entweder er lässt die drei Todgeweihten frei, oder Edward Blake wird seine Frau nicht lebend wiedersehen.»
    Kojo war das Lächeln auf der Stelle vergangen. Auge in Auge standen sich die beiden gegenüber.
    «Vater Samuel wird das nicht gefallen. Damit unterläufst du nicht zum ersten Mal seinen Versuch, die Revolution friedlich voranzutreiben», mahnte er mit düsterem Blick.
    «Samuel Sharpe hat bisher keinen Zentimeter Boden gutgemacht, was das Leben der drei Inhaftierten betrifft», gab Jess mürrisch zurück. «Unser guter Baptistenpriester glaubt offenbar noch immer daran, dass diese Revolte lediglich mit dem Vorzeigen des Kreuzes zu gewinnen ist. Doch nenn mir auch nur einen Teufel, der sich davon je hat beeindrucken lassen. Außerdem hat sich unser Rat eindeutig für eine kriegerische Auseinandersetzung mit den Weißen ausgesprochen.»
    «Du hast keine Ahnung», gab Kojo weiter zu bedenken, «in welches Hornissennest du da stößt. Was ist, wenn es dem Gouverneur zu bunt wird und er entgegen seiner üblichen Gewohnheit Truppen in die Berge schickt?»
    «Das wird er nicht», erklärte Jess entschlossen. «Dafür ist ihm das Leben seiner Soldaten und nicht zuletzt das dieser Frau zu kostbar, darauf möchte ich wetten. Edward Blake und sein Vater gehören zu den einflussreichsten Männern der Insel. Sie werden schon nicht zulassen, dass wir sie töten.»
    «Und was ist, wenn der Gouverneur auf deine Forderungen eingeht», bohrte Kojo weiter, «und du die Frau nach Redfield Hall zurückschicken musst? Dann wird sie ihrem Ehemann und dem Gouverneur den Standort des Lagers verraten!»
    «Auch das wird nicht geschehen. Wir werden ihr die Augen verbinden und sie in Isolationshaft halten, bis der Gouverneur auf unsere Forderungen eingeht. Dann werden wir bei Nacht und Nebel einen Austausch vornehmen, indem wir zuerst die Gefangenen fordern und die Frau erst einen Tag später an einer geheimen Stelle aussetzen, damit sie alleine nach Hause zurückgelangen kann.»
    Bevor Jess noch weiter ins Detail gehen konnte, kam Nathan herangeritten, gefolgt von Kerak und Tupac, die ihn bei der Suche nach der zweiten Frau unterstützt hatten. Anscheinend waren sie nicht fündig geworden, denn sie waren allein.
    «Die andere ist uns entwischt», erklärte er mit einem beschämten Schulterzucken. «Mit ihrem Renngaul konnten wir es nicht aufnehmen», bekannte er mit einem bedauernden Blick auf sein Maultier.
    «Das heißt», erklärte Jess tonlos, «wir müssen schnellstens von hier verschwinden, bevor sie jemanden zu Hilfe holen kann.»
    «Was ist mit ihr?», fragte Nathan und deutete mit dem Kopf auf die bewusstlose Frau.
    «Wir nehmen sie mit», erklärte Jess und nahm dem Pferd die Satteltaschen mitsamt Habe ab und band alles auf sein Muli.
    Dann hob er die Frau auf und legte sie bäuchlings über den Rücken des Tieres, sodass er hinter ihr im Sattel sitzen konnte. Dabei fiel ihm auf, wie leicht sie war und dass ihr Haar nach Rosenöl duftete.
    «Ich will Cato vorschlagen, dass wir sie als Geisel im Austausch für die drei Inhaftierten einsetzen», erklärte er.
    Nathan ersparte sich einen Kommentar und stieß lediglich einen leisen Pfiff aus. Jess fügte dem nichts hinzu und scheuchte den Gaul davon. Das Pferd hätten sie zwar gut gebrauchen können, aber es hatte das Brandzeichen von Redfield Hall, und seine speziell beschlagenen Hufe würden verräterische Spuren hinterlassen.
    Danach verband er der Frau mit dem Seidenschal ihres Huts die Augen. Um ihre schmalen Hände und Füße zusammenzubinden, nahm er zwei Stricke, die er stets mit sich führte. Ihr erschlaffter, biegsamer Körper lag wie Wachs vor seinen Schenkeln, als er sich hinter ihr in den Sattel geschwungen hatte.

    Es war bereits Mittag, und die Sonne stand hoch, als Jess mit seinen

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