Flammen Der Nacht -4-
ich dich richtig verstehe, bist du nicht gekommen, weil du Hilfe brauchst, oder?« Er hob fragend die Augenbrauen.
Sie schüttelte den Kopf.
»Was führt Firebird Wilder, meine frühere Geliebte, denn dann in meine schäbige Hütte?«
»Hör auf mit dem Scheiß. Du bist schließlich keiner von meinen bescheuerten Brüdern.« Sie tat einen kurzen, rauen Atemzug. »Aber du bist der Vater meines Sohnes.«
Er sah gut aus, älter und irgendwie reifer als früher. Groß und breitschultrig betonte die königsblaue Uniform der Washington State Police seinen schlanken, trainierten Körper.
Seine Miene gefror vor ihren Augen.
»Du hast … einen Sohn?« Die Worte fielen wie Eiswürfel aus seinem Mund.
»Dein Sohn, Douglas, ich …« Den ganzen Weg hierher hatte sie sich zurechtgelegt, was sie sagen wollte, und jetzt war ihr Hirn mit einem Mal wie leer. Wie würde er reagieren? Würde er toben? »Ich will nichts von dir haben. Ich bitte dich um nichts. Ich dachte bloß, du solltest es wissen.«
»Wie alt ist …?«
»Aleksandr.«
»Wie alt ist Aleksandr?«
»Am ersten November ist er zwei geworden.«
Er überschlug stirnrunzelnd die Monate. »Demnach wusstest du, dass du schwanger warst, als du mich verlassen hast.«
Sie dachte an das Plastikstäbchen mit dem blauen Streifen als Testergebnis und die weggeworfene Vatertagskarte und nickte zaghaft.
»Bist du deshalb ohne ein Wort, ohne eine Erklärung abgehauen?«
Sie spielte mit dem Gedanken, ihn anzulügen. Es war viel einfacher, bei der Entdeckung der Schwangerschaft einen auf Panik zu machen, als mit der Wahrheit herauszurücken.
»Das kann es nicht gewesen sein«, folgerte er geistesgegenwärtig. »Da dein Baby im November zur Welt
kam, musst du schon Monate vorher gewusst haben, dass du schwanger warst.«
»Nicht Monate. Wir hatten aufgepasst. Ich hätte nie gedacht, dass ich schwanger sein könnte. Ich hab auch nicht auf die Symptome geachtet.« Sie stockte. »Ehrlich gesagt hatte ich gar keine Symptome.«
»Wie meinst du das: Du hattest gar keine Symptome? « Er klang ärgerlich, ärgerlich darüber, dass er keine Ahnung hatte.
Sie neigte sich zu ihm und sagte ihm die Fakten knallhart ins Gesicht, ohne Rücksicht auf seine Stimmung. »Ich meine damit, dass ich im ersten Monat meine Periode hatte, dass ich mich morgens nie übergeben musste und mich fabelhaft fühlte. Ich hab nie im Leben damit gerechnet, dass ich schwanger sein könnte. Außerdem haben wir jedes Mal ein Kondom benutzt.«
Er senkte seinen Blick in ihren. »Und weshalb sollte ich dir glauben?«
»Dass wir einen Sohn haben?«
»Dass ich der Vater deines Sohnes bin. Du hast gerade selbst betont, dass wir es nie ohne Kondom gemacht haben.«
Douglas verletzte sie. Kalt. Und vorsätzlich. Er wusste genau, dass Aleksandr sein Sohn war; sie war bei ihrem ersten Mal mit Doug noch Jungfrau gewesen und so verliebt, dass sie vor Glück geweint hatte.
»Kondome sind nicht hundertprozentig sicher.« Schon gar nicht, wenn der Typ wie Superman vögelt. Sie schob eine Hand in ihre Hosentasche und sagte gefasst: »Ich hab, ehrlich gesagt, damit gerechnet, dass du … gewisse Zweifel haben könntest.«
Irrtum – wenn sie mit allem gerechnet hätte, aber damit nicht .
Er fasste ihre Hand, hielt sie fest. »Was machst du da?« Seine Iris schimmerte dunkel und hart wie Kohlenerz.
»Ich hab einen DNA-Test dabei.« Den hatte sie in erster Linie mitgebracht, um mithilfe seiner Zellproben zu beweisen, dass er der Sohn von Konstantine und Zorana war. Wenn er ihn als Vaterschaftstest hinzuziehen wollte, auch okay. »Ich brauche bloß eine kleine Speichelprobe …«
Er zog langsam ihre Hand aus ihrer Tasche und drehte die Handfläche nach oben.
Sie öffnete ihre Finger und zeigte ihm das Plastikpäckchen. »Es ist versiegelt. Und steril verpackt. Innen ist ein Röhrchen mit einem Baumwolltupfer. Wir müssen mit dem Tupfer lediglich über die Innenseite deiner Wange reiben, alles wieder in dem Röhrchen verschließen und nach Seattle schicken. Das Labor wird die DNA untersuchen und dich informieren, ob sie zu Aleksandrs passt.«
Doug ließ ihre Hand los.
»Wenn du mir nicht vertraust, wenn du lieber mit Aleksandr zusammen ein Labor aufsuchen möchtest …«
»Los, mach schon.« Er öffnete unschlüssig den Mund.
Firebird merkte ihm an, dass er misstrauisch war, und zögerte.
Douglas machte den Mund wieder zu. Er umschloss mit seiner Hand ihr Kinn, drehte ihr Gesicht zum Licht. »Was hast du? Ist
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