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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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langhaarige Maroon-Krieger mit den Worten: «Sie hat das Bewusstsein verloren.»
    Jess sprang aus dem Sattel und kniete nieder. Behutsam nahm er das Handgelenk der bewusstlosen Frau, um ihren Pulsschlag zu prüfen. «Sie lebt», bemerkte er knapp und drehte sie vorsichtig auf die Seite.
    Gekonnt nahm er ihr den Hut ab, um zu prüfen, ob sie eine Kopfverletzung hatte. Dabei löste sich ihr Haar, und sofort fielen lange, hellblonde Strähnen über ihre Schultern. Jess stutzte für einen Moment, als er in der aufgehenden Morgenröte ihr feingeschnittenes Profil betrachtete. Selbst in ihrer Ohnmacht war sie mit ihren hohen Wangen, den blutroten Lippen und den dichten, dunklen Wimpern unglaublich schön. Eine kleine wohlgeformte Nase schmückte ihr makelloses Antlitz. Jess spürte die fragenden Blicke der Umstehenden.
    «Weiß man, wer sie ist?», fragte Joel, der gaffend hinter ihm stand.
    «Woher denn, du Idiot?», fuhr Kojo ihn an.
    Jess hob den Kopf und blickte unbeeindruckt in die Runde. «Ich schlage vor, ihr untersucht ihre Satteltaschen. Ich habe da einen unbestimmten Verdacht, wer sie sein könnte.» Wieder fiel sein Blick auf die bewusstlose junge Frau. «Nur stellt sich die Frage», murmelte er beiläufig, «was sie ohne männliche Begleitung um diese Zeit in dieser gottverdammten Gegend zu suchen hat.»
    Joel war unterdessen fündig geworden und reichte ihm einige Papiere. Bis auf Jess und Kojo konnte keiner der Männer lesen. Jess kniff die Lider zusammen, um im Zwielicht etwas erkennen zu können.
    «Helena Huvstedt», las er halblaut vor. «Bürgerin der Stadt Hamburg mit einer dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung für das Königreich England.»
    «Huvstedt?» Kojo schaute ihn bedeutungsvoll an. «Nicht, dass du denkst, ich würde mich hauptsächlich mit den Klatschseiten der
Kingston Gazette
beschäftigen, aber ist das nicht die neue Ehefrau des jungen Blake?»
    «Allerdings», knurrte Jess, der immer noch in den Papieren blätterte.
    So wie es aussah, handelte es sich tatsächlich um die neue Herrin von Redfield Hall. Jene Frau, die seine Mutter so folgenreich verflucht hatte. Jess ersparte sich gegenüber Kojo eine Bemerkung zu dem Vorfall und die im Anschluss daran getöteten Soldaten. Deren Tod war aus irgendeinem Grund bisher nicht öffentlich gemacht worden.
    «Heiliger Strohsack!», rief Joel plötzlich aus, der weiter den Inhalt der Taschen inspiziert hatte. «Sieh sich das einer an!»
    Er hielt einen kleinen, geöffneten Samtkasten in die Höhe, in dem es selbst im Zwielicht nur so glitzerte und funkelte. Jess trat näher und sah, dass es sich um Goldschmuck, Perlen und Edelsteine der feinsten Sorte handelte.
    «Pack das wieder weg», befahl er streng. «Es gehört uns nicht, und wir sind keine Diebe.»
    «Sind wir nicht?», fragte Joel leicht verstört.
    «Es ist etwas anderes, ob man Handelstrecks überfällt und Waffen und Lebensmittel erbeutet oder ob man jungen Damen ihren Hochzeitsschmuck stiehlt», betonte er düster.
    Joel nickte enttäuscht, tat aber, was Jess ihm befohlen hatte, und verstaute die Kiste wieder in den Satteltaschen.
    «Dass sie auf einem nächtlichen Ausritt solch wertvollen Tand bei sich trägt, bedeutet, dass sie entweder nicht ganz bei Trost war oder an der Sache was faul ist», bemerkte Kojo mit einem nervösen Zwinkern im rechten Auge.
    «Stellt sich die Frage, ob wirklich nur die zwei Frauen allein unterwegs waren.»
    Jess horchte beunruhigt in die Umgebung, doch weit und breit war nur das sporadische Fiepen der John Crows zu hören. Die großen, schwarzen Truthahngeier kreisten in Erwartung eines schmackhaften Kadavers bereits ungeduldig über ihnen. Feindliche Späher konnten durch das plötzliche Auftauchen der Vögel auf sie aufmerksam werden.
    Kojo grinste unvermittelt. «Denkst du, sie ist ihrem frisch angetrauten Gatten abgehauen?»
    «Blödsinn!», beschied Jess. «Eine Frau in ihren Kreisen gehorcht ihrem Ehemann. Solche Ehen werden auf höchster Ebene vermittelt, und diese Frauen wissen von Kindesbeinen an, was man von ihnen erwartet. Sie werden dazu erzogen, irgendwann einmal die Zuchtstute irgendeines vermögenden Hengstes zu sein. Du kannst sie nicht mit den Huren in Kingston oder Falmouth vergleichen, die es mit jedem dahergelaufenen Köter treiben.»
    «Was hast du mit ihr vor?», fragte Joel. «Du willst sie doch nicht töten, oder?»
    Der Blick des jungen Quadroon war ungewohnt ängstlich.
    «Nein», erwiderte Jess und kratzte sich nachdenklich den

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