Flammen der Begierde - Cole, K: Flammen der Begierde - Pleasure of a Dark Prince
heraufbeschwören.«
Cruach war auch unter dem Namen »Der, dem wir opfern« bekannt. Er hatte die Macht, Lebewesen zu infizieren und in ihnen das verrückte Verlangen hervorzurufen, diejenigen zu töten, die sie am meisten liebten. »Eine Seuche?«
»Früher konnte er seinen Wahnsinn nur durch direkten Kontakt weitergeben, und das auch nur, wenn er aus seiner Höhle entkommen konnte. Aber bald könnten sich die Auswirkungen wie eine Seuche verbreiten und von einer Person an die nächste weitergegeben werden.«
»Wie? Schwarze Magie? Mithilfe einer anderen Gottheit … ?«
»Der Countdown läuft. Tick, tack, tick, tack.«
»Was soll ich tun?«
»Geh zu den Docks. Ich habe dir eine Passage auf einem Schiff namens Contessa gebucht. In den nächsten Wochen wirst du in den Dschungel hineinfahren, in den tiefsten, dunkelsten Teil des Amazonasgebietes, wo sich keine anderen Boote hinwagen. Finde den Rio Labyrinto, einen mystischen, verborgenen Nebenfluss. Hast du schon mal von ihm gehört?«
Fassungslos hatte Lucia den Atem ausgestoßen. »Oh ja. Niemand, der bisher aufgebrochen ist, um ihn zu finden, kehrte jemals wieder zurück. Nicht einmal Unsterbliche.«
»Das scheint heute dein Glückstag zu sein.«
»Und was wird mir dabei helfen, Cruach zu bekämpfen? Eine Waffe? Ein Verbündeter? Ich schätze mal, einen Dieumort werde ich dort nicht finden.«
»Was war noch mal ein Dieumort ?«
»Ist auch egal. Also, Nïx, was finde ich da unten?«
»Ruf mich an, wenn du pünktlich ankommst – wenn nicht, brauchen wir sowieso nicht weiter darüber reden – , dann erzähle ich dir den Rest. Es sei denn natürlich, ich habe es bis dahin vergessen.« Was mehr als wahrscheinlich war.
Lucia wusste, dass Nïx ihr keine weiteren Einzelheiten mitteilen würde. Sie gab ihre Informationen mit demselben Eifer weiter, mit dem ein Geizhals Goldmünzen an Bettler verteilte. Wie alle Walküren hatte Lucia lernen müssen, Vertrauen zu – und Nachsicht mit – Nïx zu haben.
»Dann sag mir wenigstens, wie meine Chancen stehen«, hatte Lucia ungeduldig gefragt. »Was passiert, wenn ich versage?«
»Das wäre das Ende des Lebens, wie wir es kennen.«
»Gibt es sonst noch was, was du mir gerne mitteilen möchtest?«
»Alles, was du brauchst, wird an Bord der Contessa sein.« Lautes Rauschen und Knistern. »Oh, und hüte dich vor dem Barão de borracha und dem Guardião .«
Lucia sprach ein bisschen Portugiesisch. »Hüte dich vor dem Gummibaron und dem Wächter?«
Wieder Rauschen. »Kann … hören … ruf noch mal … viel Glück … «
»Nïx, ich weiß ganz genau, dass du diese Geräusche selber machst.« Sie konnte sich ihre Schwester nur zu gut vorstellen, wie sie die Faust vor den Hörer hielt und hineinpustete. Das Rauschen hörte abrupt auf. »Warum machst du das?«
»Es erschien mir weniger unhöflich als die Alternative.«
»Und die wäre?«
Klick.
Lucia verlangsamte ihr Tempo und starrte mit großen Augen auf eine ganze Reihe von Booten, die soeben ausgelaufen waren. Kam sie zu spät?
Sie bat ein paar Fischer, die gerade mit der Ausbeute des Tages anlegten, ihr die Contessa zu zeigen. Deren Antwort bestand in einem lauten Lachen. Als sie das Boot schließlich fand – wie ein gestrandeter Wal lag es an dem mit Müll übersäten Ufer – , wusste sie auch, warum.
Die Contessa – solch ein edler und kühner Name – war ein Relikt aus früheren Zeiten. Mit ihren drei Stockwerken und den Gittern anstelle einer Reling sah sie aus wie ein alter Vergnügungsdampfer. Sie war allerdings in keinem guten Zustand. Gleich über der Wasserlinie prangten diverse Löcher im Holz, und quer über die Frontscheibe des Steuerhauses zog sich ein Sprung. Die sichtbaren Metallteile waren allesamt rostzerfressen, und braunrote Spuren zogen sich wie Rinnsale aus Blut über den verkommenen Rumpf.
Das Dach auf dem Aussichtsdeck war … mit Stroh gedeckt.
Lucia verzog das Gesicht zu einer grimmigen Miene. Abfahrt um Punkt drei Uhr? Nichts, aber auch gar nichts an diesem Gefährt wies darauf hin, dass es sich überhaupt je noch einmal vom Fleck rühren würde. Nïx, du kleines Miststück. Warum hatte ihre Schwester ihr ausgerechnet auf diesem Schiff einen Platz gebucht?
Aber das musste Lucia ja schließlich nicht hinnehmen, sondern sie würde sich einfach eine andere Mitfahrgelegenheit suchen. Sie trat ein paar Schritte zurück, um die anderen Boote am Ufer zu mustern. Alle Boote, die noch nicht ausgelaufen waren, sahen aus, als ob
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